Die Ahrensburger Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Fricke war die erste im Kreis - vor genau 20 Jahren. Festakt zum Dienstjubiläum.

Ahrensburg. Ist sie eine Emanze? Klare Frage. Klare Antwort: "Ja." Darüber muss Gabriele Fricke nicht lange nachdenken. "Ich finde es eigenartig, wenn Frauen in Diskussionsrunden immer gleich beteuern: Ich bin aber keine Emanze. Für mich ist das kein Schimpfwort. Ich stehe dazu", sagt Ahrensburgs Gleichstellungsbeauftragte. Die 59-Jährige hat Pionierarbeit geleistet und vor allem Stehvermögen bewiesen: Vor 20 Jahren fing sie in der Schlossstadt an - als erste Frauenbeauftragte im Kreis Stormarn.

Schon zu Beginn zeigte sie, wo es langgeht. "Ich erschien zum Vorstellungsgespräch mit lila Mantel, lila T-Shirt und mit lila Ohrringen. Das war eine klare Ansage", sagt Gabriele Fricke. Ihre Herkunft aus der Frauenbewegung zu verleugnen, wäre ihr nicht in den Sinn gekommen. Sie hatte in Osnabrück Pädagogik studiert und in einer rein weiblichen studentischen Interessenvertretung agitiert. "Der heutige Bundespräsident Christian Wulff war zu der Zeit auch an der Uni und politisch aktiv. Als Vorsitzender im Ring Christlich-Demokratischer Studenten", erinnert sich Fricke. Viel Kontakt habe es nicht gegeben. Das Interesse Wulffs an den frauenbewegten Kommilitoninnen war wohl nicht so riesig. Umgekehrt war es genauso. Fricke: "Wir hatten anderes zu tun. Es war eine spannende Zeit."

Nach dem Studium arbeitete Gabriele Fricke in einer Frauenberatungsstelle. "Das war Basisarbeit", sagt sie. Aber die Stelle war befristet. So landete sie schließlich im Ahrensburger Magistratszimmer. Die Lila-Offensive der jungen Dame aus Osnabrück hat auf die Stadträte offenbar nicht verstörend gewirkt. Sie bekam die Stelle. "Aber das erste Jahr war hart", sagt sie, "es gab etliche Angriffe von den Männern."

+++ Zum Dienstjubiläum gibt es Frauenkunst +++

Vor allem, als sie die "Dienstvereinbarung zum Verbot der sexuellen Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz" vorlegte, knirschte es. Andere hätten vielleicht aufgegeben. Gabriele Fricke nicht: "Solche Widerstände spornen mich an. Ich bin immer darum bemüht, das Ziel zu erreichen. Und da ich das Sternzeichen Waage habe, bemühe ich mich dabei auch immer um Ausgleich."

So bekam sie nicht nur besagte Dienstvereinbarung durch, sondern gründete den Verein Frauennotruf Ahrensburg, brachte den Frauenförderplan auf den Weg, startete das Projekt "Betreute Grundschulzeiten", initiierte den Frauentreff Gartenholz, hob das Unternehmerinnen-Netzwerk mit aus der Taufe und schaffte es mit den Mitstreiterinnen im Arbeitskreis Frauenblicke auf Ahrensburg, das Rondeel für Autos zu sperren. "Das Wichtigste war jedoch die Eröffnung des Frauenhauses 1996." Sie weiß, wie schwer Dinge zu erreichen und wie schwer sie auch zu erhalten sind. Denn vor zwei Jahren drohte dem Frauenhaus das Aus. Schließlich konnte die Fusion mit Schwarzenbek abgewendet werden. Fricke: "Es war eine Erlösung. Jetzt dürfen wir sogar auf 13 Plätze erweitern."

Der Festakt zum Dienstjubiläum ist am 9. März im Marstall. Thema der Diskussionsrunde: "Gleichstellung - wohin geht die Reise?". Für Gabriele Fricke steht es fest: "Ich muss arbeiten, bis ich 65 und fünf Monate alt bin. Und das werde ich auch tun und mich verstärkt um Migration und Rechtsradikalismus kümmern. Das weibliche Element soll die rechte Szene akzeptabler machen. Das ist der Trick. Ich fühle mich nicht bedroht. Aber ich sehe es als meine Aufgabe an, da hinzuschauen."