26-Jähriger dreht auf dem Fahrrad und stellt 42 rassistische Filme ins Internet - auch aus Stormarn

Ahrensburg. Er filmte Straßensituationen in Lübeck sowie in mehreren Gemeinden in Stormarn und dem Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg und kommentierte sie mit rassistischen und volksverhetzenden Äußerungen. Anschließend stellte er die Videos ins Internet. Jetzt aht die Polizei den 26 Jahre alten Lübecker gefasst.

Sein Vorbild warv der 48 Jahre alte Uwe W. aus Grinau (Herzogtum Lauenburg). Er hatte mehr als 700 Videos ins Netz gestellt und muss sich vermutlich im Frühjahr wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten (wir berichteten).

Der 26 Jahre alte Trittbrettfahrer aus Lübeck veöffentlichte seine Aufnahmen seit Mitte Dezember unter dem Titel "Ghettokontrolle" auf der Internetplattform YouTube. Gestern Morgen durchsuchten Beamte des Staatsschutzes seine Wohnung. Sie beschlagnahmten diverse Beweismittel wie einen Laptop, Speicherkarten und eine getarnte Videokamera, die in einer Brille integriert ist, sowie zwei Fahrräder. Anders als Uwe W. war der Lübecker für seine Aufnahmen nicht mit einem Auto, sondern mit dem Fahrrad unterwegs und kommentierte dabei die Sequenzen mit fremdenfeindlichen und teilweise volksverhetzenden Sprüchen. Die Beamten des Staatsschutzkommissariats K 5 waren bei ihren Ermittlungen gegen W. auf die 42 Fahrrad-Videos im Netz gestoßen. Die Auswertung der Filme brachten die Polizei darauf, dass der 26-Jährige im Lübecker Stadtteil St. Gertrud wohnen müsse. Weitere Ermittlungen führten die Beamten direkt zu ihm.

Der Lübecker legte in der Vernehmung ein Geständis ab

Bei der Vernehmung habe der Lübecker die Taten gestanden. Er gab gegenüber den Ermittlern zudem an, durch die Filme des Grinauers auf die Idee gekommen zu sein, eigene Videos zu erstellen und zu veröffentlichen. Es sei ihm überwiegend darum gegangen, die Aufmerksamkeit der Internetuser auf sich zu ziehen und Beachtung zu finden. Um mehr Klicks zu bekommen, habe er nach und nach die Kommentare verschärft.

Die Möglichkeit, mit solchen Filmen eine intensive Berichterstattung in den Medien auszulösen, habe bei ihm den Wunsch der Nachahmung noch verstärkt. Wo genau der Lübecker in Stormarn zum Drehen seiner Videos unterwegs war, wollte die Lübecker Polizei gestern nicht bekannt geben.

Laut Staatsanwaltschaft werde wie im Fall des Grinauers nun auch gegen den Lübecker wegen Volksverhetzung ermittelt. Je nach Umfang der Videos erwarten den 26-Jährigen bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.

Hinweise, dass die beiden Männer in einer Gruppe zusammengearbeitet haben, gebe es derzeit nicht. Der Lübecker sei zuvor noch nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten. Die Staatsanwaltschaft schätzt, dass die Auswertung des Videomaterials, das mittlerweile gelöscht wurde, bis Ende Februar dauern wird. Erst dann komme es zu einer Anklage.