Im Kreis Stormarn luden allein gestern neun Städte und Gemeinden ihre Bürger und Gäste zum traditionellen Neujahrsempfang ein.

Barsbüttel. Sie gehören fast überall zum guten Ton und sind häufig das erste große gesellschaftliche und politische Ereignis des Jahres: die traditionellen Neujahrsempfänge. Im Kreis Stormarn luden allein gestern neun Städte und Gemeinden Bürger und Gäste zum Gedankenaustausch ein. Ahrensburg hatte seinen Empfang wegen des Todes von Bürgervorsteher Werner Bandick abgesagt.

Glinde: Bürgervorsteher Eberhard Schneider lobt das Gemeinwesen in der Stadt

Rund 300 Gäste sind in Glinde der Einladung der Stadt gefolgt und zum Neujahrsempfang ins Marcellin-Verbe-Haus gekommen. Bürgermeister Rainhard Zug und Bürgervorsteher Eberhard Schneider begrüßten jeden Besucher persönlich mit einem Händeschütteln. Zwar ist dies in Glinde Tradition, jedoch dürfte es bei diesen Empfang eine besondere Bedeutung gehabt haben.

Denn Schneider lobte in seiner Rede immer wieder das Gemeinwesen, insbesondere die Bürgerinitiative gegen Rechts. "Ein bewundernswertes Handeln, für das ich Respekt zolle und ehrlichen Dank sagen möchte", so der Bürgervorsteher. "Die Initiative hält seit der Eröffnung des Tønsberg-Geschäftes, das die bei Rechtsradikalen beliebte Marke "Thor Steinar" anbietet, jeden Abend eine Mahnwache vor dem Laden." Der Bürgervorsteher nimmt dies als Beispiel dafür, dass sich die Bürger für ihre Stadt und die Menschen, die darin leben, verantwortlich fühlen.

Neben dieser Initiative dankte Schneider auch den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, die ebenfalls das Gemeinwesen in der Stadt stärkten. Sie bieten Angebote für Jung und Alt an. All dies sei nicht selbstverständlich und um alles in Bewegung zu halten, sei der unermüdliche Einsatz der Bürger unverzichtbar. Doch dies reiche nicht aus. Schneider: "Damit wir unsere Standards im sozialen und kulturellen Bereich halten können, sind Steuererhöhungen ein gerechtes Mittel, denn da tragen alle zusammen die Last für ihr Gemeinwesen."

Bargteheide: Auch 2012 die einzige schuldenfreie Stadt in Schleswig-Holstein

Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz und Bürgervorsteher Horst Kummereincke können zuversichtlich auf das neue Jahr anstoßen. Denn auch in diesem Jahr bleibt Bargteheide die einzige schuldenfreie Stadt in Schleswig-Holstein.

"Und wer keine Zinsen zahlen muss, kann mehr Geld sinnvoll investieren", sagte Bürgermeister Görtz und nannte beim 26. Neujahrsempfang der Stadt Bargteheide einige Beispiele: "Das Gymnasium Eckhorst wird erweitert und saniert. Für rund 2,6 Millionen Euro werden neue Fach- und Klassenräume geschaffen. Auch das Freibad soll erneuert werden. Bürgervorsteher Horst Kummereincke fügte hinzu, dass die Feuerwehr, die im vergangenen Jahr 139-mal ausrücken musste, ein neues Einsatzleitfahrzeug bekommt. Auch die Mitarbeiter des Bauhofes dürfen sich freuen, denn für sie wird ein neues Gebäude gebaut.

Bei all diesen positiven Aussichten für 2012, hat auch Bargteheide ein Sorgenkind: Der "Buckel" auf der Westumgehung sorgte auch gestern im Bargteheider Ganztagszentrum für jede Menge Gesprächsstoff unter den Gästen. Bürgermeister Henning Görtz sieht den Hubbel jedoch gelassen: "Das Stirnrunzeln über den berühmten Buckel bleibt zwar, die Entlastung für viele innenstädtische Straßen ist aber schon jetzt spürbar", sagte Görtz und fügte hinzu: "Aller Voraussicht nach, kann noch 2012 der Startschuss für den zweiten Bauabschnitt fallen, wodurch die Jersbeker Straße entlastet wird."

Reinbek: Bürgervorsteher mahnt zum Sparen

Die Reinbeker werden künftig den Gürtel enger schnallen müssen. Das kündigte Bürgervorsteher Lothar Zug beim Neujahresempfang im Reinbeker Schloss an. "Im Stadtsäckel fehlen Millionen über Millionen", sagte Zug und fügte hinzu: "Es gilt deshalb zu sparen. Wir alle müssen uns darauf einstellen, dass wir das für das Gemeinwohl Geschaffene in Gänze nicht mehr aufrechterhalten können."

Zug kündigte an, dass freiwillige Leistungen der Stadt künftig infrage gestellt und die Einnahmen durch erhöhte Abgaben oder Gebühren verbessert werden müssten. "Auch die Qualität der Dienstleistungen der Verwaltung bleibt davon nicht ausgenommen", so der Bürgervorsteher gestern Vormittag. Besonders wichtig sei bei solch einer "finanziellen Schieflage" das ehrenamtliche Engagement. Zug bedankte sich insbesondere bei Bernhard Donati, der eine Stiftung gegründet hat, um die Kultur im Reinbeker Schloss langfristig zu sichern und diese vorerst mit einem Startkapital von 100 000 Euro ausgestattet hat.

Einen besonderen Dank sprach er auch der Freiwilligen Feuerwehr aus. Zug: "Als Politiker weiß ich, dass Sie dieses Engagement mit den einhergehenden Risiken honoriert wissen möchten. Insbesondere die Ortswehr Reinbek durch den Bau eines neuen Gerätehauses. Aber dazu müssen Sie sich bei der Haushaltslage leider noch in Geduld üben."

Oststeinbek

Für Bürgermeisterin Martina Denecke und Bürgervorsteher Hendrik Maier war es eine Premiere - mit freundlichem Applaus. Der CDU-Politiker sagte, er freue sich, alle Vereine kennen zu lernen und wolle auch die 2400 Neubürger (seit 2008) für die Mitarbeit in der Gemeinde gewinnen.

Martina Denecke sprach über Streitthemen und neue Projekte und lobte ihre Mitarbeiter. "Autonomie oder Amtsschimmel" sei ein Streitthema, ebenso der Trend, "immer mehr haben zu wollen", was den öffentlichen Raum angehe. Als Beispiele nannte sie die Diskussionen über eine Hundewiese und die Gebühren für gemeindliche Räume. Angesichts der finanziellen Belastungen - 413 000 Euro Mehreinnahmen in der Kinderbetreuung stehen 1,3 Millionen Euro mehr Personalkosten gegenüber - stelle sich die Frage "ob wir uns das alles leisten können". Statt für den Neubau einer Kita plädiere sie für die Umnutzung vorhandener Gebäude.

Der frühere Gemeindewehrführer Bernd Klinke erhielt für 32 Jahre Ehrenamt den mit 2500 Euro dotierten Helmut-Landt-Preis. Urkunden bekamen Christel Adebar, Dr. Georg Becher, Andrea Gehn, Annegret Giesler, Eleonore Jakobs und Heiko Rockel.

Großhansdorf

Mit gebührendem Abstand vom Rednerpult haben rund 70 Großhansdorfer Bürger die Neujahrswünsche ihres Bürgermeister Janhinnerk Voß im Waldreitersaal entgegengenommen. Voß sprach nicht nur, aber auch über das Wetter - "schon bald Tradition in meiner Neujahrsansprache".

Anschließend schnitt er Themen an, die durchaus mehr Brisanz haben. "Es geht mir manchmal auf die Nerven, wie manche Mitbürger Großhansdorf zerreden und schlecht machen", sagte er. "Ich lasse es mir nicht nehmen: Großhansdorf ist ein sehr, sehr schöner Ort, trotz der Änderungen, die er in letzter Zeit erfahren hat."

Über Veränderungen der nahen Zukunft informierte Voß ebenfalls. "Die planerischen Voraussetzungen für den Solarpark auf der Grenzeckkoppel stehen, die Verhandlungen mit dem Investor laufen, sind aber noch nicht abgeschlossen", sagte er. Er sprach auch den Bau des Edeka-Marktes an der Hansdorfer Landstraße, die Erweiterung des Feuerwehrhauses oder die Übertragung des Schmutz- und Regenwassernetzes an die Hamburger Stadtentwässerung (HSE) an. Um dann den Anwesenden zuzuprosten und mit Bürgervorsteher Jens Heinrich anzustoßen.

Reinfeld

"Für Reinfeld war 2011 im Ganzen ein erfolgreiches Jahr." Mit diesen Worten begrüßte Bürgervorsteher Hans-Peter Lippardt die Gäste beim Neujahrsempfang der Stadt Reinfeld in der Mensa des Ganztagszentrums. Denn im vergangenen Jahr entstand die Seepromenade am Herrenteich. Trotz des 1,2 Millionen Euro teuren Bauprojekts, habe die Stadt Reinfeld 2011 keine neuen Schulden gemacht. So soll es in Zukunft weitergehen. Die Innenstadtsanierung ist noch lange nicht abgeschlossen. Als nächstes soll ein Rathausplatz entstehen. Es ist geplant, auch die Grünfläche am Jungfernstieg zu bebauen.

Doch dagegen hat sich die Bürgerinitiative "Pro Park" gegründet. Deren Mitglieder bezeichnen die Pläne, dort einen Einkaufsmarkt bauen zu lassen, als "städtebauliche Sünde". "Als Demokrat, finde ich die Gründung einer Bürgerinitiative positiv", sagte Lippardt. Als Stadtverordneter würde er sich jedoch lieber wünschen, wenn die Menschen, bei den Sitzungen dabei wären, in denen die Bauvorhaben diskutiert werden.

Trittau

Bürgermeister Walter Nussel hat beim Neujahresempfang in der Trittauer Wassermühle positiv in die Zukunft geblickt. Denn die Gemeinde wächst. "Im vergangenen Jahr zählten wir 568 Zuzüge, dem stehen 463 Wegzüge gegenüber, was ein Plus von 105 Bürgern ergibt." Sorgen macht Nussel indes der schlechte Zustand des überörtlichen Straßennetzes. Einige Straßen müssten dringend saniert werden. "Hier läuft zurzeit ein Planfeststellungsverfahren. Der Kreis hofft, dass es Mitte 2012 abgeschlossen ist und er dann mit dem Ausbau beginnen kann", sagte Nussel.

Für Nikolaus Weber, 71, und Ursula Meyer vom Deutschen Roten Kreuz in Trittau sind jedoch andere Dinge wichtig. "Wir brauchen dringend eine Kleiderkammer", sagte die stellvertretende Vereinsvorsitzende in einem persönlichen Gespräch mit dem Bürgermeister und machte den Vorschlag diese neben der Tafel an der Großenseer Straße zu eröffnen. Walter Nussel möchte die Idee in den Gremien diskutieren und sagte beim Empfang: "Das ist eine gute Sache."

Barsbüttel

Mit Sternsingern und Geigensolo begrüßte Barsbüttel das neue Jahr. "Wir werden auch 2012 in einem Ort mit überdurchschnittlicher Infrastruktur leben,", sagte Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Das sei unter anderem ein Verdienst des Ehrenamtes, zum Beispiel der "am meisten unterschätzten Gruppe - der Kommunalpolitik". Er dankte "allen, die das Geld der Gemeinde zusammenhalten". So auch der Bürgerinitiative Ortsmitte, deren Einsatz dazu führte, dass die Brandschutzinvestitionen im alten Rathaus günstiger ausgeführt werden können. Bis Ende 2012 sollen Barsbüttels Schulden von 17,4 Millionen Euro (2007) auf 6,8 Millionen Euro gesenkt werden, sagte Schreitmüller. Dafür müssten allerdings Steuern und Gebühren erhöht werden. Geehrt wurden unter anderem Klaus Wriggers und Heinz Steffenhagen von der Ortswehr Willinghusen und Harald Seeler aus der Stellauer Wehr für je 40 Jahre Ehrenamt.

Ammersbek

Mit schwungvoller Musik des Jugendorchesters Ammersbek, Bildern aus dem Dorfleben und der -geschichte und politischer Prominenz - so haben rund 100 Bürger aus Ammersbek das neue Jahr empfangen. "Mit der kleinen Verspätung von acht Januartagen wünsche ich Ihnen und Ihren Familien alles Gute für das neue Jahr", sagte Bürgermeister Horst Ansén im Dorfgemeinschaftshaus. Bürgervorsteherin Ingeborg Reckling hatte zuvor bereits einen besonderen Gast begrüßt: Henning Voscherau, ehemaliger Bürgermeister von Hamburg und Präsident des Golfclubs Hamburg-Walddörfer, dessen Platz auf Ammersbeker Gebiet liegt.

Ansén lud in seiner Rede zur Ehrenamtsmesse am 12. Februar ein, die der Ammersbeker Bürgerverein zusammen mit der Verwaltung organisiert. Die Bürger rief er zu ehrenamtlichem Engagement auf: "Was Sie in Ammersbek nicht tun, das haben wir in Ammersbek auch nicht."