61 und 71 Jahre alte Ahrensburger unterschlugen Mietwagen und prellten Urlaubshotels. Farzan Said ermittelte ihren Aufenthaltsort.

Ahrensburg. Sie checken in noblen Hotels ein, lassen sich dort im Wellnessbereich verwöhnen und feiern ausgelassen Partys. Alles auf Kosten der Hotels. Ohne zu bezahlen, reiste das betrügerische Paar aus Ahrensburg ab - mit einem Mietwagen, den die Betrüger schon längst wieder hätten abgeben müssen. Mindestens drei Hotels, drei Autohändler und eine Autovermietung sind Opfer der dreisten Betrüger geworden. Die Polizei schätzt den Schaden auf mehrere Tausend Euro und ermittelt wegen Unterschlagung und Betrugs. Zudem schließen die Beamten nicht aus, dass es Dutzende andere Opfer gibt.

Aufgeflogen waren Irmgard S., 61, und Erlfried H., 71, weil sie einen Leihwagen der Autovermietung Sixt in Ahrensburg nicht wie vereinbart zurückgebracht hatten. Dort hatte S. am 29. Dezember einen Mini Cooper für zwei Tage gemietet. Als das Auto am 2. Januar immer noch nicht wieder da war, wurde Sixt-Mitarbeiter Farzan Said misstrauisch. "Ich erinnerte mich, dass die Frau im Gespräch sagte, dass sie im Ahrensburger Hotel am Schloss wohnt", sagt Said. Sofort ruft der Mitarbeiter der Autovermietung dort an und erkundigt sich nach Irmgard S. Doch die Betrügerin und ihr Partner sind schon längst abgereist - mit dem Mini.

In dem Hotel waren die Gäste um die Weihnachtstage eingecheckt. "Frau S. erzählte uns, dass sie in Ahrensburg ein Haus für 650 000 Euro gekauft habe, dort aber noch nicht einziehen könne", sagt der Geschäftsführer Knud Kistenmacher. Immer wieder haben S. und H. den Aufenthalt verlängert. "Wir haben dann die Gäste gebeten, eine Zwischenrechnung zu begleichen", erinnert sich Kistenmacher. Doch die Frau sagte, dass ein Ahrensburger Anwalt die Kosten übernehmen werde. Sie ließ sich die Rechnung geben und sagte, sie werde sie persönlich beim Anwalt abgeben. "Natürlich habe ich bei dem Rechtsanwalt sofort angerufen, doch leider war dieser am 30. Dezember nicht mehr zu erreichen. An dem Tag verschwand auch das Pärchen spurlos. In dem Ahrensburger Hotel ließ es die Koffer, Kleidung und Unterlagen zurück. "Das war schon sehr eigenartig", sagt Kistenmacher. Nach dem Telefonat mit der Autovermietung hatte der Hotelgeschäftsführer auch den vermeintlichen Rechtsanwalt von Irmgard S. erreicht. "Dieser sagte mir, dass es nie eine solche Vereinbarung gab." Der Geschäftsführer sieht sich in dem Zimmer des Pärchens um und findet eine Liste mit zahlreichen Hotels. "Wir haben dort überall angerufen, um vor den Betrügern zu warnen", sagt Kistenmacher. Als er am 3. Januar in einem Vier-Sterne-Hotel auf der Insel Usedom anruft, sagt ihm die Frau von der Rezeption, dass Irmgard S. und Erlfried H. dort Gäste sind.

Sofort alarmiert der Geschäftsführer des Ahrensburger Hotels die Polizei. Noch am 3. Januar beschlagnahmen die Beamten der örtlichen Wache den zur Fahndung ausgeschriebenen Mini Cooper. Das betrügerische Pärchen wird jedoch nicht mitgenommen. "Am selben Tag erreichte uns eine weitere Anzeige", sagt Axel Falkenberg, Sprecher der Polizeiinspektion Anklam (Mecklenburg Vorpommern). S. und H. hatten eine Rechnung für neun Übernachtungen in einem Hotel in Zinnowitz, ebenfalls auf der Ferieninsel Usedom, nicht bezahlt. Dort wohnten sie zwischen dem 9. und 18. Dezember. Die Rechnung: 1200 Euro. Sofort machen sich die Beamten erneut auf den Weg zum dem Nobelhotel in Heringsdorf. Doch die Betrüger sind dort nicht mehr anzutreffen. Ihre Sachen ließen sie im Zimmer zurück. "Die Dinge haben wir beschlagnahmt", sagt Falkenberg.

Gestern kam das Paar zur Polizei in Heringsdorf und wollte seine Sachen wiederhaben. Beide machten keine Aussagen und wurden nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wieder entlassen. Die Rechnung für das Nobelhotel in Heringsdorf, in dem das Ahrensburger Paar Silvester gefeiert und anschließend ausgiebig den Wellnessbereich genutzt hatte, ist noch offen.

Noch am Montag rief die Frau bei der Autovermietung in Ahrensburg an und forderte Farzan Said auf, ihr den Wagen zurückzugeben. Aber im Internet warnt der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Schleswig-Holstein vor dem Paar. "Vor Weihnachten haben sie versucht, drei Autohändler zu prellen. Frau S. zeigte offenbar gefälschte Einzahlungsbelege vor", sagt Jan-Nikolaus Sontag, Geschäftsführer des Verbands. Zwei Autohändler blieben misstrauisch, ein Verkäufer händigte ihr einen Honda für 20 000Euro aus. "Dieses Auto ist wieder zurückgegeben worden", sagt Klaus-Dieter Schultz, Sprecher der Lübecker Staatsanwaltschaft.