Ahrensburg prüft, ob die Demokratische Schule Infinita ins frühere Krankenhaus zieht. Asklepios stoppt die Pläne für eine neue Tagesklinik.

Ahrensburg. Der Plan zum Neubau einer Tagesklinik in Ahrensburg ist vom Tisch. Der Krankenhauskonzern Asklepios hat seinen Bauantrag für eine Notfallambulanz zurückgezogen. Am 23. Dezember wurde ein neuer Antrag für ein weiteres Ärztehaus am selben Standort gestellt. Das Investitionsvolumen: rund fünf Millionen Euro. "Ursprünglich wollten wir neben Facharztpraxen eine Tagesklinik mit zwölf Betten eröffnen", sagt Asklepios-Sprecherin Nina Bernard. "Da das Gesundheitsministerium in Kiel aber keine Genehmigung für eine stationäre Behandlung in Ahrensburg erteilt hat, mussten wir von der Planung Abstand nehmen."

Aus Sicht der Stadtverwaltung entspannt sich damit die Situation an der AOK-Kreuzung. Da eine Notfallaufnahme mit Zufahrt für Rettungswagen nicht mehr notwendig erscheine, sei die Verkehrsproblematik "sicher lösbar". Die Bauaufsicht werde sich in Kürze mit dem neuen Antrag von Asklepios befassen. Auch für die nach mehr als 50 Jahren geschlossene Klinik an der Manhagener Allee gibt es im Rathaus Überlegungen: Dort könnte die Demokratische Schule Infinita einziehen.

Der ehemalige Klinikchef Dr. Martin Zellner zieht mit seiner Praxis aus der Manhagener Allee an den Wulfsdorfer Weg 93 um. Die Schwestern Viviana und Nadjana Pietruska, beide sind medizinische Fachangestellte, haben Kartons mit Patientenakten, Röntgenbildern und Gehhilfen gepackt. Zellner kommt mit seinen Angestellten vorübergehend in einer Praxisgemeinschaft mit Dr. Salah Wanli unter. "Asklepios kommt offenbar noch nicht richtig voran", sagt Zellner. "Alle Ärzte, die mit dem Konzern Mietverträge geschlossen haben, hoffen nun, dass es bald losgeht."

Dazu sagt die Asklepios-Sprecherin Nina Bernard: "Wir bedauern sehr - auch für unsere Mieter -, dass wir noch nicht mit dem Bau beginnen konnten." Beim Tagesklinik-Plan habe es zu viele Unwägbarkeiten gegeben: neben der fehlenden Genehmigung aus Kiel und den Schwierigkeiten mit einer Rettungswagen-Zufahrt auch ein Parkplatz-Problem. Bei einem Ärztehaus seien die Hürden hingegen nicht so hoch. Die Verzögerungen seien besonders für die Ärzte ärgerlich, die sich nun eine Zwischenlösung suchen müssen, da sie ihre alten Praxisräume nicht bis zur Eröffnung des neuen Gebäudes nutzen könnten. Auch aus diesem Grund habe man den Antrag für die Tagesklinik zurückgezogen, sagt Nina Bernard.

Mit etwaigen Schadenersatzforderungen wegen möglicher Umsatzverluste bei Medizinern rechne der Konzern nicht. Die Mieter seien über die Probleme informiert "und in die Lösungssuche einbezogen". Asklepios geht davon aus, bald eine Baugenehmigung zu bekommen. Nina Bernard: "Wir hoffen, dass wir innerhalb der nächsten Wochen zum ersten Spatenstich einladen können, und sind zuversichtlich, dass unsere Mieter noch im Jahr 2012 in ihre neuen Praxisräume einziehen können."

Bürgermeister Michael Sarach bedauert, dass es keine Klinik mehr gibt in Ahrensburg. In seiner Brust schlügen aber zwei Herzen. Er sagt: "Zwar ist die ärztliche Versorgung in der Schlossstadt gewährleistet. Wir haben das Amalie-Sieveking-Krankenhaus in Hamburg-Volksdorf in der Nähe. Und die Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe." Auch die vorgeschriebenen Rettungszeiten würden eingehalten. "Doch viele Ahrensburger sind es gewohnt, eine eigene Klinik zu haben", sagt Sarach. "Das wird künftig fehlen."

Und was wird aus dem alten Klinikgebäude? Der Eigentümer, die Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen (GsbG), die auch Betreiber der Park-Klinik in Großhansdorf ist, hält sich bedeckt. Derzeit würden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten geprüft. Michael Sarach wird da konkreter: "Wir haben erste Gespräche mit dem Eigentümer geführt. Eine Option ist, dass wir dort die Pläne für die Demokratische Schule Infinita verwirklichen könnten." Wie berichtet, hat das Bildungsministerium in Kiel das Projekt genehmigt. Allerdings muss ein Nachweis über ein entsprechendes Gebäude erbracht werden.

Demokratische Schulen gibt es weltweit, vor allem in den USA und in Israel. Diese Einrichtungen, die auf das Modell des Gründers der Summerhill-Schulen, Alexander Sutherland Neill, zurückgehen, legen großen Wert auf eigenständiges Lernen. Die Schulversammlung legt Angebote fest, die jedes Kind seinen Neigungen entsprechend selbstbestimmt nutzen kann. Noten, feste Klassen, Lehrpläne und Leistungsdruck gibt es bei Infinita nicht. Den Schülern wird ein Realschulabschluss ermöglicht. Die Schulgebühr liegt, sozial gestaffelt, bei etwa 200 Euro im Monat. Die Nachfrage ist nach Angaben der Initiatoren im Ahrensburger Einzugsgebiet relativ groß.

Der Bürgermeister hat aber noch eine weitere Nutzungsmöglichkeit vor Augen. Michael Sarach sagt: "In Ahrensburg fehlen Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Dort ergibt sich vielleicht eine Chance."