Förderpreis soll helfen, die positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu verbessern

Ahrensburg. "Wir müssen die Wahrnehmung des Handwerks in der Öffentlichkeit stärken", sagt Eberhard Jürgensen, Präsident der Handwerkskammer Schleswig-Holstein. Bei dieser Bemühung soll ein mit 10 000 Euro dotierter, landesweiter Förderpreis helfen. Er wird dieses Jahr zum zehnten Mal von den Volksbanken und Raiffeisenbanken ausgeschrieben. Ziel ist es, die Bühne für besonders leistungsfähige Handwerksbetriebe aus allen Bereichen zu öffnen und damit auch ihr Image zu verbessern.

"Das Handwerk macht das Leben, das wir führen, erst möglich", sagt Eberhard Jürgensen. "Unsere Handwerksbetriebe sind innovativ, modern und leistungsstark." Das seien auch die Eigenschaften, die die bisherigen Preisträger ausgezeichnet hätten.

"Handwerk ist alles, aber nicht verstaubt und altbacken", meint auch Tamara Zieschang, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr. Für ein vornehmlich mittelständisch geprägtes Bundesland wie Schleswig-Holstein sei das Handwerk tragender und unverzichtbarer Bestandteil der Wirtschaft. Zieschang: "Wir müssen unsere Stärken stärken - und das Handwerk ist eine Stärke. Der Wettbewerb zeigt, dass nicht nur ich das so sehe."

Seit Beginn des Jahres versucht das deutsche Handwerk bereits mit einer Kampagne, sein Image zu verbessern. Ein Werbefilm zeigt von den Wänden abblätternde Tapeten, zusammenbrechende Tische und einstürzende Häuser. Er soll den Menschen bewusst machen, welche Bedeutung das Handwerk für ihr Leben hat. Insbesondere jungen Menschen soll verdeutlicht werden, wie vielfältig der Berufszweig ist und wie viel Handwerker leisten.

Im vergangenen Jahr ging der Preis an einen Geigenbauer

Erste Erfolge zeigen die Bemühungen des Handwerks zur Imageverbesserung bereits: Die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge ist gestiegen. So wurden in den ersten Monaten dieses Jahres im Bereich der Handwerkskammer Lübeck 1543 neue Ausbildungsverträge unterschrieben - eine Steigerung von 7,68 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Unter den Jugendlichen gilt es derzeit als cool, eine Lehre im Handwerk zu absolvieren", sagt Horst Kruse aus Großhansdorf, Präsident der Handwerkskammer Lübeck.

Mit technischen oder technologischen Erneuerungen, beispielhaften Lösungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes und vorbildlichen Marketingkonzepten können Betriebe, die sich für den Förderpreis bewerben wollen, vor der Jury punkten. Sie besteht aus Vertretern der Handwerkskammern Lübeck und Flensburg, des Wirtschaftsministeriums des Landes sowie der Volks- und Raiffeisenbanken.

Chancen auf eine Auszeichnung erhöhen auch eine überzeugende Gestaltung handwerklicher Produkte sowie erfolgreiche unternehmerische Entwicklungskonzepte, verbunden mit der Sicherung und Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Auch herausragende kooperative Leistungen handwerklicher Unternehmen zur Stärkung ihrer gemeinsamen Wettbewerbsposition und eine erfolgreiche unternehmerische Gesamtleistung traditionsreicher Handwerksunternehmen fließen in die Bewertung ein.

Im vergangenen Jahr wurde der Ahrensburger Geigenbaumeister Christian Adam mit dem Förderpreis ausgezeichnet. Das Geld habe er in die Anschaffung neuer Instrumente investiert, so Adam. Zudem habe er seinen Gewinn genutzt, um ein Sinfonieorchester im Kongo zu unterstützen, mit dem er vor vier Jahren ein Konzert gespielt hatte. "Es ist das einzige Sinfonieorchester in Zentralafrika. Ich möchte ihm seine musikalische Tätigkeit ermöglichen", sagt der Geigenbauer. Deshalb habe er Firmen angeschrieben und um Spenden gebeten. 6500 Euro für Saiten, Bögen und Instrumente habe der Ahrensburger auf diese Weise zusammen bekommen. "Das wichtigste ist, dass sie Musiker Saiten erhalten. An die kommen sie sonst nicht heran", sagt er. Denn im Kongo gebe es keine Geigenbauer wie ihn. Stattdessen würden beispielsweise die Bremszüge von Fahrrädern als Geigensaiten verwendet.

Bis Freitag, 15. Oktober, können sich Betriebe und kooperative Gemeinschaftsunternehmen aus allen Bereichen des Handwerks für den Förderpreis bewerben. Voraussetzung ist die Mitgliedschaft in der Handwerkskammer Schleswig-Holstein. "Wir wollen mit dem Preis Aufbruchstimmung signalisieren und gerade dem Handwerk Mut für die Zukunft zusprechen", sagt Bankdirektor Michael Brandt. "Wer eine Idee hat, soll sie umsetzen."

Schirmherr des landesweiten Förderpreises ist Wirtschaftsminister Jost de Jager. Die Bewerbungsunterlagen gibt es bei den Volks- und Raiffeisenbanken, bei der Handwerkskammer, bei den Kreishandwerkerschaften und im Internet.

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