Fußballfans halten ihrer Nationalmannschaft trotz der Niederlage weiter die Treue. Ortstermin in Ahrensburg

Ahrensburg. Es ist Freitagmittag, 13.30 Uhr: Die Straßen im Kreis sind leergefegt, die Innenstädte wie ausgestorben, und in fast allen Büros herrscht Stillstand. Das zweite Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Südafrika hat Fußballbegeisterte vor Monitore, Bildschirme und Leinwände gelockt. Und trotz der Pleite gegen die Serben ließen sich die Stormarner nicht vom Feiern abhalten.

Beim Public Viewing im Ahrensburger Restaurant Rockefeller waren die Anhänger der deutschen Elf bis zum Schluss optimistisch. Und auch nach der Niederlage machte sich nach dem ersten Frust eine "Jetzt erst recht"-Stimmung breit.

Auf vier Fernsehern und einer Großbildleinwand konnten die etwa 150 Zuschauer das Spiel bei Bier, Cola und Snacks verfolgen. Familien mit Kindern, Schüler, Selbstständige, Arbeitnehmer, Rentner - das Publikum war bunt gemischt. In der siebten Minute hatten die Fußballfans zum ersten Mal einen Grund, von ihren Sitzen aufzuspringen. Aber der Schuss von Lukas Podolski ging knapp am Tor vorbei.

Melanie Borgmeier bekam die erste Torchance der Deutschen nicht mit. Die Arzthelferin aus Ahrensburg erreichte erst zehn Minuten nach Anpfiff das Restaurant - ausgestattet mit Deutschland-T-Shirt und Fan-Hut. Schnell bekam sie von Mutter Beate, die mit ihren Freundinnen bereits auf ihre Tochter wartete, noch eine schwarz-rot-goldene Fahne auf die Wange geschminkt. "Ich komme gerade von der Arbeit", sagte Melanie Borgmeier. "Mein Chef hat extra zehn Termine verlegt, damit wir alle pünktlich das Spiel sehen können."

In der 30. Minute schallte zum ersten Mal lauter Jubel durch das Rockefeller: Ein Schuss von Miroslav Klose landete im Tor. Aber wenige Sekunden später die Ernüchterung: Der Deutsche stand im Abseits. In den folgenden Minuten verfliegt die gute Stimmung zusehends. Erst die Gelb-Rote Karte von Klose, dann auch noch das Gegentor zum 0:1 - ein Schock nach dem anderen für die Fußballfans. "Nein, nein, nein", brüllte ein Mann. "Das ist doch Mist", rief ein anderer.

In der Halbzeit gaben sich die Fußballfans dennoch optimistisch. "Deutschland wird auf jeden Fall noch unentschieden spielen", sagte Martin Wehr. Genauso wie Melanie Borgmeier hatte auch er früher Feierabend gemacht als sonst. "Ich durfte zwei Stunden früher gehen", so der Ammersbeker, der als Lagerist in Hamburg arbeitet. "Um 12 Uhr hat die ganze Firma zugemacht, damit wir alle Fußball schauen können." Der Heizungsbauer Marcel Kühn hatte sich vor Anpfiff noch von seinem Chef abgemeldet, um mit seiner Freundin Kim-Laura Fuß und seinem besten Freund Michael Sosnowski die Begegnung zusammen im Rockefeller zu verfolgen. Die beiden Freunde setzten auf einen Sieg. "Unser Tipp ist 2:1", sagte Marcel Kühn.

Seine Freundin Kim-Laura Fuß hat noch größere Hoffnungen an die deutsche Elf. Sie sagte: "Wir werden Weltmeister."

Obwohl sie sich zwar alle für das Spiel Zeit nehmen konnten, gefiel der Gruppe nicht besonders, dass der Anpfiff schon um halb zwei war. "Es ist so blöd, wenn die Spiele tagsüber sind", sagte Kim-Laura Fuß.

Auch Mitja Hamann setzte alle Hoffung in das deutsche Team. Entschieden tippte er auf einen Sieg. Als die Deutschen schon zurücklagen, sagte er: "Eigentlich dachte ich, es geht 3:1 aus. Ach, vielleicht wird's ja noch."

Nun fiebern die Stormarner dem letzten Gruppenspiel am kommenden Mittwoch gegen Ghana entgegen. Und einige werden dann wieder im Rockefeller sein. Martin Wehr: "Hier geht es immer ab."