Eine Glosse von Jonas Virch

Das Pokern gewinnt immer mehr an Bedeutung. Sogar Boris Becker spielt und wirbt praktisch ununterbrochen dafür. Kein Wunder also, dass auch mich das Pokerfieber packte. Als alter Kartenprofi spielte ich natürlich nicht einfach drauflos, sondern bereitete mich akribisch auf den ersten Abend vor. Ich investierte in ein Pokerhandbuch samt DVD, die im Nachtprogramm in höchsten Tönen gelobt worden waren - das Geld dafür würde ich schließlich binnen eines Abends gewinnen.

Ich verlor. Dann überkam mich die Erkenntnis: Als einziger Spieler war ich ohne Sonnenbrille oder Cowboyhut erschienen. Man musste sich verkleiden. Wie hatte mir das entgehen können? Warum hatte mein Lehrbuch mir das verschwiegen?

Zum nächsten Pokerabend erschien ich mit Clownsnase und Perücke. Als ich vor dem entscheidenden Blatt meine Verkleidung anlegte, fand das zwar wenig Zustimmung ("Sag mal, kannst du eigentlich nichts ernst nehmen?"), doch ich brachte die Spötter zum Schweigen und gewann das Spiel. Mit den Konsequenzen des Sieges hatte ich allerdings nicht gerechnet. Eine Woche später tauchte Christian mit Astronautenhelm auf, Bastian als Teufel, Tobias sogar als Pokerkarte. Aber all das war vergebens: Diesmal gewann Julia, die schlechteste Pokerspielerin überhaupt. Bei guten Karten lacht sie, und bei schlechten ist sie beleidigt . . .