Reinbek, Wentorf und Bergedorf planen eine Podiumsdiskussion mit Landesvertretern

Reinbek. Bewegung in den festgefahrenen Konflikt um das Gastschulabkommen bringen - das wollen jetzt die Bürgermeister Axel Bärendorf aus Reinbek, sein Kollege Matthias Heidelberg aus Wentorf und der Bergedorfer Bezirksamtsleiter Christoph Krupp. Sie wollen im Interesse der Schüler gemeinsam retten, was noch zu retten ist und mit gutem Beispiel für eine Einigung der beiden Länder vorangehen. "Schüler dürfen nicht Verlierer einer politischen Diskussion sein", sagte Bärendorf. Deshalb ziehen die drei Gemeinden nun an einem Strang.

Nach etlichen gescheiterten Verhandlungen der Schulausschüsse, provisorischen Vereinbarungen und Übergangsregelungen, wollen sie sich nun gemeinsam den Fragen der Eltern und Schüler stellen. Dafür laden die drei Gemeinden am Dienstag, 29. Juni, zur Podiumsdiskussion mit Politikern beider Länder ein. "Die Vertreter der Länder sollen sich so einigen wie wir", formuliert Christoph Krupp das gemeinsam gesetzte Ziel.

Hintergrund der außergewöhnlichen Zusammenarbeit der Bezirksverantwortlichen sind die bisher erfolglosen Gespräche zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein über das Gastschulabkommen. Es regelt den Schulbesuch außerhalb des eigenen Bundeslandes. Wie berichtet, hat Hamburg das Abkommen am 23. Juni 2009 aus Kostengründen gekündigt. Schleswig-Holstein zahlte bis dahin jährlich rund 8,5 Millionen Euro an Hamburg als Kostenausgleich.

Die Hansestadt verlangt eine Erhöhung auf 30 Millionen Euro. In Zeiten von Finanzkrise und knapper Staatskassen konnten sich die Regierungen über diese Differenz bisher nicht einigen. Schüler sollen daher nur noch im eigenen Bundesland zur Schule gehen dürfen.

Momentan betrifft das etwa 6000 Kinder aus Schleswig-Holstein, die in Hamburg auf weiterführende Schulen gehen, umgekehrt etwa 500 Hamburger, die Schulen in Schleswig-Holstein besuchen.

Um das Problem langfristig zu beseitigen, schlägt Bärendorf eine bundeseinheitliche Lösung vor: Die föderalistische Organisation des Bildungssystems in Deutschland programmiere solche Konflikte - eine zentrale Regelung könnte für alle Schüler gleiche Chancen schaffen. "In der Metropolregion dürfen keine neuen Grenzen entstehen", sagt Axel Bärendorf.

Die Verwaltungschefs aus Reinbek, Wentorf und Bergedorf gestalteten ihre Zusammenarbeit schon jetzt so, dass die Bürger Kreis- und Landesgrenzen im Alltag kaum spürten. So sollte auch in Bildungsfragen gehandelt werden.

"Wir dürfen nicht zulassen, dass eine bildungspolitische Mauer zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein entsteht", sagt Matthias Heidelberg. Er sieht dabei ein besonderes Problem für Stormarner Schüler der zehnten Klassen. Sie müssen nach der derzeitigen Regelung nach sechs Jahren Schulbesuch in Hamburg zur Oberstufe nach Schleswig-Holstein wechseln. Krupp: "Sie müssen sich in dieser wichtigen Zeit vollkommen neu orientieren."

Ein weiteres Problem, das nach Ansicht der drei bei der Kündigung des Gastschulabkommens nicht bedacht worden sei, ist die Verschiebung der Schülerzahlen. Nach Abzug der Schleswig-Holsteiner Schüler aus den Hamburger Schulen würden dort die Klassen leer bleiben. In Schleswig-Holstein dagegen müsste in den Schulen für die immer größer werdenden Klassen zusätzlicher Platz geschaffen werden. Auch die Schulträger bräuchten für ihre Planung eine Entwicklungsperspektive.

Doch aus Kiel gebe es bis jetzt noch keine Hinweise auf eine Einigung am 29. Juni. "Unser Ziel ist, dass danach alle erkannt haben, wie wichtig der Deal ist", so Bärendorf. "Unsere Zusammenschluss soll den Regierungen die Verflechtung der Region zeigen."

Die drei Gemeinden haben für die Podiumsdiskussion eine Hamburger Schule direkt an der Landesgrenze gewählt. Krupp: "Durch das Fenster können die Landesvertreter direkt ins nahe Schleswig-Holstein sehen."