Etwas zu billig

"Kirche untersagt Pastor Taufen und Trauungen"

Ahrensburger Gemeinde zieht Konsequenzen, weil Hasselmann Verdacht gegen Kollegen verschwieg

Der Kirchenvorstand möchte scheinbar den Missbrauchsopfern von Hasselmanns ehemaligem Kollegen Gerechtigkeit widerfahren lassen. Kann dies aber gelingen, indem man - auch aus Sorge um das Ansehen der Institution - womöglich neues Unrecht begeht?

Natürlich muss sich die Kirche hinter die Opfer stellen, den aufrichtigen Willen dazu hat die Gemeinde glaubhaft bekundet. Aber werden die Mitglieder des Kirchenvorstands ihren christlichen Werten nicht untreu, wenn sie so eilfertig Konsequenzen ziehen. Es scheint doch etwas zu billig, die Schuld des Verschweigens auf nur eine Person zu verengen. So schafft sich die Kirchengemeinde einen Sündenbock, auf den nun all jene mit dem Finger zeigen können, die über Jahrzehnte selber weggeschaut, vertuscht und getuschelt haben - und das, ohne sich auf eine seelsorgerische Schweigepflicht berufen zu können. Wo ein Sündenbock ist, da sind auch die Pharisäer nicht weit.

Gewiss, Pastor Hasselmann hat sich aus falsch verstandener Loyalität schuldig gemacht und dies auch öffentlich eingestanden. Das ihm erteilte Hausverbot wird aber weder den Grundsätzen kirchlichen Handelns noch dem Menschen Friedrich Hasselmann und seiner Lebensleistung gerecht. Deshalb kann man der Kirchengemeinde nur wünschen, dass sie die Kraft findet, das Geschehene besonnen, verantwortlich und zusammen mit allen Beteiligten aufzuarbeiten und nicht in blinden Aktionismus zu verfallen. Denn was über Jahrzehnte versäumt wurde, kann nicht in wenigen Tagen nachgeholt werden.

Werner Treß, Berlin und Nils Kiesbye, Hamburg

Beschluss kassieren

Endlich, der Kirchenvorstand zeigt Profil. Er untersagt dem pensionierten Pastor Hasselmann Taufen, Beerdigungen und Trauungen abzuhalten. Selbst wenn dies dem Wunsch von Gemeindemitgliedern widerspricht. Ein Befreiungsschlag in der trüben Gegenwart der evangelischen Kirche in Ahrensburg. Aber für wen?

In der Kirchengemeinde herrscht bestenfalls ein Mittelmaß sowohl in theologischer als teilweise auch in menschlicher Hinsicht, und es findet erneut Ausdruck in diesem Beschluss. Pastor Hasselmann hatte über Jahre hinweg aus gutem Grund den größten Zulauf an Jugendlichen zur Konfirmation und Jugendarbeit und den größten Zuspruch bei seinen Gottesdiensten. Nun hat sich herausgestellt, dass er vor 30 Jahren ein Verhalten gezeigt hat, das wir als Fehler betrachten müssen. Er gesteht dies ohne Umschweife ein. Das Verhalten, das seine ehemaligen Kollegen, Vorgesetzten, Vorstände und manches Gemeindemitglied daraufhin erkennen lassen, ist einfach beschämend.

Es scheint, dass diese Leute die Worte des Herrn vergessen haben: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Hier werden, sehr zum Schaden unserer Gemeinde, zu viele Steine in die verkehrte Richtung geworfen.

Wenn der Kirchenvorstand einen Ehrbegriff hat, dann muss er diesen Beschluss kassieren. Und wenn ich mich nicht von einem Pastor meiner Wahl beerdigen lassen kann, dann muss ich meiner Kirche wohl kündigen.

Manfred Kloevekorn, per E-Mail

Leider nicht gehandelt

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"Berherzigenswertes gesagt"

Der Großhansdorfer Pastor Christoph Schroeder lobt die Pfingstpredigt der ehemaligen Pröpstin Heide Emse

Es ist gut, dass der Satz "Gott ist der Richter, ihm haben wir das Richten zu überlassen" klargestellt wurde. Leider hat die damalige Vorgesetzte des Beschuldigten, Pröpstin Emse, zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens der verabscheuungswürdigen Vorfälle nicht danach gehandelt. Mit einer Versetzung des Täters war es nicht getan. Wenn es einen Anlass für Versetzung gab, warum wurde nicht Anzeige erstattet? Noch mehr hat der Amtskollege Hasselmann gewusst. Er hätte zur rechten Zeit Anzeige erstatten müssen.

Uwe Westphal, per E-Mail

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