Hunderte Lehrer aus vielen Städten Stormarns beteiligten sich an den Protesten gegen den Kieler Sparkurs

Bad Oldesloe. Hunderte Stormarner Lehrer haben am Donnerstag gegen die Politik des Bildungsministers Ekkehard Klug protestiert. Zur größten Aktion auf der Hude in Bad Oldesloe, zu der die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) aufgerufen hatte, kamen etwa 230 Lehrer. Viele trugen grellgrüne Aufkleber mit der Aufschrift "Wir streiken". Andere hielten Plakate und Banner mit Parolen wie "Für Bildung gegen Kluge Sprüche" oder "Dieses Sparen bringt keine Zinsen" in die Luft. Mit Rasseln und Pfeifen machten die Pädagogen auf sich aufmerksam. An vielen Schulen fiel Unterricht aus.

"Was wir machen, ist regelwidrig, aber wir werden die Konsequenzen tragen. Es ist genug", sagt Johann Knigge, Vorsitzender des GEW-Ortsverbandes Bad Oldesloe. Der Lehrer an der Gesamtschule hat die Veranstaltung organisiert. "Wir sind hier, weil der Tag nur 24 Stunden hat, weil immer mehr Kollegen krank werden und weil immer weniger Kollegen den Ruhestand gesund erreichen. Wir wollen nicht hinnehmen, dass alles noch schlimmer wird."

Neben Oldesloer Lehrern sind Pädagogen aus Trittau, Reinfeld, Bargteheide, Ahrensburg, Glinde, Reinbek und Zarpen in die Kreisstadt gekommen. So auch Maria McCrae. Sie ist eine von 27 Lehrern der IGS Ahrensburg, die ihre Arbeit niederlegten. "Ich habe nur noch fünf Jahre bis zur Pension. Daher streike ich nicht für mich, sondern für meine Kollegen, Schüler und Eltern. Ich möchte, dass die Schüler in Ruhe lernen können und nicht immer wieder neuen Bedingungen ausgesetzt sind."

Auch Andreas Tofte streikte. "Um ein Zeichen zu setzen, dass wir nicht alles mit uns machen lassen", sagt der Lehrer der Oldesloer IGS. "Die Grenze ist jetzt schon überschritten." Es werde alles ruiniert: die Gesundheit der Lehrer und die Bildung der Schüler. Seine Kollegin Christa Konrad stimmt ihm zu. "Es reicht uns", sagt die 57-Jährige. Die Arbeitsbedingungen würden immer schlechter, Vereinbarungen würden nicht eingehalten. "Die Landesregierung will die Schüler wieder früh in Schubladen stecken. Das ist für mich das Schlimmste." Angst vor Konsequenzen hat sie nicht. "Die drohen doch nur, sie können nicht auf uns verzichten."

Auch Birgitt Gartenschläger lässt sich nicht einschüchtern: "Wir müssen uns für die Schüler einsetzen und Zivilcourage zeigen", meint die Lehrerin der Johannes-Gutenberg-Schule in Bargteheide. Sie habe nach der dritten Stunde unterrichtsfrei gehabt, habe daher streng genommen nicht gestreikt. "Aber ich unterstütze meine Kollegen. Es ist wichtig, dass wir viele sind."

Eltern stellen sich hinter die protestierenden Lehrer

GEW-Kreissprecher Heiko Winckel-Rienhoff kündigt an, dass die Lehrer ihre Forderungen hartnäckig verfolgen werden: "Wir versprechen Ihnen, Herr Klug, wir machen weiter. Wir lassen uns die Verschlechterungen für Lehrer, Eltern und Kinder nicht gefallen." Auch Johann Knigge zeigt sich kämpferisch: "Es war der erste Schritt, aber nicht der letzte. Wir haben unsere Würde gewahrt. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft gehört werden." Unterstützung bekommen die Pädagogen von zahlreichen Eltern. "Wir erklären uns mit den Lehrern solidarisch", sagt Marianne Lenhoff.

Die Eltern der IGS Bad Oldesloe kritisieren, dass Gymnasiallehrer an Gemeinschaftsschulen mehr Unterricht geben müssen als an Gymnasien. Mutter Andrea Krey sagt: "Es ist erschreckend, in wie kurzer Zeit Bildungsminister Klug jahrelange Arbeit kaputt macht." An der Ahrensburger Gemeinschaftsschule am Heimgarten haben sich nach der dritten Stunde Eltern, Schüler und Lehrer getroffen. Sie erzählen, wie sich die Kürzungen auf den Schulalltag auswirken. "Die Lehrer haben hier vor zwei Jahren mit viel Engagement begonnen, die Gemeinschaftsschule aufzubauen", sagt Ursula Stobinsky aus dem Vorstand des Schulelternbeirats. Mittlerweile herrsche Frust. "Das Ministerium hat seine Versprechen nicht eingehalten." Das größte Problem: Es fehlen genug qualifizierte Pädagogen. "Fällt ein Lehrer aus, dauert es unheimlich lange, bis wir Ersatz bekommen", sagt Personalrätin Konstanze Salomon. Die Aushilfslehrer bekämen oft nur Zeitverträge über wenige Wochen. Statt Referendare zu übernehmen oder Fachlehrer anzuwerben, würden Quereinsteiger, Lehrer in Ausbildung oder Pensionäre eingesetzt.

Schüler leiden darunter, dass immer wieder Unterricht ausfällt

"Wir hatten innerhalb eines Jahres sechs Englischlehrer", sagt Neuntklässlerin Laura. "Die wussten weder, wo wir standen - noch, wie sie uns Grenzen setzen sollen." Oft sei auch kein Ersatz zu bekommen. "Am Anfang fanden wir es noch toll, wenn Stunden ausgefallen sind", sagt Achtklässlerin Erika. "Aber jetzt leiden wir darunter, dass wir nicht mehr mithalten können." Ihr Mitschüler Moritz sagt: "Wir lernen nicht mehr genug." Außerdem hätten die überlasteten Lehrer immer weniger Zeit für Extra-Angebote. Jana findet das schade: "Gemeinsame Aktionen wie Lernprojekte oder Vertrauensspiele würden unsere Klassengemeinschaft stärken."

"Ich habe meinen Sohn vor zwei Jahren unter anderen Voraussetzungen hier angemeldet. Jetzt habe Sorge, dass er nicht den bestmöglichen Abschluss machen kann", sagt Daniela Hoheisel. Sie fordert, dass sich auch Wirtschaftsunternehmen an dem Protest beteiligt. "Denen fehlen doch die Fachkräfte."

Die Idee des gemeinsamen Lernens sei in Gefahr, sagt Lehrerin Birgit Hoffmann. "Innerhalb einer Klasse zu differenzieren, ist eine große Herausforderung, die viel Aufwand erfordert. Im Moment habe ich das Gefühl, dass wir den Kindern nicht gerecht werden." Um schwierige Schüler und Kinder mit besonderem Förderbedarf zu unterstützen, seien Sozialarbeiter und Gruppenräume wichtig, sagt Konstanze Salomon: "Wir bekommen aber weder Räume, noch Personal dafür." Ihr Kollege Thomas Gehrke sagt: "Man kann nicht gemeinsames Lernen propagieren, ohne die Bedingungen dafür zu schaffen." Den Lehreraufstand hält Mutter Ursula Stobinsky für überfällig. "Es ist gut, dass jetzt endlich was passiert. Jetzt kann Kiel nicht mehr wegsehen."