In Ahrensburg wird über eine Umgehungsstraße von der B 75 durch den Höltigbaum bis zur A 1 diskutiert

Ahrensburg. Umgehungsstraßen im Norden der Stadt, eine Verlängerung der Eulenkrugstraße von der B 75 bis zum südlichen Ostring und nächtliche Fahrverbote: Das sind Ideen zur Lösung der Ahrensburger Verkehrsprobleme. Die Mitglieder des Bauausschusses haben sich jetzt auf zehn Vorschläge verständigt, die jetzt untersucht werden sollen. Verkehrsplaner Stefan Luft von der Lübecker Gesellschaft Urbanus wird mit den Daten der Verkehrszählung und der Haushaltsbefragung aus dem vergangenen Jahr per Computer die jeweiligen Auswirkungen berechnen.

Einige der Varianten beinhalten ein nächtliches Fahrverbot für Lastwagen auf dem Reeshoop, der Manhagener Allee und der Hamburger Straße. Der Ausbau des Kuhlenmoorwegs entlang der U-Bahnlinie 1 ist für alle Politiker tabu und wurde sofort verworfen. Der Sandweg in dem Naturschutzgebiet bleibt ein Geh- und Radweg. Das Bürgerinteresse an der Abstimmung war groß: Mehr als 100 Ahrensburger drängten sich am Mittwochabend in der obersten Etage des Rathauses. So viele waren noch nie zu einer Bauausschusssitzung gekommen. Als die Einwohner im März die Möglichkeit hatten, eigene Vorschläge abzugeben, waren etwa 30 gekommen.

Die einzelnen Fraktionen hatten sich diesmal bereits vor der Sitzung über ihr Vorgehen verständigt. Bei einem Treffen hatten sie sich auch darauf geeinigt, dass die Trasse am Kuhlenmoorweg nicht weiter verfolgt werden soll. Alle anderen Varianten wurden Dank der guten Vorarbeit ohne Diskussion an den Planer weitergegeben.

Der Bauausschussvorsitzende Jörg Hansen (Grüne) sagt: "Jede Partei hat trotzdem noch Kritikpunkte an den einzelnen Planfällen." Doch erst wenn die konkreten Berechnungen auf dem Tisch liegen, könne die Diskussion weitergeführt werden.

Dass der Verkehrsplaner Luft jetzt zehn Varianten berechnet, bedeutet aber nicht, dass diese Straßen auch gebaut werden. Stefan Luft sagt: "Das ist auch die Möglichkeit, Trassen dauerhaft zu beerdigen." Das dürfte die Anwohner der Straße Vierbergen interessieren: Sie sind erbost, dass die Öffnung ihrer Straße für den Durchgangsverkehr zur Debatte steht (wir berichteten). Schon 1999 habe Bauamtsleiter Wilhelm Thiele während einer öffentlichen Veranstaltung gesagt: "Die Sperrung Ahrensburger Redder/Vierbergen bleibt langfristig bestehen."

Die Ahrensburger Eckehard Knoll und Dieter Fischer kritisieren, dass die Verkehrszählung in einigen Fällen nicht der Realität entspreche. Sie forderen den Gutachter auf, alle Zahlen öffentlich zugänglich zu machen. Die beiden Bürger schlugen noch ein eigenes Konzept (blau-gestrichelte Linie in der Karte) zur Lösung der Verkehrsprobleme vor. Autofahrer könnten den Stadtkern damit aus allen Richtungen komplett umfahren. Dazu Knoll: "Ein Stückwerk hilft nicht. Den Planfällen fehlt der Gesamtblick für die Stadt."

Seine Variante hingegen entlaste nicht nur Ahrensburgs Innenstadt und andere Stadtteile, sondern auch noch die Bünningstedter Ortsdurchfahrt. Dass sein Konzept nicht problemlos zu realisieren ist, weiß auch der pensionierte Diplom-Ingenieur. Ängste vor übermäßiger Lärmbelastung müsse bei seiner Variante aber niemand haben: Die Straßen könnten ausgebaggert werden, und die Erde könnte zu Wällen entlang der Trassen aufgeschoben werden. "Das kostet die Stadt keinen einzigen Euro. Die Ausbaukosten müssten Bund und Land zu 100 Prozent tragen", sagt Knoll. Sein Konzept sieht nämlich vor, dass sowohl die Bundesstraße 75 als auch die Landesstraße 225 verlegt werden.

Verkehrsplaner Luft widerspricht allerdings: "Sie würden null Geld vom Land bekommen." Auch Bürgermeister Michael Sarach ist skeptisch: "Das Land und der Bund warten nicht auf Anträge aus Ahrensburg." Überall sei die Haushaltslage angespannt. Für den Ausschussvorsitzenden Jörg Hansen kommt der Vorschlag zu spät: "Uns wird immer vorgeworfen, Dinge herauszuzögern. Aber wie sollen wir Vorschläge in den Fraktionen beraten, wenn sie erst ein paar Tage vor der Sitzung verteilt werden." Die Knoll-Variante hätte bereits bei der Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung im März abgegeben werden können. Eine Berechnung des Konzepts sei daher nicht vorgesehen.

Dass die Zeit für eine Entscheidung drängt, liegt am Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVSG) des Bundes. Das GVSG fördert die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in den Gemeinden und übernimmt einen Teil der Ausgaben. Das Gesetz läuft jedoch im Jahr 2013 aus. Ob es danach überhaupt noch Zuschüsse geben wird, ist bisher unklar.

Nach der Sitzung fragten sich einige Bürger, ob das nicht öffentliche Treffen der Politiker im Vorfeld überhaupt rechtens war. Der Ausschussvorsitzende Jörg Hansen sagt: "Es gab vorher ein interfraktionelles Treffen, um die Positionen aller Parteien zu sondieren. So etwas ist nicht ungewöhnlich. Der eigentliche Beschluss wurde erst während der Sitzung und in der Öffentlichkeit gefasst."

Der ebenfalls anwesende Bürgermeister Michael Sarach sah auch keinen Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Ablaufes. Er sagt: "Natürlich können sich die Ausschussmitglieder auch außerhalb der Sitzungen eine Meinung bilden." Rechtliche Bedenken hatte auch er daher nicht. Erste Ergebnisse der Berechnungen des Verkehrsplaners werden zum Jahresende erwartet.