Gemeinde zieht Konsequenzen, weil Hasselmann Verdacht gegen Kollegen verschwieg

Ahrensburg. Die Missbrauchsvorwürfe gegen einen evangelischen Pastor im Ruhestand ziehen jetzt weitere personelle Konsequenzen innerhalb der Ahrensburger Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde nach sich. Der Kirchenvorstand hat Pastor Friedrich Hasselmann, ebenfalls im Ruhestand und Kollege des unter Verdacht stehenden Geistlichen, aufgefordert, sämtliche pastoralen Tätigkeiten sofort einzustellen. Hasselmann habe daraufhin gegenüber Pröpstin Margit Baumgarten erklärt, dem zu entsprechen. Friedrich Hasselmann hatte bis zu seiner Pensionierung 2006 die Gemeinde Kirchsaal Hagen betreut.

Während seiner Amtszeit arbeitete er an der Seite jenes Kollegen, dem Missbrauch von Mädchen und Jungen von Ende der 70er- bis Mitte der 80er-Jahre vorgeworfen wird. Gegenüber der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblattes hatte Hasselmann Montag eingeräumt, von den Vorwürfen gegen seinen damaligen Kollegen schon in den 80er-Jahren gewusst zu haben. Ein minderjähriges Mädchen habe ihm in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre von sexuellen Kontakten zu seinem Kollegen berichtet.

Friedrich Hasselmann hatte das nach eigener Aussage für eine "einmalige Entgleisung" gehalten, dem Kollegen zur Selbstanzeige und einer Therapie geraten. Er hatte den Kollegen weder angezeigt noch sein Wissen an die Kirchenleitung weitergegeben. Ihm habe stets daran gelegen, "öffentliches Aufsehen zu vermeiden", so der Geistliche. Außerdem habe er sich Sorgen gemacht, sein Kollege könne dem öffentlichen Druck nicht standhalten. Auch als sich ihm Ende der 90er-Jahre weitere mutmaßliche Opfer anvertrauten, schwieg Friedrich Hasselmann. Damit habe er sich schuldig gemacht, hatte er am vergangenen Montag eingeräumt.

Als Reaktion darauf untersagt ihm nun die Ahrensburger Kirchengemeinde, Taufen, Beerdigungen oder Trauungen in der Schlossstadt abzuhalten. "Diese Entscheidung liegt allein in der Verantwortung des Kirchenvorstandes", sagte die Nordelbische Kirche zu diesem Schritt. Nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe hatte die Gemeinde bereits am 20. Mai seinem unter Verdacht stehenden Kollegen die Ausübung pastoraler Tätigkeiten in Ahrensburg untersagt. Pastor Friedrich Hasselmann war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Die Nordelbische Kirche hat als Reaktion auf die Vorwürfe gegen Hasselmanns Kollegen Rechtsanwältin Gisela Friedrichs als externe juristische Beauftragte für die Opfer und Zeugen damaliger Missbrauchshandlungen eingesetzt. Die Kirche prüft indes weiter die bislang vorgebrachten Missbrauchsvorwürfe in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Lübeck.