Anlage auf Tennishallen des TSV deckt den Strombedarf von 60 Einzelhäusern. Verein bekommt jährlich 3000 Euro Pacht

Glinde. Das Dach der Glinder Tennishalle glitzert in der Sonne. Es sind Solarzellen aus Silizium, die da glänzen. Für den TSV Glinde sind sie Gold wert. Der Sportverein erhält bis 2040 jährlich rund 3000 Euro Pacht für das Hallendach. Möglich macht es die Lübecker Firma Balticsolar. Sie baut gerade eine Bürger-Solarstrom-Anlage (BSA), die noch in diesem Monat ans Netz gehen soll.

Acht private Investoren haben das Projekt finanziert. Einer stammt aus Glinde, die anderen aus Hamburg und dem restlichen Schleswig-Holstein. Sie zahlen ihre Pacht direkt an den Verein. Im Gegenzug erhalten die Investoren in den nächsten 20 Jahren 36 Cent pro eingespeister Kilowattstunde von E.on Hanse. Weil die Anlage noch im Juni ans Netz geht, profitiert sie von der noch höheren Einspeisevergütung, die ab 1. Juli um 16 Prozent reduziert werden soll. Neben der Rendite haben die Kapitalgeber auch das gute Gefühl, das Klima zu schützen. Die Anlage spart jährlich 155 000 Kilogramm CO2 ein.

"Eine klassische Win-win-Situation", sagt Dino Hiller, Experte für Beteiligungsanlagen bei Balticsolar. Das 2004 gegründete Unternehmen hat schon mehr als 1000 Photovoltaik-Anlagen realisiert und zählt sich zu den Marktführern in Norddeutschland. Sechs Monteure der Firma sind seit zwei Wochen dabei, die Solaranlage auf der 1600 Quadratmeter großen Dachfläche anzubringen. Zur Hälfte haben sie es geschafft.

Am Schluss werden insgesamt 1219 Solarmodule auf dem Hallendach montiert sein. Die rechteckigen Platten haben eine Größe von ein mal zwei Meter. 15 Kilogramm wiegt so eine Platte, das Dach wird also rund 18 Tonnen Last zusätzlich tragen müssen. Dass es das kann, haben Untersuchungen eines Statikers bewiesen.

Die zwei Tennishallen des TSV Glinde stammen aus den 80er-Jahren. In neue Regenrinnen und Lichtbänder investierte der Sportverein gerade rund 20 000 Euro. Das Dach ist im Topzustand, denn das ist die Voraussetzung für die Installation einer Solaranlage dieses Ausmaßes. 620 000 Euro kostet sie und wird eine Gesamtleistung von 207,23 Kilowatt Peak (in der Spitze bei voller Sonnenbestrahlung) erreichen. Damit soll die Glinder Bürgersolaranlage mindestens 25 Jahre lang jährlich 186 000 Kilowattstunden erzeugen. Das entspricht dem Jahresstrombedarf von rund 60 Einfamilienhäusern.

"Bürgersolaranlagen werden immer beliebter. Wir haben viele Bewerbungen von Investoren und führen eine Warteliste für die nächsten Projekte", sagt Dino Hiller. Sein Job ist es, geeignete Flächen zu finden. Das kann sich schon ab einer Größe von 200 Quadratmetern lohnen.

Den TSV Glinde kontaktierte Balticsolar nach einer ersten Recherche über das Internetangebot von Google Earth. Das war Anfang 2009. Den Ausschlag für die Realisierung gab neben dem guten Zustand der Halle das nach Süden ausgerichtete Satteldach. Ein weiterer Vorteil ist die Lage direkt in der Stadt: Die Stromleitungen sind schon vorhanden. Für den Sportverein sind die Pachteinnahmen ein wichtiger Baustein. "Wir müssen die geringeren Zuschüsse für den Verein irgendwie auffangen", sagt der Vorsitzende Peter Voss. Geschäftsführer Joachim Lehmann ergänzt: " Das Geld nehmen wir auch als Rücklage für die Instandhaltung." Der Solarstrom landet in Glinde. "Er wird zwar ins Gesamtnetz eingespeist", sagt Dino Hiller, "aber physikalisch sucht sich der Strom immer den kürzesten Weg zu den Nutzern."