Nach ihrem Auftritt auf Gut Basthorst lobte die Grand-Prix-Siegerin von 1972 den Star von Oslo

Basthorst. Tosender Applaus schallt durch den ausverkauften Saal, bevor ein einziger Ton gesungen ist: Der schwungvolle Auftritt von Vicky Leandros in ihrem langen, schwarzen Abendkleid reicht, um die rund 700 Zuschauer in dem ehemaligen Kuhstall auf Gut Basthorst an diesem Abend zu Jubelstürmen hinzureißen.

Seit einigen Jahren lebt die gebürtige Griechin in Berlin, das Gut Basthorst ihres Ex-Mannes Enno Baron von Ruffin ist für sie aber nach wie vor eine Herzensangelegenheit. "Es ist so schön, hier spielen zu können", ruft sie dem Publikum zu, "danke, Enno, dass du das möglich gemacht hast."

Und als wollte sie zeigen, dass nicht nur Lena, sondern auch Vicky eine feste Grand-Prix-Größe ist, heizt sie den Gästen gleich zu Beginn mit "Après toi" ("Dann kamst du") ein, jenem Lied, mit dem sie 1972 für Luxemburg den Grand Prix gewann. In den vergangenen Jahren nahm Vicky Leandros aber eher Abstand von dem Gesangswettbewerb. "Die Musik war nicht mehr gut, die Beiträge der Länder gefielen mir nicht."

Fürs neue Album hat Xavier Naidoo zehn Titel geschrieben

Mit Lena schwappt nun eine neue Begeisterungswelle für den Eurovision Song-Contest durch Deutschland, und auch Vicky bekennt sich als Lena-Fan. Für das Erfolgskonzept des neuen deutschen Grand-Prix-Stars hat die erfahrene Sängerin eine Erklärung: "Sie ist außergewöhnlich, etwas ganz Besonderes, und das ist für einen Künstler das Allerwichtigste." Auch den internationalen Erfolg kann Vicky Leandros sich bei Lena gut vorstellen: "Ihre ganz eigene Art kommt in anderen Ländern super an, und außerdem ist ihre Musik beliebt."

Dass sich Vicky Leandros keineswegs auf ihren Hits ausruht, zeigt ihr neues Album "Möge der Himmel". Die Platte, seit März im Handel, entstand mit Hilfe von Xavier Naidoo, der zehn Titel eigens für Leandros geschrieben hat. Viele Songs an diesem Abend auf Gut Basthorst sind von der Platte, und das Publikum ist begeistert von den neuen Titeln.

Jeder Gast fühlt sich beinahe wie zu Hause, und das liegt vor allem an Vicky Leandros. Mit ihren 57 Jahren fegt sie über die Bühne. Alte wie neue Stücke interpretiert sie mit viel musikalischem Herzblut und Leidenschaft. Im Publikum sitzen auch viele Freunde, einige Prominente und natürlich treue Fans. Einige sind sogar aus dem Sauerland angereist, um Vicky Leandros auf dem Gut zu sehen. Schauspieler Helmut Zierl genießt den Abend mit seiner Freundin Saskia Valencia, CDU-Politiker Günther Oettinger hat seine Lebensgefährtin Friederike Beyer mitgebracht. Sie alle applaudieren ebenso kräftig wie Vicky Leandros' ältester Sohn Leo. Nach der Pause betritt die Sängerin die Bühne in einem neuen, für das Konzertfinale etwas kürzere Kleid. "Teenager-Musik" nennt sie Songs wie "Messer, Gabel, Schere, Licht", mit denen sie ihre Karriere im Alter von gerade einmal 13 Jahren begann.

Ein Medley aus griechischen Hits begeistert das Publikum

Offen erzählt sie von ihrem peinlichsten Bühnenmoment, als sie bei einer Live-Sendung im Fernsehen vergaß, welches Lied sie singen sollte, und der Dirigent sie retten musste. Dann schmettert sie "Fire and Rain", während unwetterartige Regenschauer auf das Dach des ehemaligen Kuhstalls prasseln und die gemütlich-private Atmosphäre perfekt machen. Mit dem ruhigen "Ne me quitte pas", nur von der Gitarre begleitet, lässt sie das Publikum innehalten, bevor sie Anlauf auf den Höhepunkt nimmt. Ihr Lieblingslied "Free Again" und ein Medley aus ihren griechischen Hits bringen die Zuschauermenge zum Kochen und spätestens bei dem Schlagererfolg "Ich liebe das Leben" schunkelt und singt das ganze Publikum mit. Von Müdigkeit ist bei der 57-Jährigen auch nach über zwei Stunden nichts zu spüren, und so kommt sie nach Standing Ovations zweimal für Zugaben auf die Bühne zurück.

Zurzeit arbeitet Vicky Leandros an ihrem nächsten Album, nimmt ab Sommer im Studio französische Welthits in deutscher Sprache auf. Im März 2011 startet sie dann ihre Tournee.