Missbrauchsfälle werden meist als Begründung genannt

Ahrensburg. Die Kirchen in Ahrensburg bekommen die Auswirkungen der bekannt gewordenen Missbrauchsfälle von Kindern und Jugendlichen nun auch in Zahlen zu spüren. Seit Beginn des Bekanntwerdens der Vorwürfe gegen einen evangelischen Pastor im Ruhestand, Ende der 70er- bis Mitte der 80er-Jahre Mädchen und Jungen sexuell missbraucht zu haben, ist die Zahl der Kirchenaustritte um 30 Prozent gestiegen.

"In den vergangenen zwei Wochen haben wir häufig Begründungen für den Austritt gehört, die deutlich machten, dass die Kirchenmitglieder empört sind über die Geschehnisse", sagt Ursula Petersen vom Ahrensburger Standesamt, das die Kirchenaustritte im gesamten Stadtgebiet zentral registriert. "Ein Bürger sagte zum Beispiel, lieber unterstütze er künftig eine Opferschutzorganisation mit seinem Beitrag als weiterhin die Kirche", berichtet Ursula Petersen.

Seit Jahresbeginn haben in Ahrensburg 159 Einwohner ihren Austritt aus einer öffentlich-rechtlichen Kirche erklärt. Dazu zählt auch die römisch-katholische Gemeinde, in deren Reihen im April ein Missbrauchsfall bekannt wurde, der Ende der 50er-Jahre bis Mitte der 60er-Jahre stattfand.

Gestern Abend nahm das von der evangelisch-lutherischen Gemeinde gegründete Arbeitsgremium seine Arbeit auf. Die derzeit zehn Mitglieder, darunter auch Pröpstin Margit Baumgarten, wollen die Fälle sexuellen Missbrauchs in ihrer Kirche aufarbeiten. Der gleichfalls zu diesem Thema gebildete Krisenstab der Nordelbischen Kirche trifft sich heute Vormittag, um weitere Schritte zu beschließen.