Spezialkamera zeigt: Alte Fenster, Mängel bei der Isolierung der Dächer und veraltete Heizsysteme sind die Gründe für den vermeidbaren Wärmeverlust.

Ahrensburg, Bargteheide, Reinbek. 15 000 Vertreter aus fast 200 Ländern zerbrechen sich nur etwa 300 Kilometer entfernt vom Kreis Stormarn in Kopenhagen beim Klimagipfel den Kopf darüber, wie die Erde geschützt werden kann. Regenerative Energien und das konsequente Ausnutzen von Einsparpotenzial werden in den kommenden Jahren weltweit an Bedeutung gewinnen. Wie aber sieht es bei uns im Kreis aus?

Die Stormarn-Ausgabe des Abendblattes hat sich zwei Tage lang mit einer Wärmebildkamera und dem Energieberater Thomas Lange aus Großhansdorf öffentliche Gebäude angesehen. Das Ergebnis: Einige sind wahre Energiefresser, und andere - wie das Rathaus in Glinde - genügen durchaus modernen Ansprüchen. Heute lesen Sie im ersten Teil, wie Stormarner Rathäuser abgeschnitten haben und wo dringend etwas getan werden müsste.

Energieexperte Thomas Lange sieht Fenster, Türen und Dächer als kritische Punkte. Dort können Wärmebrücken entstehen, die die Wärme vom Inneren des Gebäudes nach draußen weiterleiten. Um im Gebäude die Temperatur zu halten, muss dann entsprechend mehr geheizt werden. Eine nachträgliche Dämmung von Gebäuden lohnt sich. Thomas Lange sagt: "Durch eine Vollsanierung können durchaus 60 bis 70 Prozent der Energie eingespart werden."

Wie aber sieht es bei Stormarner Rathäusern aus? Das Reinfelder Verwaltungsgebäude steht beispielsweise unter Denkmalschutz und kann nicht ohne weiteres von außen gedämmt werden. "Das macht eine Sanierung kompliziert", sagt Stephan Kruse vom Reinfelder Bauamt. Das Dach des 1908 erbauten Rathauses ist vor zwei Jahren erneuert worden. Die Wärmebildkamera zeigt trotzdem Energieverluste, die an roten und weißen Bereichen zu erkennen sind.

Beim Ahrensburger Rathaus sind die Fenster die größte Schwachstelle. Ulrich Kewersun vom Bauamt sagt: "Eigentlich sollten jetzt die Fenster erneuert und die Fassade gedämmt werden. Die Sanierung wurde für die Vergabe der Konjunkturpaket-II-Gelder beantragt." Bewilligt wurde die überfällige Modernisierung aber nicht. Wann saniert wird, ist daher offen.

Am Rathaus in Oststeinbek entdeckt der diplomierte Umwelttechniker Thomas Lange gleich mehrere Auffälligkeiten. Er sagt: "Große Energieverluste an den Fenstern. Das Dach und sogar die Wand haben Mängel." Auch hier entweicht viel Wärme über die Eingangstür. Die Haupteingänge - nicht selten mit automatischen Schiebetüren - sind bei vielen Rathäusern ein kritischer Punkt.

In Oststeinbek ist das Problem bekannt. Bürgermeister Karl Heinz Mentzel: "Wir erarbeiten ein Konzept für die Sanierung. Es ist aber schwierig, da es sich um einen alten Klinkerbau handelt." Der moderne Klinkerbau der Glinder Verwaltung (Baujahr 1991) hingegen zeigt kaum Energieverluste. Im Vergleich schneidet das Rathaus am besten ab.

Ahrensburg: Das größte Problem sind die Fenster

Größte Schwachstelle am Ahrensburger Rathaus sind die Fenster (erkennbar an den roten und weißen Bereichen). Die Säule am rechten Bildrand zeigt die Temperatur an, die die Kamera an der Oberfläche misst. Die Aufnahme vom Rathaus zeigt deutlich, dass der Energieverlust von Fenster zu Fenster unterschiedlich groß ist. Erneuerte Scheiben, unbeheizte Büros, aber auch Jalousetten können die Gründe dafür sein. Viel Energie geht über das Treppenhaus (rechts im Bild) verloren. Ebenfalls auffällig ist der Schornstein. Warme Schornsteine weisen auf alte Heizungsanlagen hin. Über die Fassade konnte der Energieexperte keine Aussage treffen, da es sich hier um eine hinterlüftete Fassade handelt, die keine klaren Messwerte liefert. Eine Sanierung des 1970 fertig gestellten Gebäudes mit Geld aus dem Konjunkturpaket II wurde nicht bewilligt.

Barsbüttel: Starke Wärmebrücken beim Treppenhaus

Auch nicht gerade vorbildlich im Bereich Klimaschutz zeigt sich das Verwaltungsgebäude der Hamburger Randgemeinde Barsbüttel. Das ältere Gebäude weist deutliche Wärmebrücken an der Verbindung vom rechten Hausteil bis hin zum Treppenhaus auf (hinter der roten Wand auf dem kleinen Foto unten in der Bildmitte erkennbar). Gut sichtbar ist auch, dass das Treppenhaus unten offenbar stärker beheizt wird.

Großhansdorf: Schwachstellen am Eingang und am Dach

Beim Großhansdorfer Rathaus sind deutliche Energieverluste an der Eingangstür messbar. Auffällig sind die unterschiedlichen Temperaturen der Fenster im Erd- und Obergeschoss. Die Scheiben im Obergeschoss strahlen erheblich mehr Wärme ab.

Auch am Dach gibt es Schwachstellen (siehe rechte Dachseite). Energieberater Thomas Lange: "Im Dachbereich sind deutlich Mängel zu erkennen."

Glinde: Dieses Gebäude verdient die beste Note

Im 1991 erbauten Rathaus am Glinder Marktplatz arbeiten etwa 70 Mitarbeiter auf knapp 5000 Quadratmeter. Die Verwaltung teilt sich das Haus mit Geschäften im Erdgeschoss. Die weißen Flächen im Erdgeschoss sind offen stehende Ladentüren oder Passanten vor dem Gebäude. Das im Vergleich zu anderen Rathäusern relativ junge Gebäude hat die geringsten Energieverluste der untersuchten Häuser. Energieberater Thomas Lange sagt dazu: "Das Gebäude hat mich positiv überrascht. Es sind tatsächlich kaum Wärmebrücken erkennbar." Sogar der verglaste Lichtschacht des Gebäudes (Fotomitte) weist nur einen geringen Energieverlust auf. Einem Mitarbeiter war die Temperatur in seinem Büro offenbar zu hoch. Der Wärmeverlust durch das geöffnete Fenster (weiße Fläche im zweiten Stockwerk des linken Gebäudeteils) ist deutlich zu erkennen. Die anderen Fenster sind nach Ansicht des Fachmannes aber nicht zu beanstanden.

Oststeinbek: Wärme geht durch die Wand

Beim Blick durch die Wärmebildkamera fallen große Energieverluste an der Eingangstür des 1910 erbauten Oststeinbeker Rathauses auf. Auch am Dach ist nicht alles in Ordnung. An dem Gebäude sind deutlich rote Verfärbungen zu sehen, die auf Wärmeverluste schließen lassen. Als einziges Gebäude dieser Testreihe waren in Oststeinbek auch energetische Mängel an einer normalen Klinkerwand zu erkennen (links über der weißen Fläche des Eingangs). Der Energieberater sagt: "Es ist eine fehlerhafte Stelle an der Wand." Der Bürgermeister arbeitet gerade an einem Konzept für die Sanierung des alten Klinkerbaus. Priorität hat für ihn erst einmal die Oststeinbeker Schule - die ist nach seiner Meinung der "größte Energiefresser."

Reinfeld: Denkmal als Klimasünder

Schwachstellen am denkmalgeschützten Reinfelder Rathaus (Baujahr 1908) sind die Fenster. Trotz der Dachsanierung vor zwei Jahren sind dort Wärmebrücken sichtbar. Enorme Wärmeverluste sind über dem Keller und an der Eingangstür (im Bild rechts unter dem Balkon) des knapp 1100 Quadratmeter großen Hauses zu sehen. Links oben ist deutlich zu sehen, dass das Dachgeschoss wenig oder gar nicht beheizt wird. Der Denkmalschutz erschwert eine Sanierung, da die Fassaden nicht ohne weiteres von außen gedämmt werden können. Alternative: Eine Dämmung der Wände von innen. Ein Konzept dafür, wird von der Verwaltung erarbeitet. Ebenso eine Sanierung oder ein Teilabriss der neueren Anbauten (nicht im Bild).

Bargteheide: Schwachpunkt Eingangstür

Mehr als 34 400 Euro Energiekosten verursacht das Bargteheider Rathaus nach eigenen Angaben jährlich. Darin enthalten sind die Kosten für die Gasheizung, Strom und Wasser, sagte Thomas Födisch von der Bargteheider Verwaltung auf Anfrage. Der untersuchte ältere Teil des Rathauses im Bild zeigt die Schwachpunkte auf: An einigen Fenstern und Türen ist eine Temperatur bis zu zehn Grad messbar. Bei einer Außentemperatur von etwa drei Grad ist das eine deutliche Differenz und bedeutet damit einen extremen Wärmeverlust. An der alten Eingangstür im Erdgeschoss dürfte die dünne Verglasung der Grund für Energieverluste sein. Auch am Dach gibt es Schwachstellen, durch die viel Wärme nach außen dringt.

Lesen Sie am Montag: Ahrensburger Schloss, Kreisverwaltung in Bad Oldesloe, Stormarns Hallenbäder - wo stehen die schlimmsten Klimasünder?