Acht Dörfer im Kreis begnügen sich mit dem Minimalsatz. Wer ein paar Kilometer weiter wohnt, zahlt im schlimmsten Fall das Vierfache.

Ahrensburg. Wenn Erika Rainer (69) in die braunen Augen ihres Hundes "Mikky" schaut, dann lächelt sie. "Unseren Sonnenschein" nennt ihr Mann Paul den Yorkshire-Terrier, der seiner an Parkinson erkrankten Frau Lebensqualität zurückgegeben hat. Vor zweieinhalb Jahren bewahrte die Trittauerin den Hund vor dem Tierheim. Ein Glücksgriff. "Mikky ist wie eine Therapie, seit meine Frau ihn hat, geht es ihr besser", sagt Paul Rainer. Doch ein Schreiben vom Amt hat ihn erbost. "Die Hundesteuer wurde von 30 auf 90 Euro erhöht. Das ist Wucher", sagt der 73-Jährige. Außerdem würde der zierliche Mikky dasselbe kosten wie ein großer Wolfshund.

Nur sechs Kilometer weiter in Rausdorf lebt Kerstin Wenoh mit ihrem Jack-Russel-Terrier "Watson". Die 43-Jährige zahlt nur 24 Euro im Jahr und lobt die Gemeinde: "Der Rausdorfer Forst ist herrlich zum Gassigehen."

Im Kreis Stormarn reichen die Hundesteuersätze von 24 bis 90 Euro (siehe Tabelle). "Die Sätze sind zum Teil gerade drastisch erhöht worden", sagt Monika Ehlers vom Tierschutzverein Ahrensburg-Großhansdorf. "Haustiere sind oft der einzige Ansprechpartner für ältere Menschen oder als Familienhund unentbehrlich", sagt sie, "daher halten wir eine zu hohe Hundesteuer für nicht verantwortbar." Häufig trifft sie die Schwächsten besonders. Paulo Ferreira aus Glinde weiß nicht, wie lange er seinen "Ramsis" noch behalten kann. 62 Euro Steuern sind viel für den Mann, der durch Krankheit zum Hartz-IV-Empfänger wurde. "Glinde hat sogar über Erhöhungen diskutiert und meinen Antrag auf Freistellung abgelehnt", sagt der 46-Jährige.

Jede Gemeinde kann selbst über die Höhe der Hundesteuer bestimmen. Neben Trittau haben auch Tangstedt und Lütjensee auf 90 Euro erhöht. In Bargteheide war diese Summe auch im Gespräch, doch nach Protesten landeten die Politiker bei 75 Euro. Barsbüttel und Ahrensburg diskutieren zurzeit über Erhöhungen, in anderen Orten steht die Steuer für 2011 auf dem Prüfstand. "Die Kommunen sind knapp bei Kasse und nutzen den Weg des geringsten Widerstands. Wir bedauern die Entwicklung sehr", sagt Monika Ehlers vom Tierschutzverein.

"Die Finanzlage ist schlecht. Wir haben viele Jahre nicht erhöht und müssen jetzt alle Möglichkeiten ausschöpfen": So rechtfertigt Trittaus Bürgermeister Walter Nussel die Entscheidung der Politik, die Hundesteuer zu verdreifachen. "Noch konnten wir den Haushalt ausgleichen, doch für den Fall, dass wir Zuschüsse benötigen, haben wir uns schon an den Vorgaben orientiert." Denn will eine Gemeinde sogenannte Fehlbetragszuweisungen vom Land Schleswig-Holstein erhalten, muss sie bestimmte Bedingungen erfüllen. Ganz oben auf der Liste steht die Empfehlung, eine Hundesteuer von mindestens 90 Euro und ab 2011 sogar 100 Euro zu verlangen.

"Eine Gemeinde kann erst einen Antrag auf finanzielle Hilfe stellen, wenn sie bei Grundsteuer und Gewerbesteuer bestimmte Hebesätze ansetzt. Ob sie die Zuweisung erhält, wird auch anhand der Hundesteuer geprüft", sagt Thomas Giebeler, Sprecher des Innenministeriums. "Wer Hilfe von der Solidargemeinschaft erwartet, muss nachweisen, dass er seine eigenen Einnahmemöglichkeiten ausgeschöpft hat."

Auch Reinfeld habe sich an diesen Vorgaben orientiert, sagt Bürgermeister Gerhard Horn: "Die Erhöhung von 82 auf 100 Euro wurde von der Politik abgelehnt, langfristig müssen wir jedoch alle Einnahmequellen ausschöpfen. Dann wird vielleicht doch noch weiter erhöht." Außerdem versucht Reinfeld, mit einer Hundezählung Steuersündern auf die Schliche zu kommen. Wer erwischt wird, muss sogar noch rückwirkend Steuern zahlen. "Das hat zu weiteren Anmeldungen geführt", sagt Horn.

Über nicht gemeldete Hunde muss sich Rausdorfs Bürgermeister Otto Kertelhein keine Sorgen machen, denn er hat die geringste Hundesteuer in ganz Stormarn: "Ich bin jetzt seit 15 Jahren im Amt, und wir haben nie erhöht." So bleibt es bei 24 Euro im Jahr. "Es sind ja auch nur etwa 15 Hunde in unserer Gemeinde, da wird man nicht reich bei einer Erhöhung. Ich denke eher über eine Pferdesteuer nach. Bei 230 Einwohnern haben wir 150 Pferde, die hinterlassen größere Haufen."

Die meisten Hunde je Einwohner leben weiter nördlich in Westerau. Die 778-Einwohner-Gemeinde kommt auf 147 Hunde, jeder fünfte Bewohner hält somit einen solchen Vierbeiner. Auch Bürgermeisterin Petra Jürß geht mit ihrem Border-Collie "Felix" gern in den Wäldern spazieren. Dass es im Dorf so viele Hunde gibt, "liegt vielleicht auch an der geringen Steuer", mutmaßt Jürß. 36 Euro sind in es.