Schafzüchter Andreas Fick ist einer der letzten seiner Zunft in Stormarn - ein Besuch beim Ein-Mann-Betrieb in Langniendorf

Langniendorf. Wenn Andreas Fick auf die Weide auf der rechten Seite seines Grundstücks geht, um seine Schafe zu füttern, hagelt es von der linken Seite Protest. Denn auch auf der linken Seite weiden Schafe. Und die wollen auch etwas abbekommen von den trockenen Brötchen, die der Schafzüchter verteilt. Ihren Protest drücken sie mit lautem Blöken aus. "Mamabel", "Anabel" und "Babybel" sind davon wenig beeindruckt. Schließlich sind sie auch keine Schafe, sondern Lamas. Die drei, die zur Familie der Kamele gehören, nagen am Gras. "Das sind sehr genügsame Tiere", sagt Fick. Dass er so entspannt bleibt, ist ein bisschen verwunderlich, angesichts der mehr als 300 Tiere, die er täglich zu versorgen hat.

"Angefangen habe ich vor 23 Jahren", sagt der vierfache Vater. Sein eigener Vater hatte ihm damals geraten: "Junge, schaff dir bloß keine Schafe an." Doch der Junior kaufte sich innerhalb kürzester Zeit seine ersten sechs Schafe. "Heute habe ich 230," sagt er. Und fügt hinzu: "Vor allem weißköpfige Landschafe."

Andreas Fick ist mittlerweile Schaf-Experte geworden, besitzt viele verschiedene Rassen. Zum Beispiel Kärntner Brillenschafe oder Ostpreußische Skudden. Als Schäfer weiß er natürlich auch über den Hintergrund einer jeden Rasse Bescheid: "Die ostpreußische Skudde wurde von den Flüchtlingen 1945 hierher mitgebracht." Seinen Lebensunterhalt verdient Andreas Fick mit dem Verkauf des Schaf-Fleisches. "Ich habe den Sachkundenachweis, um das Schlachten selbst zu übernehmen. Aber ich lasse das lieber beim Landschlachter machen." Einmal im Jahr müssen Schafe geschoren werden. Andreas Fick ist einer der wenigen Schäfer in Norddeutschland, der das bewerkstelligen kann. "Was das Scheren angeht, habe ich in der Region null Konkurrenz", sagt der 42-jährige. Die Wolle, pro Schaf zwischen drei und vier Kilo, verkauft er weiter. Reich wird er damit nicht. "Das sind Cent-Beträge, die ich pro Kilo bekomme. Das hat dazu geführt, dass ich jetzt der einzige bin, der das hier noch macht", sagt Fick. Eine Erklärung, für den Wertverfall der Wolle hat er auch: "Die Wende ist schuld. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es besonders viele Schafe. Die wurden nach dem Mauerfall subventioniert, da konnten wir nicht mithalten."

Aber ums Geld geht es Andreas Fick nicht. "Just for fun" - nur zum Spaß, so habe er vor 23 Jahren angefangen. Und auch heute sei ihm der Spaß an der Arbeit wichtig. Deswegen hat er sich neben Schafen, Ziegen, Rindern, Gänsen, Hühnern und Hunden auch drei Lamas zugelegt. "Das waren Zirkustiere. Als deren Zeit da abgelaufen war, wurde ich gefragt, ob ich sie haben wollte." Er wollte. Für die Kamele aus Südamerika muss er jetzt sogar ein bisschen umbauen. "Über die Zäune springen, ist für die Lamas kein Problem", sagt er. Deswegen will er nun höhere bauen. Bis es soweit ist, wird er die Lamas umgarnen, damit sie ihm nicht weglaufen oder anspucken.

Andreas Ficks Hof ist ein Ein-Mann-Betrieb. "Da muss man früh raus. Deswegen mache ich gern mal eine halbe Stunde Mittagschlaf."

300 Kilo Brot verfüttert Fick jeden Tag. Zum Teil Reste aus Bäckereien. Manche seiner Tiere sind Gourmets: "Manche lassen hartes Schwarzbrot liegen, knabbern lieber Marzipantorte."

"Anabel" schnüffelt. Fast sieht es so aus, als bedanke sie sich...