Der Landesvorstand des Philologenverbandes Schleswig Holstein kritisiert die geplante Mehrarbeit für Lehrer

Das haben sie nicht erwartet - und auch nicht verdient. Den schleswig-holsteinischen Lehrerinnen und Lehrern steht eine Erhöhung ihrer Arbeitszeit ins Haus. Eine Unterrichtsstunde mehr pro Woche, mit entsprechendem Vorbereitungs- und Korrekturaufwand.

Dass Landesregierungen an der Arbeitszeitschraube drehen, erleben die Lehrkräfte nicht zum ersten Mal. Vier sozialdemokratische Bildungsministerinnen beherrschten diese Klaviatur perfekt. Sie war ja bequem: Ohne großartige Gesetzesänderungen und komplizierte Tarifverhandlungen konnte man bei den - zugegeben personal- und kostenintensiven - Lehrerstellen seinen Sparwillen beweisen. Fürsorgepflicht des Dienstherrn? Gegenleistung für die Loyalität der Beamten? Ach was!

Neu und desillusionierend ist die Erfahrung, dass der umsichtige, sachkompetente und vertrauenerweckende Bildungspolitiker Ekkehard Klug (FDP) als Oppositionspolitiker ein überzeugender Sachverwalter schulischer Interessen, das heißt der Kinder, der Eltern und der Lehrer, kaum ein halbes Jahr im Amt, zu diesem Mittel greift und sich in die Tradition seiner Vorgängerinnen einreiht. Auch die hatten in Wahlkämpfen mit Engelszungen beteuert, dass (weitere) Belastungen für Lehrkräfte (die sich natürlich ungünstig auf Unterrichtsqualität und damit auf Schüler auswirken) nicht zu erwarten seien. Den Zusagen durfte man vertrauen - bis zur ersten Haushaltsdebatte nach der Landtagswahl. Man mag Bildungsminister Klug zugute halten, dass er die Arbeitszeiterhöhung persönlich nicht gewollt hat, dass ihm die Sparzwänge der Koalition und im Besonderen der Finanzminister im Nacken sitzen. Man mag Klug immer noch abnehmen, dass er das Maß außerunterrichtlicher Belastungen kennt, das Lehrkräften heute zugemutet wird.

Es nützt alles nichts: Der Minister hat an Überzeugungskraft und Vertrauen eingebüßt - und möglicherweise auch die falschen Prioritäten gesetzt. Bevor etwa ein kostspieliges "Y-Modell" mit paralleler Wahloption für einen acht- oder neunjährigen Bildungsgang am Gymnasium in Angriff genommen wird, sollte man vielleicht unter den bestehenden Bedingungen die Unterrichtsqualität wahren beziehungsweise stärken. Und das gelingt bekanntlich am besten, wenn man Lehrern Zeit gibt.