Schulen müssen improvisieren. Auch viele Kinder sind noch nicht aus den Ferien zurückgekehrt. Taxifahrer klagen: Touren zum Flughafen fehlen.

Ahrensburg. Der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull breitet seine Aschewolke auch über Stormarn aus. Der Kreis bekommt die Auswirkungen des verhängten Flugverbots nun mit voller Wucht zu spüren. Dutzende Lehrer sitzen noch in ihren Ferienorten fest, Taxiunternehmer beklagen massive Umsatzrückgänge. Das Mietwagengeschäft läuft dagegen blendend.

An fast allen Schulen Stormarns musste am ersten Schultag nach den Osterferien improvisiert werden. Knapp 60 Lehrer in 20 Schulen fehlten, wie eine Blitzumfrage der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblattes ergab. Unterricht fiel aber nur selten aus. "Wir waren vorbereitet, weil uns die Kollegen am Wochenende bereits informiert hatten, dass sie nicht rechtzeitig zurückkehren könnten. So konnten wir Vertretungspläne ausarbeiten", sagt Klaus Müller, Direktor des Emil-von-Behring-Gymnasiums in Großhansdorf. Neun der 62 Lehrer fehlen dort noch. An der Trittauer Hahnheide-Schule sind knapp zehn Prozent des 49-köpfigen Kollegiums betroffen. "Sie sitzen auf Gran Canaria, Mallorca, in der Türkei und in Dubai fest", sagt Schulleiter Hartmut Hentschel. Er rechnet nicht mit einer kurzfristigen Rückkehr. "Bis Anfang kommender Woche werden wir uns mit Vertretungsunterricht behelfen müssen", sagt er. Auch an der Johannes-Gutenberg-Schule in Bargteheide fehlen vier der 40 Lehrer. "Eine Kollegin hat über Ostern ihre Familie in Kapstadt besucht", sagt Schulleiter Vita Hauck. Sie werde voraussichtlich erst Ende des Monats einen Heimflug buchen können. Der Rektor der Gemeinschaftsschule Reinbek, Frank Lölling, berichtet von vier im Urlaub gestrandeten Lehrern. Er sagt: "Die Kollegen, die auf dem europäischen Festland sind, treffen etwa zwei Tage später hier ein. Eine Kollegin, die noch in England ist, steigt jetzt auf die Fähre um." Anders sei es bei Amerika-Reisenden, bei denen die Heimkehr komplizierter ist.

Ralph Märcker, Rektor der Großhansdorfer Grundschule am Wöhrendamm, hat es gerade noch rechtzeitig nach Hause geschafft. "Wir waren in Singapur, um unseren Sohn zu besuchen", sagt er. "Die Heimreise hat 60 Stunden gedauert - wie bei unserer Kanzlern. Märcker erfuhr in der Luft, dass sein Flieger nicht in Frankfurt landen würde. Zunächst hieß es, dass München angesteuert werde. Märcker fand sich schließlich in Rom wieder. Von dort ging es mit dem Bus nach Hause. "War eine interessante Erfahrung", sagt er und ergänzt: "Muss ich aber nicht so schnell wieder haben." Auch von zwei Kolleginnen und 40 seiner 280 Schüler fehle noch jede Spur.

Während die Schulen den Unterricht geregelt bekommen, sieht es für Taxifahrer düster aus. Unternehmer Klaus Huppenthal aus Ahrensburg hofft, dass der Flugbetrieb bald wieder aufgenommen wird. Huppenthal: "Seitdem am Freitag die Flugzeuge nicht mehr gestartet sind, ist hier nichts mehr los. Unsere Fahrgäste kommen nicht aus den Ferien zurück." Der Unternehmer ist mit circa 30 Taxen im Kreis unterwegs. Insbesondere die Fahrten zum Flughafen bedeuteten ein gutes Geschäft. "Wir haben aus Stormarn mindestens zwei Flugfahrten pro Tag. Die fallen jetzt weg." Das seien etwa 50 bis 60 Prozent des Umsatzes. Längere Arbeitszeiten sind für den Unternehmer Huppenthal und seine Kollegen die Folgen, damit sie auf ihre Kosten kommen. "Es wird sowieso immer härter. Wir müssen ja alle irgendwo unser Geld verdienen. Da müssen wir jetzt durch."

Auch bei Hallo Taxi Reinbek sind die Folgen des Flugverbots deutlich zu spüren. "Wir haben durch das Flugverbot mindestens 40 Prozent weniger Fahrten", sagt René Bollow, der Leiter der Funkzentrale. Es fehlten nicht nur Urlauber, die an ihrem Ferienort festsitzen.

Autovermietungen wie die von Sven Porka profitieren hingegen. Der Agenturpartner leitet mit seinem Kollegen ein Europcar-Unternehmen in Ahrensburg und Bad Oldesloe. Porka: "Meinetwegen kann das mit dem Flugverbot noch eine Weile so weitergehen, fürs Geschäft ist das gut." Seitdem am Freitagmorgen das Flugchaos ausgebrochen ist, müssen Reisende auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen - auch wenn sie mit Bus, Bahn und Auto viel länger unterwegs sind. "Manchen Kunden ist völlig egal, wie viel sie bezahlen müssen. Die wollen bloß ankommen und freuen sich, wenn sie noch einen Wagen bekommen", sagt der Autovermieter.

Viele Kunden seien zu ihm gekommen, weil die Wagen am Flughafen alle weg waren. So machten Autovermietungen wegen des Flugausfalls schon satte 50 Prozent mehr Umsatz. Porka: "Am Freitag waren wir komplett ausgebucht, konnten knapp alle Anfragen bedienen." Die meisten Kunden von Porka sind Geschäftsleute. "Die häufigsten Ziele sind vor allem München und Köln", sagt Porka. "Viele müssen aber auch nach Frankfurt." Das letzte Mal habe er so einen Andrang während des Lufthansa-Streiks erlebt.