Die 70 Jahre alte Ilka S. soll für ein Gewinnspiel zahlen, bei dem sie nie mitgemacht hat. Anwalt: Nicht einschüchtern lassen.

Bargteheide. Ilka S. war sprachlos, als sie den Brief las. Ein Inkasso-Unternehmen forderte die Rentnerin auf, eine ausstehende Rechnung umgehend zu bezahlen. Die angebliche Teilnahme am Gewinnspiel Allianz Tipp von der Firma MMC - Medialog Marketing Company - sollte sie einschließlich Inkassogebühren und Zinsen 208,70 Euro kosten. "Das klang so hochoffiziell", sagt die Elmenhorsterin und zeigt das Schreiben. Darauf sind unter anderem Adresse und Telefonnummer der CL Inkasso AG, eine Steuernummer und eine detaillierte Kostenaufstellung angegeben. "Aber mir war klar, dass da was nicht stimmen konnte. Bei Gewinnspielen mache ich grundsätzlich nicht mit."

Trotzdem war sie verunsichert. "Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte." Auf Anraten eines Bekannten wandte sie sich an den Bargteheider Rechtsanwalt Ernst Hoffmann.

"Das ist eindeutig Betrug", sagt Hoffmann, der monatlich etwa drei bis vier Klienten mit ähnlichen Beschwerden hat. Bisher seien aber vor allem Verbraucher betroffen gewesen, die versehentlich im Internet etwas angeklickt hätten. "In diesem Fall hat die Gewinnspielfirma offenbar gezielt Adressen von Senioren gekauft."

Ältere Menschen würden besonders oft Opfer solcher Betrügereien, sagt der Rechtsanwalt. "Viele Senioren werden nervös, wenn sie so eine scheinbar offizielle Inkassoforderung bekommen." Manche könnten auch nicht ausschließen, dass sie an einem Gewinnspiel teilgenommen hätten, sagt Hoffmann. "Außerdem werden die Senioren gezielt verunsichert. Dann zahlen sie lieber, um keine Schwierigkeiten zu bekommen."

Das Anschreiben an Ilka S. endet mit dem Satz "In Ihrem Interesse richten wir dieses Schreiben mit allem Nachdruck an Sie." Die 70-Jährige ließ sich aber nicht einschüchtern, sie zahlte nicht. Für die Betrüger lohnt sich die Masche scheinbar. "Etwa jeder zehnte Betroffene zahlt, im Durchschnitt 120 Euro", sagt Hoffmann. "Viele sehen die Schuld bei sich. Auch in anderen Bereichen, in denen Verbraucher abgezockt werden, wehren sich nur wenige." Er rät, bei dubiosen Forderungen auf keinen Fall zu zahlen und sich an einen Anwalt zu wenden. Für Ilka S. hat Hoffmann herausgefunden: "Die im Brief genannte Gewinnspielfirma MMC - Medialog Marketing Company - taucht immer wieder im Zusammenhang mit Betrügereien auf."

Sie bietet auch ein Onlinegewinnspiel an, bei dem persönliche Daten angegeben werden müssen, die laut Kleingedrucktem für Werbung genutzt werden. Das Impressum auf der Firmenseite im Internet sei zudem lückenhaft, so Hoffmann. Er wird Strafanzeige gegen das Krefelder Unternehmen stellen. Die Firma Inkasso CL sitzt in Lindau. Dorthin wird der Anwalt ein Widerspruchsschreiben schicken. Auf Anfrage sagte eine Mitarbeiterin, ähnliche Beschwerden seien ihr nicht bekannt. Unter der im Brief angegebenen Hotline war gestern nur eine Band-Ansage zu hören.