Ich öffnete die E-Mail, las und stutzte. “Deine Sonia“ stand da am Schluss. Es sah nett aus. Aber irgendwie merkwürdig. Eigentlich hätte das stehen müssen: Bis bald. Wir seh'n uns. Ciao.

Irgendetwas Unverbindliches. Aber hier stand ganz vertraut: "Deine Sonia". Dann wusste ich es. Diese Formulierung stammt aus einer anderen Zeit. Aus einer Zeit, in der man noch Briefe schrieb. Niemals würde ich E-Mails verschicken, hatte ich früher ahnungslos geschworen. Das sei der Untergang der Kommunikation. Jetzt schicke ich munter jeden Tag E-Mails durch die Gegend und denke mir nichts mehr dabei. Im Gegenteil. Ich schätze mittlerweile die schnelle Erreichbarkeit. Zum Essen verabreden, ein Treffen absagen- das geht wunderbar. Aber ist das wirklich alles? Sonia gab mir zu denken. Gestern habe ich einen zweiseitigen Brief an eine Freundin eingesteckt, mit einer selbst gemalten Blume auf dem Umschlag. Kaum war er durch den Schlitz, fühlte ich mich ganz beschwingt. Wie eine Heldin des Alltags, die die Trägheit des Herzens überwunden hatte.