Der Philologenverband Schleswig-Holstein reagiert auf den Vorstoß des Landesbildungsministeriums, die Vorgaben für die Profiloberstufe an Gymnasien zu lockern (wir berichteten).

Bad Oldesloe. "Die Profiloberstufe ist strukturell und inhaltlich die richtige Antwort auf die Forderung nach höherer Allgemeinbildung und Studierfähigkeit", sagt Helmut Siegmon, der Vorsitzende des Verbands. Die Schulreform sei zwar mit Fehlern behaftet gewesen, aber "nur in der komplizierten und undurchdachten Ausgestaltung durch die Verantwortlichen im Bildungsministerium während der Einführung 2008".

Der Philologenverband, der Zusammenschluss aller Gymnasiallehrer im Land, hat Änderungswünsche, die alle im Einklang mit den Plänen von Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) stehen. "Was wir ändern wollen, beschränkt sich auf eine etwas reduzierte Fächerzahl nach dem lateinischen Motto 'multum, non multa!' und ein etwas größeres Wahlangebot für die Oberstufenschüler", so Siegmon. Damit meint er, dass die Schüler sich wieder mehr auf einzelne Fächer spezialisieren sollten, anstatt mehrere nur oberflächlich zu behandeln.

Langfristig müssten die Lehrpläne im Land umgestaltet werden, fordert der Verband. So müssten Wertevermittlung und Bildungsziele wieder ins Zentrum des Gymnasialunterrichts rücken. Außerdem fordert der Lehrerverband "schulartspezifische Lehrpläne, die den besonderen intellektuellen Anspruch des Gymnasiums widerspiegeln." Siegmon: "Darin sehen wir ein wichtiges schulpolitisches Ziel für die nächsten Jahre."

Die Umstellung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre findet aber weiterhin die Unterstützung des Philologenverbands. "Das achtjährige Gymnasium, das in mittlerweile allen Bundesländern eingeführt ist, muss auch in Schleswig-Holstein ein Erfolg werden", so Helmut Siegmon. Eine generelle Rücknahme der Änderung sei für ihn und seine Kollegen nicht erstrebenswert. "Wir würden uns unnötigerweise vom Rest des Bundesgebietes abkoppeln, und das zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit unserer jungen Menschen", so Siegmon. Er sieht jedoch Situationen, in denen von diesem Grundsatz abgewichen werden könnte. "Eine neunjährige gymnasiale Schulzeit könnte sich in städtischen Problemregionen und Siedlungen mit einem hohen Migrantenanteil und entsprechenden Sprachdefiziten anbieten."