Bekam Nachtschwester Vasthi G. womöglich gar nicht mit, dass ihr mutmaßlicher Mörder Martin H. (26) sie in der Nacht zu Donnerstag vergangener Woche im Großhansdorfer Haus Rümeland angriff?

Großhansdorf. "Wir gehen davon aus, dass der Täter sein Opfer im Schlaf überrascht hat", sagt Klaus-Dieter Schultz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Lübeck. Ein Richter am Amtsgericht Lübeck hatte am Sonnabend Haftbefehl gegen H. erlassen - wegen Mordverdachts aus Heimtücke.

Über das Motiv hat die Staatsanwaltschaft noch keine Erkenntnisse gewonnen. Klaus-Dieter Schultz: "Der Beschuldigte hat die Tat bei der Polizei eingeräumt, macht nun aber von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch." Nach der Obduktion der Leiche gehen die Ermittler nicht von einem Sexualverbrechen aus. "Dafür gibt es keine Hinweise. Das können wir sogar ausschließen", sagt Oberstaatsanwalt Schultz.

Zurzeit sitzt Martin H. in der Justizvollzugsanstalt Lauerhof in Lübeck-Marli. Dort soll er von einem Psychiater begutachtet werden. Der Experte müsse, so Schultz, unvoreingenommen ans Werk gehen. Deshalb will sich der Vertreter der Anklagebehörde bis auf weiteres auch nicht zu einer der interessantesten noch offenen Fragen äußern: Warum ist Martin H. vor etwa einem halben Jahr aus einem Flensburger Wohnheim für psychisch Kranke in die vergleichbare Einrichtung nach Großhansdorf umgezogen? "Das wird in die laufende Begutachtung einfließen", sagt Klaus-Dieter Schultz.

Die Leiterin des Hauses Rümeland ist bislang trotz vielfacher Anfrage für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Am Dienstag ist sie aber mit einer Traueranzeige im Hamburger Abendblatt an die Öffentlichkeit getreten. Darin heißt es: "Wir trauern um unsere Kollegin und Betreuerin, die auf tragische Weise ihr Leben lassen musste. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie und ihren Freunden."

Wie berichtet, war der Aufenthalt von Martin H. in einer therapeutischen Einrichtung eine Bewährungsauflage.