“Jugendliche Zeugen und Opfer von Gewalt müssen im Gericht besser geschützt werden“, sagt Rita Funke, Leiterin der Geschäftsstelle des Weißen Rings in Stormarn.
Ahrensburg. Diese Forderung stellt die Opferschutzorganisation am heutigen "Tag der Kriminalitätsopfer" an Politik, Justiz und Verwaltung. Nach Auffassung des Vereins steht die moderne rechtsstaatliche Solidargemeinschaft in der Pflicht, in Not geratene Opfer zu unterstützen. "Diese Verpflichtung gilt insbesondere gegenüber jungen Menschen, die ansonsten den Glauben an das Gute im Menschen und das Vertrauen in unser Gemeinwesen verlieren können", sagt Sprecher Helmut K. Rüster.
Auch in Stormarn komme es immer wieder vor, dass sich Opfer und Täter im Gericht gegenüberstünden und der Geschädigte Angst habe, eine Aussage zu machen. Weil er erneut Übergriffe fürchte. Oder weil er das Geschehene nicht verarbeiten könne. "In diesem Jahr appellieren wir an alle gesellschaftlichen Kräfte, besonders junge Gewaltopfer mit Verständnis und hoher Sensibilität bei der Verarbeitung der Tatfolgen zu unterstützen", sagt Rita Funke. "Der Gesetzgeber ist aufgefordert, die Persönlichkeitsrechte von Opfern im Strafverfahren umfassend sicherzustellen." Vor allem junge Opfer müssten vor öffentlicher Bloßstellung besser geschützt werden. "Jugendlichen Straftätern wird aufgrund der Nichtöffentlichkeit der Jugendverfahren dieser Schutz zugestanden. Für Kinder und Jugendliche hingegen, die Opfer einer Straftat geworden sind, ist der Schutz bisher noch völlig unzureichend." Das Opfer finde viel zu wenig Beachtung, könne sogar zu Zeugenaussagen genötigt werden, die peinlich und erniedrigend das Erlittene wieder aufleben lassen.
Rita Funke: "Manches Opfer lebt wie verbannt hinter einer Mauer aus Scham und Schweigen. Wer versucht, diese mit Moralisieren und Verteufeln der Verdränger zu zertrümmern, erntet Scherben - wie nach der Sprengung." Statt auf Dynamit vertraue der Weiße Ring auf ein weiseres Konzept. "Behutsam, wie man Wasser in die feinen Haarrisse eines Felsens gießt und dann auf das Wirken von Sonne und Frost wartet, so versuchen wir unermüdlich, Licht auf die Notlage der Opfer zu lenken." Indem die Mitarbeiter des Weißen Rings die Opfer begleiten, seien sie Mitbetroffene. Funke: "Wo der Einzelne sich hilflos fügen muss, hat eine kraftvolle Vereinigung wie der Weiße Ring den Auftrag, sich für Wandel einzusetzen." Das bundesweite Opfer-Telefon ist unter der Telefonnummer 0800/080 03 43 zu erreichen.
(fbe/mha)