Rund 80 Forschungsstationen gibt es mittlerweile in der Antarktis: aufgegebene, versunkene, nur im Sommer genutzte, ganzjährig bemannte. Viele Staaten sind in der Antarktis präsent. Einige lockt die Aussicht auf den Abbau von Bodenschätzen, der bislang verboten ist. Wichtigste Aufgabe der deutschen Forscher ist das Sammeln von geophysikalischen und meteorologischen Daten. Neumayer III ist die modernste Station in der Antarktis: ein 2600 Tonnen schweres und 80 Meter langes Gebäude, das auf 16 hydraulischen Stützen (Bipoden) ruht. Die Bipoden-Füße stehen in einem überdachten Graben unter der Station. Der dient als Groß-Garage für die vielen Fahrzeuge der Forscher. Es ist der größte Raum im Umkreis von 4300 Kilometern. Wächst die Schneedecke an der Oberfläche, kann die Station angehoben werden. Die Hydraulik fährt sie hoch, beim ersten Hubvorgang waren es 1,23 Meter. Dann heißt es "Füße hoch": Einzelne Bipoden werden vom Boden gelöst - die Station steht auch auf 15 oder 14 Stützen sicher - und mit zermahlenem Schnee unterfüttert, der sich schnell verfestigt. Das wird mit jeder Stütze gemacht und dauert insgesamt acht bis zehn Tage. Am Ende wird der Garagenboden eingeebnet. Die Station steht auf einer 230 Meter starken Eisplatte, die sich bewegt. Neumayer III wandert im Jahr um 152 Meter Richtung Norden, in Richtung Abbruchkante der gewaltigen, die Antarktis bedeckenden Eisfläche. Doch in den Atlantik wird sie nicht stürzen. Vorher muss sie komplett abgebaut werden. So schreibt es das Antarktis-Umweltschutzprotokoll vor, das für die Vorgängerstationen noch nicht gilt. "Sie werden in 50 oder 60 Jahren mit dem Eis abbrechen und im Meer versinken", sagt Enss.

Neumayer III war inklusive Transportkosten, die beim Bauen in der Antarktis natürlich besonders hoch sind, rund 40 Millionen Euro teuer und soll 30 Jahre arbeiten. Sie hätte damit eine dreifach höhere Lebensdauer als die Vorgängerstationen, die der Schnee verschlang. Eine Baugenehmigung musste für Neumayer III nicht beantragt werden. Aber ganz ohne Gutachten geht es für deutsche Behörden auch beim Bauen am Pol nicht. Eine Umweltverträglichkeitsstudie war Pflicht.