Rüdiger Nehberg aus Rausdorf, Mitgründer der Menschenrechtsorganisation Target, baut in dem Dorf Farasdage im Nordosten Äthiopiens ein Krankenhaus mit den Schwerpunkten Gynäkologie und Geburtshilfe.

Rausdorf. In diesem Teil des Landes lebt das Afar-Volk, das als Halbnomaden-Volk durch das Randgebiet der Danakilwüste zieht. Der 74 Jahre alte Menschenrechtler und seine Frau Annette setzen sich mit ihrer Organisation seit 2002 dafür ein, dass der Brauch der weiblichen Genitalverstümmelung, der in Afrika weit verbreitet ist, verboten wird. Mit Erfolg: Der 1,6 Millionen Menschen zählende Afarstamm stellte das blutige Ritual 2007 unter Strafe.

Das neue Krankenhaus soll noch Ende dieses Jahres fertig gebaut werden und schnelle Hilfe vor Ort garantieren. Im Hauptgebäude sollen ein OP-Saal, mehrere Behandlungsräume und Krankenzimmer sowie ein Sanitärbereich entstehen. In einem zweiten Gebäude soll das Personal unterkommen. Es wird zwar nur ein kleines Krankenhaus werden, aber für die Menschen in dieser Region, die bislang kaum medizinische Versorgung haben, eine große Errungenschaft. "Wir möchten den geschundenen Frauen bei der Geburt ihrer Kinder künftig noch besser zur Seite stehen können", sagt Rüdiger Nehberg.

Jedes zweite Baby in der Afar-Region stirbt bei der Geburt. Das ist eine Folge der "Pharaonischen Genitalverstümmelung", der schlimmsten aller Formen. Davon sind 90 Prozent aller dort lebenden Frauen betroffen. "Die Geburten sind extrem schwierig und gefährlich, da der Geburtskanal als Folge der Verstümmelung vernarbt und somit nicht ausreichend elastisch ist", sagt Annette Nehberg.

"In den späteren Krankenhausbetrieb würden wir gern Gynäkologen aus Deutschland einbinden", so der 74-Jährige. Außerdem soll es später Erwachsenenbildung geben. Denn den Menschen müssten laut Nehberg erst einmal die Zusammenhänge von Verstümmelung und den Folgeleiden erklärt werden. Die reinen Baukosten schätzt Nehberg auf 150 000 Euro.

Bereits seit sieben Jahren ist Target mit einer fahrenden Krankenstation, die aus zwei Geländewagen, einer deutschen Ärztin, einer Krankenschwester und sieben äthiopischen Helfern besteht, in dem Gebiet unterwegs. Damit wird schon jetzt praktische medizinische Hilfe gewährleist, aber bei Geburtskomplikationen sind deren Möglichkeiten begrenzt.

Weltweit sind 150 Millionen Frauen von der Genitalverstümmelung betroffen. Jeden Tag werden 8000 Mädchen ihrer Genitalien beraubt. Ziel von Target ist es, den blutigen Brauch in allen Ländern als unvereinbar mit dem Koran und der Ethik des Islam zu erklären und den Brauch abzuschaffen.