Ein Ersatzschlüssel zur Wohnung einer Freundin, die schon im Sommer dort ausgezogen ist. Ein schwarzer Zweitschlüssel für den alten Corsa, den ich vor Monaten zum Abwracken freigegeben habe. Und ein kleiner Schlüssel, der nie wieder mit dem dazugehörigen verschollenen Vorhängeschloss vereint werden wird.

Ihr gemeinsames Schicksal: weggelegt, vergessen und im Chaos der Küchenschublade versunken. Zwischen Plastikclips, Papierservietten und Pizzaservice-Flyern habe ich nun diesen Schlüsselfriedhof aufgetan. Seine Bewohner habe ich aus ihrer Zwischenwelt in den sicheren Tod geschickt. Für einen würdigen Abschied blieb keine Zeit. Denn die Entdeckung fiel auf den Tag meines Umzugs. Alle Kartons waren gepackt, das Essen für die Helfer gekocht, das Eisfach abgetaut. Nur die Küchenschublade blieb bis zum Schluss mit einem unsichtbaren Schlüssel verschlossen. Manche Dinge sollten eben einfach nicht geöffnet werden.