Michael Sarach will das Thema Schlosspark neu beleben, Privatleute und Firmen zu mehr Engagement und Politiker zu klaren Entscheidungen bewegen.

Ahrensburg. "Das war eine gelungene Premiere mit einer konstruktiven Diskussionsrunde." Mit diesen Worten lobte Hans-Joachim Mischok den Auftakt zur Veranstaltung "Frühstück mit..." des Hamburger Abendblattes. Die Redaktion lädt Leserinnen und Leser zu einem Frühstück mit interessanten Menschen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport ein. Den Start machte am Sonntag die Regionalausgabe Stormarn in der Tapas-Bar "Remise" im Ahrensburger Marstall. 20 Bürgerinnen und Bürger der Schlossstadt konnten bei Kaffee, Croissants, Müsli und Rührei ihren künftigen Bürgermeister Michael Sarach persönlich kennenlernen und mit ihm in lockerer Atmosphäre diskutieren. Redaktionsleiter Ralph Klingel-Domdey moderierte die Frühstücksrunde.

"Ich fühle mich sehr geschmeichelt, die Veranstaltungsreihe 'Frühstück mit...' zu eröffnen", sagte Michael Sarach. "Es ist mein erstes Blind Date mit 20 Menschen zum Frühstück. Darauf freue ich mich", scherzte der 56-Jährige, der am 1. Mai das Amt des Verwaltungschefs antreten wird. Auch die 20 Ahrensburger freuten sich, ihrem neuen Bürgermeister einmal auf den Zahn fühlen zu können. Ihn nach seinen Zielen und Vorstellungen für die Zukunft der Stadt zu fragen. Michael Sarach Anregungen mit auf den Weg zu geben. Zu sagen, wo ihrer Meinung nach der Schuh drückt.

Kritik äußerten einige zum Beispiel an dem Erscheinungsbild der Innenstadt. "Gerade für die Einzelhändler ist es wichtig, dass die Innenstadt attraktiv ist", sagte Pamela Brun. Sie habe jedoch den Eindruck, dass Ahrensburg nur noch "eine einzige Baustelle" sei. "Außerdem ist der Rathausplatz ein trauriger Anblick, die Tiefgarageneinfahrt des CCA ist auch nicht schön." Ihrer Meinung nach müsse die Innenstadt grüner werden. "Es gibt viele Dinge, die verbesserungswürdig sind. Auch ich wünsche mir, dass wir den Rathausplatz verändern", sagte Sarach, der zum Rührei mit Speck ein Vollkornbrötchen aß. Als er das erste Mal auf dem Platz gestanden habe, habe er die Hände über den Kopf zusammen geschlagen. Doch das Geld sei knapp. "Deshalb werde ich mich nicht davor scheuen, den Einzelhändlern vorzuschlagen, sich an den Kosten für die Begrünung zu beteiligen. Zu fragen: Was könnt ihr beisteuern?", so Sarach. "Ich hoffe, dass solche Appelle Erfolg haben werden."

Bei der Diskussion über den Schlosspark fiel dann auch der Begriff Bürgersinn. "Die Bewohner sind stolz auf ihr Schloss", sagte Roland Hartwieg und nippte an seinem Tee. Doch die Politik habe die Sanierung des Parks abgelehnt. "Warum kann kein Kompromiss gefunden werden? Die Bürger könnten doch gebeten werden, für das Projekt zu spenden!"

Auch Andreas Hausmann plädierte dafür, dass sich die Bürger für ihre Stadt engagieren: "Sie sollten angeregt werden, mehr für Ahrensburg zu tun." Das fange bei der Pflege der Gehwege vor der eigenen Haustür an. Michael Sarach nickte, tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab und lächelte. "John F. Kennedy hat mal gesagt: Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst." Für ihn sei das Thema Schlosspark noch nicht beendet. "Ich bedauere die Entscheidung der Politik. Ahrensburg muss aufpassen, dass andere Städte ihr nicht den Rang ablaufen. Sie rühmt sich, Hamburgs schöne Nachbarin zu sein. Aber dafür müssen wir auch etwas tun und investieren." Wenn er von Stadtmarketing und -entwicklung spreche, gehöre das Schloss zwingend dazu. "Es ist unser Identifikationsmerkmal. Das Problem ist, dass das Stiftungskapital der Stiftung Schloss Ahrensburg zu gering ist", sagte der Diplom-Finanzwirt. Es müsse über Möglichkeiten nachgedacht werden, das Kapital zu steigern. "Zum Beispiel durch Firmen und Privatleute, die das Schloss finanziell unterstützen wollen."

Die "vielen schönen Seiten" der Stadt, die liegen auch Hans-Joachim Mischok am Herzen. "Leider wird in Ahrensburg vieles zerredet. Es wird viel zu viel gemeckert und geschimpft", sagte er und erntete zustimmendes Nicken. Doch wenn nichts passiere, keine Entscheidungen getroffen würden, bedeute das für die Stadt Stillstand.

Michael Sarach machte eine kurze Pause, schaute in die Runde und sagte: "Ahrensburg steht an einem Wendepunkt. Will sich Ahrensburg als Stadt weiterentwickeln oder zurück zum Dorf? Diese Entscheidung muss man bewusst treffen." Seine Stimme klang bestimmt und eindringlich, als er hinzufügte: "Davor können wir uns nicht drücken. Ich werde die Stadtverordneten unter Feuer setzen, Entscheidungen zu treffen." Auf die Frage von Ralph Klingel-Domdey, wie Sarach eines der Hauptprobleme - das gestörte Verhältnis zwischen Verwaltung und Politik - lösen wolle, antwortete Michael Sarach: "Ich möchte eine Vertrauensbasis schaffen. Die Stadtverordneten haben mich sehr offen und freundlich aufgenommen. Ebenso wie die Bürger haben sie eine hohe, aber positive Erwartungshaltung." Er sei davon überzeugt, dass es am 1. Mai einen reibungslosen Übergang gebe.

Die 20 Ahrensburger erfuhren an der Frühstückstafel aber nicht nur, welche Ziele sich der künftige Bürgermeister gesetzt hat. Michael Sarach gab auch viel Persönliches preis. Auslöser war eine Frage von Siegfried Schöttgen, der wissen wollte, welche Impulse Sarach setzen kann, um zum Beispiel Jugendlichen christliche Werte näher zu bringen. "Christliche Werte zu pflegen und hoch zu halten, ist mir sehr wichtig", sagte Sarach. Jedoch wolle er kein Geheimnis daraus machen, dass seine Frau und er nicht Mitglied der Kirche seien.

Manfred Moch hakte nach und stellte die Frage, die wohl allen auf der Zunge lag: "Und warum sind Sie ausgetreten?" Sarach sagte, er sei katholisch getauft worden. "Ich habe viel Schönes in der Kirche erlebt. Aber auch Dinge, die mich sehr getroffen haben", sagte er. Seine Großeltern hätten mit Leib und Seele in der Kirche gearbeitet. "Doch als mein Großvater damals einen Schlaganfall erlitt und meine Großmutter die Kirche um Unterstützung gebeten hat, wurde sie auf enttäuschende Weise abgewiesen." Das sei für ihn ein Schlüsselerlebnis gewesen. "Das war nicht die Kirche, mit der ich mich identifizieren konnte."

So habe er sich von der Kirche entfernt und sei ausgetreten. "Aber die kirchlich-moralischen Werte haben für mich eine sehr hohe Bedeutung", sagte Sarach. "Sie sind das Fundament unserer Gesellschaft." Diese Werte zu beherzigen, betreffe die gesamte Gesellschaft. Michael Sarach: "Jeder Bürger kann seinen Teil dazu beitragen."