E.on-Konzessionsverträge für Strom und Gas laufen 2014 aus. Neuer Ausschuss geplant. Bürgermeister regt eine Debatte über Kauf des Netzes an.

Bargteheide. Bargteheide schickt sich an, klimafreundlichste Stadt Stormarns zu werden. "Meine Vorstellung ist, dass wir in fünf bis zehn Jahren alle städtischen Gebäude mit Energie beliefern, die wir selbst in Bargteheide erzeugt haben, und zwar möglichst CO2-neutral", sagt Bürgermeister Görtz. Der Bau von Fotovoltaikanlagen auf den Dächern des Erweiterungsbaus am Schulzentrum und der neuen Kita am Mühlentor sei ein Anfang. Weitere Projekte würden folgen. Langfristiges Ziel: Die ganze Stadt mit eigener, möglichst regenerativer Energie zu versorgen.

"Das ist gar nicht so abwegig. Ein Holzschnitzelwerk für das Schulzentrum oder eine andere klimafreundliche Technologie hätten wir schon im nächsten Jahr haben können - hätte die Politik anders entschieden", sagt Henning Görtz und spielt damit auf das Heizungskonzept für das Schulzentrum an. Das Scheitern des Projektes eröffnet nun die Chance, das Thema im größeren Stil anzugehen.

Ob das jedoch mit E.on Hanse geht, ist die Frage. So steht in Bargteheide eine Grundsatzentscheidung an: Entweder der von E.on Hanse seit längerem geplanten Netz AG beizutreten, einem Zusammenschluss des Energiekonzerns mit den Kommunen. Oder das Netz zu kaufen und als kommunaler Versorger auf eigene Faust weitermachen. "Eine Empfehlung dazu gibt es noch nicht. Aber es gibt auf jeden Fall Handlungsbedarf. Die Konzessionsverträge mit E.on für Strom und Gas laufen Ende 2014 aus. Und die Rekommunalisierung ist interessant", sagt Bürgermeister Henning Görtz.

Wie ernst es die Stadt in dieser Sache meint, zeigt die Gründung eines neuen Ausschusses, der ausschließlich damit beschäftigt sein wird, ein Energiekonzept für die Stadt zu erstellen. Für die Sitzung des Hauptausschusses am kommenden Mittwoch (18.30 Uhr, Rathaus) sind die Fraktionen aufgefordert, zehn Mitglieder zu benennen. Einen Tag später wird die Stadtvertretung (19 Uhr, Stadthaus) über die Vorschläge beraten und den nichtständigen Ausschuss einsetzen. "Ein solches Energiekonzept ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch angeraten", sagt Görtz.

Vor vier Jahren musste die Stadt 555 000 Euro für Gas und Strom ausgeben. Jetzt ist es schon eine Million. Eine fatale Entwicklung angesichts wegbrechender Steuereinnahmen. Da die Hälfte der städtischen Energiekosten für Heizwärme ausgegeben wird und die Hälfte davon wiederum an den Schulen anfällt, sind die besonders im Visier.

"Eine Möglichkeit ist das Fifty-Fifty-Projekt, das am Eckhorst-Gymnasium und an der Anne-Frank-Schule ansatzweise schon erprobt wird. Die Politik will es jetzt allen Schulen anbieten", sagt der Bargteheider Bürgermeister. Die Idee ist einfach: Der Betrag, den die Schüler durch energiebewusstes Handeln an Heizkosten sparen, wird geteilt: fifty-fifty. Die Hälfte kommt in die Stadtkasse, die andere Hälfte können die Schulen behalten.

Sparen ist also angesagt. Der Kauf des Netzes von E.on würde aber zunächst hohe Kosten verursachen. Preiswerter wäre der Einkauf in die Netz AG. Das Angebot liegt auf dem Tisch: 3,5 Millionen Euro, und Bargteheide gehört dazu. Görtz: "Die 3,5 Millionen Euro haben wir aber auch nicht so herumliegen. Auch hierfür müssten wir einen Kredit aufnehmen. Nur mit dem Unterschied, dass uns das Netz dann lediglich zu 49 Prozent gehören würde, weil sich E.on in der AG mit 51 Prozent die Mehrheitsanteile sichert."

Diese grundlegende Weichenstellung zu prüfen und alle Maßnahmen zu bündeln, wird Aufgabe des neuen Ausschusses sein. So sollen die Entscheidungen mit hoher Kompetenz erfolgen und politisch fest verankert sein. Ein Scheitern wie beim Heizkonzept für das Schulzentrum, bei dem sich nicht alle Fraktionen mit ihm Boot fühlen, soll sich nicht wiederholen. Auch der Zeitdruck ist raus. Der Kauf des E.on-Netzes wäre mit Ablauf der Verträge in vier Jahren möglich. In zwei Jahren müsste die Entscheidung fallen, ob Bargteheide tatsächlich als kommunaler Selbstversorger weitermacht.