Bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung sind rund 200 Euro zusätzlich zu erwarten. Gasversorgung Ahrensburg bietet höhere Abschlagszahlungen an.

Ahrensburg. Das Thermometer zeigt seit Wochen Minusgrade an. Die Heizungen in Stormarn laufen auf Hochtouren. Das wird sich in der Nebenkostenabrechnung niederschlagen: Der Mieterverein Lübeck rechnet mit einer deutlichen höheren Heizkostenabrechnung für dieses Jahr. Geschäftsführer Thomas Klempau schätzt, dass sie um bis zu 20 Prozent steigen werden.

Der erste Teil des dramatischen Anstiegs wird schon bei der Abrechnung für das vergangene Jahr zu spüren sein. Das ganz böse Erwachen aber kommt mit Verzögerung. "So richtig spüren wird man das erst mit der Abrechnung 2011", sagt Thomas Klempau. Wegen der Kälte seit Jahresbeginn müssen die Mieter dann mit kräftigen Nachzahlungen rechnen. Und der Winter sei noch nicht vorbei. Jetzt komme es darauf an, wie lange noch so stark geheizt werden müsse.

Die Kosten für Energie sind seit Jahren der größte Posten bei den Nebenkosten, die als "zweite Miete" bezeichnet werden. Allein von 2006 bis 2009 sind sie um bis zu 34 Prozent gestiegen (siehe Grafik). Im gleichen Zeitraum stiegen die Mieten nur um durchschnittlich 4,6 Prozent. Massive Nachzahlungen kamen auf die Mieter bereits im Jahr 2008 zu, als die Preise für Gas und Öl in die Höhe schnellten. "Im vergangenen Jahr gingen die Preise zwar wieder runter. Doch jetzt erwischte uns der Winter eiskalt", sagt Thomas Klempau. Er nennt ein Zahlenbeispiel: "Wenn wir bei einem normalen Winter für Energie und Warmwasser durchschnittlich mit einem Euro pro Quadratmeter Wohnfläche und Monat rechnen, müssen die Mieter in diesem Jahr mit einem Anstieg auf 1,20 Euro rechnen." Für eine 60 Quadratmeter große Wohnung rechnet Klempau mit Mehrkosten von bis zu 144 Euro. Wer 80 Quadratmeter bewohnt, wird mit rund 200 Euro mehr belastet werden.

Auch beim Ahrensburger Gasversorger GAG hat man bereits einen Mehrverbrauch aufgrund der winterlichen Witterung festgestellt. Laut Geschäftsführer Horst Kienel liegt er zwischen zwölf und 18 Prozent. "Wir bereiten derzeit ein Info-Schreiben an unsere Kunden vor, in dem wir ihnen anbieten, ihre Abschlagszahlungen freiwillig anzupassen", sagt Kienel. Dann wäre die Nachzahlung nicht ganz so massiv.

Thomas Klempau rät ebenfalls dazu, vorzusorgen und Rücklagen zu bilden, um die Nachzahlungen abfedern zu können. Die Mehrkosten für Energie könnten für manche Mieter zur Katastrophe werden: für Geringverdiener, die keine staatlichen Leistungen bekommen, für altere Menschen mit einer schmalen Rente, die aus Scham keinen Antrag auf Wohngeldzuschuss stellten, obwohl sie berechtigt wären. "Sie sparen dann beim Essen oder heizen Räume einfach nicht", sagt Klempau. Was nicht selten zu Feuchtigkeitsschäden in den Räumen führe.

Ein Problem sind auch die älteren Wohnungen, die energetisch nicht saniert sind und bei denen das Geld durch Fenster und Türen "verheizt" wird. "Das sind reine Energieschleudern", sagt Thomas Klempau und bedauert, dass viele Wohnungseigentümer trotz staatlicher Hilfe nicht für die energetische Sanierung ihres Eigentums sorgen. Der Austausch einer Heizung amortisiere sich für den Eigentümer schon nach ein paar Jahren. Und: Bis zu elf Prozent der Modernisierungskosten dürfen auf die Jahresmiete umgelegt werden. Für den Mieter sei eine finanzielle Entlastung aber nicht zu erwarten, räumt Thomas Klempau ein. "Der Anstieg der Grundmiete wird durch die eingesparten Energiekosten heute noch nicht ausgeglichen", sagt er. Wenn jedoch in Sachen Klimaschutz und Wohnungssanierung nichts geschehe, würden die Energiekosten in ein paar Jahren kaum noch zu bezahlen sein.