Erfahrungen: Sie haben oft den gleichen Geschmack in der Mode und bei den Hobbys - aber manchmal gibt es auch Probleme.

Ahrensburg/Barsbüttel/Lütjensee. "Als Zwilling bekommt man die beste Freundin bei der Geburt gleich mit", sagt Julia Konerding. "Wer hat das schon?" Ihre Zwillingsschwester Janina nickt zustimmend. Die beiden 28-Jährigen haben ein sehr enges Verhältnis. "Dass wir uns einen Tag mal nicht gesprochen haben, gab es noch nicht", sagt Julia. Sie telefonieren ständig - oder schreiben sich SMS. Zwei Wochen getrennter Urlaub war die längste Zeit, die die Zwillinge bisher getrennt waren. Denn Janina und Julia wohnen zusammen und haben auch die gleichen Hobbys. Seit ihrem zehnten Lebensjahr machen sie Leichtathletik, gemeinsam trainieren sie Sportler beim Barsbütteler SV. "Ich glaube, die Kinder können uns teilweise nicht auseinander halten", sagt Julia. Aber auch für dieses Problem haben sie eine Lösung: "Wir hören einfach auf beide Namen", so die eineiigen Zwillinge, die beide sehr ehrgeizig und zielstrebig sind.

Nur bei ihrer Studien- und Berufswahl entschlossen sie sich, unterschiedliche Wege einzuschlagen. Während Julia Sportwissenschaften studierte und heute als Sportjournalistin arbeitet, entschied sich Janina für ein Jurastudium. Gerade hat sie ihr zweites Staatsexamen abgelegt. Ihre Schwester begleitete sie zu den Prüfungen. "Ich habe mir extra frei genommen und den ganzen Tag dabei gesessen und mitgefiebert", erinnert sich Julia.

Weltweit ist jede 40. Geburt eine Zwillingsgeburt, es gibt aber regionale Unterschiede.

Das Leben als Zwilling hat allerdings auch negative Seiten: "Wir fallen auf. Wir werden ständig angestarrt", sagen die Schwestern. Besonders extrem sei es gewesen, als beide gemeinsam auf dem Flughafen jobbten. "Wir hatten die gleiche Uniform an, dadurch sahen wir uns noch ähnlicher", berichtet Janina. "Die Leute sind alle stehen geblieben, weil wir sie so irritiert haben." Auch an der Uni wurden sie oft verwechselt. Julia: "Irgendwann haben wir uns angewöhnt, alle zu grüßen."

So halten es auch Stefanie Krickhahn und Kerstin Schmidt. Die 35 Jahre alten Zwillinge aus Ahrensburg grüßen immer freundlich - auch, wenn sie ihr Gegenüber überhaupt nicht kennt. Denn die Schwestern mit den blonden Kurzhaarschnitten werden ständig verwechselt. "Wir haben uns noch nie so ähnlich gesehen wie jetzt", sagt Kerstin, die auch bei der Kleidung den gleichen Geschmack hat wie ihre Schwester: "Wenn eine von uns etwas zum Anziehen im Internet bestellt, kauft sie die Sachen immer doppelt", sagt Stefanie. "Wenn sie einem von uns nicht gefallen, schicken wir sie beide wieder zurück."

Während ihrer Teenager-Zeit hatten die beiden eine Zeit lang unterschiedliche Frisuren, aber auch das half nichts: Ihre Lehrer konnten sie trotzdem nicht auseinander halten. "Ich habe sogar mal eine bessere Lateinnote abgestaubt", erinnert sich Stefanie. 20 Jahre lang war der Handballsport ihre große gemeinsame Leidenschaft. "Dort konnten wir anhand unserer Rückennummern auseinander gehalten werden", sagt Stefanie. "Aber die Schiedsrichter haben es trotzdem nicht immer geschafft." Als sich 2007 die Geburt von Kerstins Sohn Sebastian ankündigte, beendeten die Zwillinge ihre sportliche Karriere. Knapp ein Jahr später wurde Stefanies Tochter Charlotte geboren. Heute leben die Schwestern zusammen mit ihren Ehemännern und den Kindern in einem Doppelhaus in Ahrensburg, das sie zusammen gebaut haben. "Der Vorteil ist, dass wir nie allein sind. Und für die Kinder ist es schön", sagt Kerstin.

Für einen längeren Zeitraum räumlich voneinander getrennt waren die beiden aber auch vor ihrem gemeinsamen Hausbau noch nie gewesen. "Wir haben immer beide in Ahrensburg gelebt", sagt Stefanie. Obwohl sie sich so nahe stehen, kam für sie aber nie in Frage, denselben Beruf zu erlernen. Zwar studierten die Zwillinge beide an der Universität Hamburg, belegten aber unterschiedliche Studienfächer. Stefanie wurde Apothekerin, Kerstin Lehrerin an der Stormarnschule. "Die Trennung nach der Schule hat uns gut getan, um uns zu entwickeln", sagt Kerstin. Denn die Schwestern, die bis dahin immer als Doppelpack aufgetreten waren, mussten lernen, nicht mehr ständig in der Wir-Form zu sprechen. "Das war ein Gewöhnungsprozess", erinnert sich Kerstin. Im Unterschied zu Julia und Janina gibt es aber auch mal Tage, an denen die beiden nicht miteinander sprechen. Kerstin: "Wenn eine von uns im Urlaub ist, dann hören wir auch mal zwei Wochen nichts voneinander. Wir müssen dann nicht jeden Tag telefonieren."

Worin unterscheiden sich die beiden? "Kerstin ist spendabler", sagt Stefanie nach kurzem Überlegen. Wesentlich leichter fällt es den beiden, über ihre Gemeinsamkeiten zu reden. "Wir sind relativ häusliche Menschen", sagt Kerstin. "Was wir beide überhaupt nicht mögen, ist, sich die Nacht um die Ohren zu hauen." .

Das Problem, verwechselt zu werden, haben die zehn Jahre alten Zwillinge Paul und Lena aus Lütjensee nicht. "Es ist eigentlich nicht anders, als hätte man einen normalen Bruder", sagt Lena, die zwei Minuten jünger ist als Paul. Ihren Eltern war es wichtig, dass sich die beiden eigenständig entwickeln. In der Grundschule Lütjensee besuchen die Viertklässler deshalb unterschiedliche Klassen - und haben beide ihren eigenen Freundeskreis. Den Zwillingen macht die Trennung nichts aus: "Wir finden es besser so", sind sich die beiden einig. Es hat schließlich auch Vorteile, in unterschiedliche Klassen zu gehen: "Manchmal ist Pauls Klasse in Mathe weiter. Dann hilft er mir, wenn ich etwas nicht verstehe", sagt Lena. Auch außerhalb der Schule gehen sie oft getrennte Wege: Während Paul Tennis oder Klavier spielt, reitet Lena oder führt ihren Hund Sam aus. Lena: "Paul hasst alles, was mit Pferden zu tun hat und ich könnte mir nie vorstellen, Klavier zu spielen."

Einig sind sie sich wieder, wenn es um das Thema Fußball geht. Gemeinsam spielen sie in der E-Jugend der FSG Südstormarn und drücken dem Fußballzweitligisten FC St. Pauli die Daumen. "Einmal sind wir sogar mit unserer Mannschaft beim FC St. Pauli aufgelaufen", erzählt Paul. Und was ist der größte Vorteil daran, Zwilling zu sein? Paul: "Wenn mir langweilig ist, habe ich immer jemanden zum Spielen."