Mit scharfen Worten haben die Stormarner Grünen gegen die aktuellen Auswüchse des Gastschulstreits protestiert.

Bad Oldesloe. "Es kann nicht sein, dass 20 Jahre nach dem Mauerfall immer noch Menschen mitten in Deutschland zum illegalen Grenzübertritt gezwungen werden", sagt Hartmut Jokisch, der schulpolitische Sprecher der Grünen-Kreistagsfraktion. In Hamburg wird jetzt - wie berichtet - verstärkt gegen Gastschüler aus Schleswig-Holstein vorgegangen. Jüngster Fall: Ein Zehntklässler des Gymnasiums in Hamburg-Lohbrügge, das er schon seit sechs Jahren besucht, soll zum Sommer die Schule verlassen - nicht etwa, weil er schlechte Noten hat, sondern weil er in Reinbek wohnt. "Das ist Skandal", sagt Jokisch. "Er wird herausgerissen aus seinen Bezügen, das ist unmöglich."

Es könne nicht angehen, dass es mit dem Elternrecht auf freie Schulwahl offenbar vorbei sei, je näher man der normalerweise unsichtbaren Landesgrenze komme. "Kinder aus Hamburg, die zum Beispiel die Gesamtschule in Barsbüttel besuchen wollen, werden abgewiesen, und dasselbe Schicksal ereilt Ahrensburger oder Ammersbeker, die ihre Kinder auf Hamburger Schulen schicken wollen."

Die Folge sei, dass virtuelle Umzüge nach Hamburg inszeniert würden, um sein Kind doch noch an der Wunschschule unterzubringen. "Offenbar gibt es Hamburger Schulleiter, die den Eltern sogar dabei helfen, indem sie eine Liste mit Adressen bereithalten, die für diesen virtuellen Umzug genutzt werden können", sagt Jokisch, der früher das Gymnasium in Trittau geleitet hat. "Die Schulleiter wollen natürlich ihre Schulen vollkriegen."

Bei dem Gastschulstreit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein geht es ums Geld. Hamburg will 30 Millionen Euro pro Jahr von Schleswig-Holstein, das bislang nur 8,5 Millionen Euro für die Gastschüler zahlt. Die Verhandlungen darüber stocken, eine Übergangslösung ist offenbar unterschriftsreif, sieht aber keine wirkliche Wahlfreiheit hinweg vor.

Hartmut Jokisch fordert den Kieler Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) jetzt auf: "Handeln Sie einen vernünftigen Vertrag mit der Hansestadt Hamburg aus. Dazu gehört Wahlfreiheit über Landesgrenzen hinweg, damit Eltern nicht in die Illegalität getrieben werden. Für die betroffenen Eltern und Kinder ist die jetzige Situation unerträglich."