Wie viel Geduld noch?

Zum Bericht "Bahnkunden genervt: Es vergeht kaum ein Tag ohne Verspätungen"

Verspätungen der Züge sind an der Tagesordnung, pünktliche Züge werden immer seltener. Besonders ab 8 Uhr Richtung Hamburg oder auch umgekehrt ab 17 Uhr Richtung Ahrensburg werden die Fahrzeiten häufig nicht mehr eingehalten. Eine Besserung- oder gar Verbesserung seit der Elektrifizierung ist nicht erkennbar. Die Zugtaktung ist so nicht machbar, die Gleise sind überlastet. Jeden Tag gibt es andere technische Störungen - Lokschaden, Gleisübergangsschaden, Weichenstörung, Oberleitungsschaden und so weiter. Jetzt ist es natürlich der strenge Winter. Jedes Jahr werden bessere Verbindungen versprochen und als großer Fortschritt verkauft, die Wirklichkeit sieht anders aus. Etwas Positives gibt es dennoch: Die Wagen sind deutlich komfortabler geworden. Die Bahn bittet um Geduld. Wie viel Jahrzehnte hören wir das schon? Ich seit 1985.

Ulrich Nasgowitz, Ahrensburg

Dieselloks sind besser

Auch ich war in den vergangenen Wochen häufig von Verspätungen auf dem Weg von und zur Arbeit auf der Strecke R 10 betroffen. Aber es ist immer eine Frage der Erwartungshaltung. Die jetzige Jahreszeit heißt Winter - das vergessen scheinbar all diejenigen, die meinen, auch bei hohen Minustemperaturen und Unmengen von Schnee müsste alles reibungslos funktionieren. Gerade die seit rund einem Jahr eingesetzten E-Loks der Baureihe 112 und 143 (übrigens allesamt noch aus VEB-Produktion) sind gerade bei Pulverschnee sehr empfindlich, weil Schneestaub ihre Transformatoren lahmlegt und damit die Lok beziehungsweise gleich der ganze Zug ausfällt. Deshalb waren auf der R 10 in den letzten Wochen vermehrt die guten alten Dieselloks der BR 218 als Ersatz im Einsatz - eben weil diese sehr zuverlässig bei jedem Wetter ihre Arbeit tun.

Die Behauptung, dass diese Loks ständig unzuverlässig waren, ist falsch. Das Gegenteil ist der Fall. Bis zum heutigen Tage sind unsere ehemaligen Lübecker Dieselloks das Rückgrat auf vielen Strecken in Süddeutschland und ebenfalls auf der Marschbahn vor IC-Zügen von Sylt nach Hamburg sowie dem Sylt-Autozug-Shuttle. Dort funktionieren sie, wie früher auf der R 10 (S 4) bei jedem Wetter störungsfrei. Die RBSH hat sich deshalb sogar eine Verstärker-Lok der BR 218 aus Braunschweig nach Schleswig-Holstein geholt, weil diese gerade bei diesem Wetter absolut unempfindlich sind. Die Umstellung auf E-Loks auf der R 10 hat bisher keinerlei Vorteile gebracht. Mit Verspätungen müssen wir leben, solange es Winter ist.

Timo Laska, per E-Mail

Frustrierend

Meine Erfahrungen dokumentiere ich wie viele andere frustrierte Bahnkunden im Internet unter delays.de. Auf dieser Seite werden bereits seit 1998 die Verspätungen der auf der Strecke Hamburg-Lübeck erfasst. Geändert hat es leider fast nichts. Auch nach der Elektrifizierung sind Verspätungen an der Tagesordnung. Habe ich einen wichtigen Termin, verlasse ich mich lieber aufs Auto. Eine erhebliche Mitverantwortung trägt die Landesverkehrsgesellschaft Schleswig-Holstein. Sie muss den Druck auf die Deutsche Bahn erhöhen und endlich die schon häufig in Aussicht gestellten Verbesserungen in Hinblick auf den Service und die Pünktlichkeit einfordern. In letzter Konsequenz auch über den Wechsel zu einem anderen Betreiber.

Martin Klänelschen, Ahrensburg

Nicht mehr zu zählen

Der Artikel hat aus meinem Herzen gesprochen. Seit mehr als 40 Jahren pendele ich von Ahrensburg beziehungsweise Hamburg-Rahlstedt zum Hauptbahnhof. Ich kann schon gar nicht mehr aufzählen, wie oft die Züge Verspätung hatten oder ganz ausfielen. Ein Beispiel: Erst letzte Woche ist der Zug um 7.07 Uhr von Rahlstedt wegen Triebwagenschadens ausgefallen, und wir Pendler durften bei minus zehn Grad Celsius mal eben circa 30 Minuten auf den nächsten Zug warten. Die zwei Regionalexpress-Züge konnten wohl keinen Zwischenstopp einlegen im Interesse der frierenden Menschen auf dem zugigen Bahnsteig. Die Bahn fährt ja immer, fragt sich bloß, nach welchem Fahrplan.

Meiner Meinung nach ist die Elektrifizierung nicht für die Reisenden eingeführt worden, sondern für den Güterverkehr. Das bestätigt schon die Aussage der Bahn, die Fahrzeit der Züge nicht zu kürzen, um Verspätungen aufzufangen, die sich zwangsläufig durch die hohe Zugfrequenz EC/ICE/Güterzüge/Regionalexpress und Regionalbahn ergeben. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben, vielleicht klappt es ja bis zu meiner Rente besser mit der R 10 oder einem eigenen Gleis für den Nahverkehr.

Wilfried Schulz, per E-Mail

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