Geschäftsführer Christian Rotering erklärt Pläne für eine neue Notfallambulanz, ein Kinderwunsch-Zentrum, Schulungsräume und ambulante Angebote.

Ahrensburg/Großhansdorf. "Ich gehe davon aus, dass bei der Förderung unseres Hauses alles hundertprozentig korrekt gelaufen ist. Und dass das Verwaltungsgericht in Schleswig das auch so bestätigen wird." Mit diesen Worten reagiert der Geschäftsführer der Großhansdorfer Park-Klinik Manhagen auf die Klage des Krankenhaus-Konzerns Asklespios gegen das Land Schleswig-Holstein wegen des Verdachts von Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Fördermitteln aus dem Konjunkturpaket II (wir berichteten). Christian Rotering sagt: "Aus unserer Sicht entspricht die Förderung für den Ausbau der Klinik klar den Richtlinien des Konjunkturprogramms."

Rotering und der kaufmännische Leiter der Fachklinik an der Sieker Landstraße, Jan Zabel, traten am Mittwoch erstmals auch Vorwürfen entgegen, ihr Haus genieße in Ministeriumskreisen eine Art Sonderstellung und werde bevorzugt behandelt. Das Land Schleswig-Holstein habe vielmehr ein "vitales Interesse" daran, den Gesundheitsstandort zu stärken, damit Patienten nicht in andere Regionen, insbesondere nach Hamburg, abwanderten.

An der Sieker Landstraße entsteht gerade ein Anbau an einen bereits im Sommer 2008 begonnen Neubau - der sogenannte zweite Bauabschnitt. Die Park-Klinik-Betreiber-Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen (GSbG) investiert 5,2 Millionen Euro in das Vorhaben, von denen das Land gut vier Millionen als förderfähig anerkannt und mit 3,2 Millionen Euro bezuschusst hat. Die Förderung ist am 15. Juli 2009 beantragt und per Bescheid am 9. Dezember 2009 bewilligt worden. Mit dem Bau ist in Abstimmung mit dem Land am 28. Juli jenes Jahres begonnen worden. "Auf eigenes Risiko, falls wir keine Förderung bekommen hätten", sagt Rotering.

Asklepios und der Ahrensburger Klinik-Chef Dr. Martin Zellner halten die Vergabe des Geldes für nicht statthaft: "Bei der Einhaltung maßgeblicher Kriterien wurden beide Augen fest zugedrückt", hatte Asklepios-Konzernsprecher Rudi Schmidt gemutmaßt. Mit der Klage (AZ.: 1 A 4/10) befasst sich nun das Verwaltungsgericht. Auch der Landesrechnungshof wurde informiert, ferner erwägt der Steuerzahlerbund eine Prüfung.

Was ist geplant in dem aus dem Konjunkturpaket geförderten Neubau? Zum einen soll die am 1. Juli 2007 in der Park-Klinik eröffnete Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung dort einziehen - in größere Räume. "Schrittweise wollen wir auch die Öffnungszeiten erweitern", sagt Christian Rotering. Zurzeit hat die Notfallpraxis lediglich sonnabends sowie sonn- und feiertags geöffnet. Außerdem ist ein Kinderwunsch-Zentrum unter der Regie des Universitätsklinikums geplant - eine Praxis also, in der sich Männer und Frauen behandeln lassen können, die Probleme haben, auf natürlichem Wege ein Kind zu zeugen. Auch Räume für Aus- und Weiterbildungen und Tagungen sind geplant.

Des weiteren spricht der Klinik-Geschäftsführer von "ambulanten Spezialleistungen, die wir jetzt erst noch entwickeln müssen." Das bedeutet: Das Konzept ist noch nicht im Detail fertig, und Rotering gibt unumwunden zu: "Ein Stück weit ist hier auch der Weg das Ziel." Entscheidend sei, dass am Ende alles "zwischen die Leitplanken der Richtlinien" passe. Täte es das nicht, müsste die Klinik womöglich Fördergeld zurückzahlen. Geplant war der zweite Bauabschnitt ohnehin. Das verdeutlicht schon ein Blick auf die Architektur, die nunmehr hübsch symmetrisch ist. "Aber wir wollten erst in drei oder fünf Jahren bauen", sagt Rotering.

All das habe indes nichts damit zu tun, dass die Park-Klinik in Zusammenarbeit mit dem Unfallkrankenhaus Boberg und dem Universitätsklinikum auch den Einstieg in die Unfallchirurgie plant (wir berichteten). Und sich damit in Konkurrenz zur Klinik Ahrensburg begibt, deren Chef Dr. Martin Zellner gemeinsam mit Asklepios ein neues Krankenhaus am Ahrensburger Ostring bauen will; das Sozialministerium in Kiel hat eine Förderung des Projekts allerdings abgelehnt. "Wir werden am 1. Juli 2011 mit der Unfallchirurgie starten", kündigt Christian Rotering an. Zwar könne sein Haus schon in diesem Sommer alle notwendige Leistungen anbieten, doch das könnte als eine Art "unfreundlicher Akt gegenüber den Mitarbeitern, Ärzten und Patienten der Ahrensburger Klinik" gewertet werden.

Dieser 1. Juli 2011 aber - das ist der erste Tag, an dem es die alte Klinik Ahrensburg nicht mehr gibt. Dann läuft der Pachtvertrag aus. Haus und Grundstück an der Manhagener Allee gehören seit 1997 ebenfalls der GSbG. Und das Recht an den 38 Plan-Betten? Das beanspruchen sowohl die GSbG als auch Klinik-Ahrensburg-Betreiber Zellner für sich. Mit einer Feststellungsklage werde geprüft, wer Anspruch auf die Betten hat.

Zur Kritik an der Vergabe der Fördermittel und dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung, wie ihn Asklepios und Dr. Martin Zellner erhoben hatten, sagt Christian Rotering: "Meine feste Überzeugung ist, dass eine kleine Klinik mit 38 Betten wirtschaftlich nicht tragfähig ist." Das sei möglicherweise auch einer der Gründe dafür, warum Kiel den Neubau einer Klinik finanziell nicht unterstützen wolle.

Bleibt allein die Frage, weshalb die Park-Klinik sich überhaupt im Bereich der Unfallchirurgie engagieren will. Das 1991 eröffnete Haus hat sich zunächst als Orthopädische Klinik, später auch als Augenklinik deutschlandweit einen hervorragenden Ruf erworben. Dort werden unter anderem Knie-, Hüft- und Schulteroperationen vorgenommen, grauer Star behandelt und Netzhaut-Eingriffe vorgenommen. Und das im ganz großen Stil: Jahr für Jahr sind mehr Patienten gekommen, im vergangenen Jahr waren es mehr als 16 000. Warum also baut die Klinik ihr Spezialgebiet nicht einfach noch weiter aus? Das hat nach den Worten Christian Roterings etwas damit zu tun, das die ärztlichen Fachgebiete Orthopädie und Unfallchirurgie seit dem 1. Januar 2008 vereint worden sind. Deshalb müsse sein Haus nunmehr auch unfallchirurgische Kompetenz haben. Anderenfalls bestehe die Gefahr, dass der Park-Klinik künftig Patienten verloren gingen. Denn eine Kreuzbandoperation am Knie sei nicht zwangsläufig ein rein orthopädischer Fall, sondern habe womöglich auch etwas mit Unfallchirurgie zu tun.