Während viele Ahrensburger vergeblich an den Haltestellen auf einen Bus warteten, hielten die Fahrer auf dem Betriebsgelände der Ahrensburger Busbetriebsgesellschaft (ABG) Streikwache und diskutierten über ihre Situation.

Ahrensburg. "Uns bleibt nichts anderes übrig als zu streiken. Das ist unsere einzige Alternative", sagte Busfahrer Reinhard Netzeband, der - genauso wie alle seine 41 Ahrensburger Kollegen - den Streik unterstützt. Mit Ausnahme eines Schulbusses standen in Ahrensburg für 24 Stunden alle Busse still.

Die zentrale Forderung der Busfahrer: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. "Wir wollen das gleiche Gehalt bekommen wie die Busfahrer der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein", sagte Erhard Tobslaf, der seit neun Jahren in Ahrensburg als Busfahrer arbeitet. "Wir machen die gleiche Arbeit wie sie, also verdienen wir auch den gleichen Lohn."

Sein Kollege Rolf Modrow empörte sich: "Es gibt eine Klassengesellschaft unter den Busfahrern. Das kann nicht angehen." Etwa 200 Euro mehr bekämen die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) monatlich - zusätzliches Geld, das auch die Busfahrer in Ahrensburg gerne zur Verfügung hätten. Ihr Bruttogehalt liegt laut eigenen Angaben bei 1917 Euro, nach den Abzügen blieben etwa 1400 Euro übrig. Den Ahrensburger Busfahrern ist das zu wenig. "Ich habe jeden Monat 1000 Euro Fixkosten, das heißt, mir bleiben noch 400 Euro zum Leben", sagt Erhard Tobslaf. Von dem Geld müssten in seinem Haushalt sechs Personen leben.

Viele Ahrensburger Busfahrer müssten daher zum Sozialamt gehen, um Zuschüsse zu beantragen. Ein Kollege mit drei Kindern müsse sogar die Ahrensburger Tafel aufsuchen. "Die Löhne sind in den vergangenen Jahren stehen geblieben, aber alle anderen Kosten sind gestiegen", so der Tobslaf. "Die Verantwortlichen sollten sich mal Gedanken machen, ob sie von dem leben könnten, was wir verdienen."

Auch das geringe Ansehen ihres Berufes war gestern Diskussionsthema. "Viele denken, wir sitzen hinter der Scheibe und alles ist warm und schön", sagte Reinhard Netzeband. Aber Busfahrer zu sein, sei einer der stressigsten Berufe und werde dafür viel zu schlecht bezahlt.

Hinzu kämen die langen Arbeitszeiten. "Wir haben geteilten Dienst", berichtete Jakob Schmidke, seit zwölf Jahren Busfahrer bei der AGB. Das bedeutet: Zu den Hauptverkehrszeiten sind die meisten Mitarbeiter im Einsatz. Dazwischen haben einige von ihnen aber bis zu vier Stunden frei. "Da viele von uns aus Hamburg kommen, lohnt es sich nicht, zwischen den Schichten nach Hause zu fahren", so Schmidke. Deshalb sei es nichts Ungewöhnliches, wenn sie an einigen Tagen von 4.30 bis 20 Uhr im Betrieb seien. Bezahlt bekämen sie aber nur die Stunden, die sie am Steuer ihrer Busse sitzen.

"Wir müssen immer nur arbeiten, arbeiten, arbeiten", klagen die Busfahrer. Dabei bleibe das Familienleben auf der Strecke. "Wir haben schon auf einen Urlaubstag verzichtet, um Arbeitsplätze zu sichern. Es kann nicht angehen, dass wir bald Geld mitbringen müssen, um zu arbeiten." Viele Busfahrer würden ihren Job nicht lange ausführen. "Es geht hier zu wie in einem Taubenschlag", berichtet Tobslaf. "Die Leute bleiben zwei bis drei Jahre, dann sind sie wieder weg." Auch er würde sich kein zweites Mal für den Beruf des Busfahrers entscheiden. "Wenn ich damals gewusst hätte, wie die Situation mal werden würde, hätte ich etwas anderes gemacht."

Jörg Wilczek von der Gewerkschaft Ver.di, der den Streik in Ahrensburg vor Ort betreute, war mit dem Ablauf zufrieden: "Die Signale waren eindeutig. Alle Streiks, zu denen wir aufgerufen haben, haben stattgefunden. Jetzt liegt es an den Arbeitgebern." Sollten diese nicht auf die Gewerkschaft zukommen, drohen in der kommenden Woche neue Streiks.