Zwar hat sich der Zustand der Buchen und der Eichen leicht verschlechtert, insgesamt zeichnet sich jedoch durch diverse Umweltschutzmaßnahmen eine Erholung ab. Junge und nährstoffreiche Böden helfen dabei.

Reinbek/Kiel. Dem Wald in Stormarn geht es kontinuierlich besser. Die aktuelle Waldzustandserhebung des Umweltministeriums in Kiel hat zwar ergeben, dass es erstmals seit 2006 wieder einen leichten Anstieg des sogenannten Schadensniveaus gegeben hat. Dennoch geben die Experten Entwarnung. Nur der Zustand der Buchen und Eichen habe sich verschlechtert, weil sie im Vergleich zum Bericht von 2008 weniger Blätter trugen. Nadelbäume hingegen haben sich sogar erholt.

Gerade in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Umweltbelastung sind die grünen Lungen ein kostbares Gut. Die Förstereien in Stormarn pflegen ihren Bestand, beobachten täglich ihr Revier, fällen kranke Bäume: "Bei uns wird das Möglichste getan. Jeder muss Filter in seinem Schornstein haben, es gibt Rußpartikelfilter in Autos, Luftfilter in Industrieanlagen ", sagt Claus-Peter Alpen, Forstwirt im Bezirk Reinbek. Seine Försterei ist eine von vieren im Kreis, die den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten angehören.

Die Nähe zum Ballungsgebiet Hamburg sei ein Faktor, der zur Erhöhung der Schadstoffbelastung beitrage. Dazu komme, dass diese im Forst grundsätzlich größer sei als auf landwirtschaftlichem Freiland: "Bedingt durch die Blattmasse vervielfacht sich ja die Fläche, auf der sich Schadstoffe ablagern. Bei Niederschlägen gelangen sie dann ins Erdreich", erklärt der Forstwirt.

Die Auswirkungen auf Bäume sind gravierender als auf unbewachsener Ackerfläche. Ein hoher Schwefelanteil verursacht sauren Regen: "Aber die Schwefelbelastung hat sehr stark nachgelassen, der Schwefelausstoß geht immer weiter zurück. Das war besonders deutlich nach dem Ende der DDR", sagt Alpen.

"Das Gebiet Schleswig-Holstein Ost, zu dem auch der Kreis Stormarn gehört, umfasst eine Fläche, die ähnliche Wuchsvoraussetzungen hat. Hier gibt es überwiegend junge Böden. Sie existieren erst seit der letzten Eiszeit vor rund 10 000 Jahren", sagt René Rudolphs, Forstbeamter für Waldschutz, Waldbau und Waldinventuren im Umweltministerium Kiel. "Das sind gute Lehmböden, die nährstoffreich und nicht so ausgewaschen sind wie Sandböden. Darum wachsen hier oft mehr Laubbäume, die höhere Wuchsansprüche haben als Nadelbäume." Guter, reichhaltiger Boden in Stormarn ist also ein Grund für den relativ guten Zustand der Bäume.

Um die Entwicklungen ständig im Blick zu haben, erstellt das Umweltministerium jährlich die Waldzustandserhebung. Mitarbeiter nehmen von 3600 markierten Bäumen an 150 sogenannten Aufnahmepunkten (WES) die Kronen in Augenschein. "Wir haben die Waldflächen dazu schematisch in vier mal vier Meter große Raster aufgeteilt", sagt Gerald Finck vom Umweltministerium. Fachkräfte beurteilen die Blatt- oder Nadelmasse in den Kronen. Anhand der Ergebnisse teilen sie die Bäume in Schadstufen ein.

Auch im Forstrevier von Claus-Peter Alpen in Reinbek ist einer der sogenannten Kieler WES-Punkte zu finden. Der 1300 Hektar große Bezirk des Försters besteht zu 66 Prozent aus Nadel- und zu 34 Prozent aus Laubwald. Buchen stellen einen Teil von sieben Prozent. Dass gerade dieser Baum neben der Eiche im Kieler Waldzustandsbericht einen Anstieg des Schadensniveaus verursacht hat, relativiert Claus-Peter Alpen: "Wenn der Baum in einem Jahr wenig Blattmasse hat, bedeutet das nicht gleich, dass die Buche schlecht dasteht", sagt er. Denn die Buchen seien nicht etwa krank, oder von Schädlingen befallen. Sie hätten nur viele Früchte getragen, für die der Baum seine Nährstoffe verbraucht. So bleibe weniger Energie für die Blätter übrig. "Da lagen 2009 Tonnen von Bucheckern auf dem Boden. Bei den Eichen ähnlich", sagt Förster Alpen. Eine große Buche kann bis zu 600 Kilo Bucheckern produzieren.

Unbeeinflussbare Faktoren wie das Klima seien dazu verantwortlich für mehr oder weniger benadelte und belaubte Bäume: "Gibt es trockene Sommer, geht es den Bäumen schlecht. Das ist wie bei uns Menschen, wenn wir wenig essen und trinken". 46 Prozent der Bäume in Alpens Bezirk sind Kiefern. Der Förster sagt: "Die sind besser geworden im Vergleich zum Vorjahr." Die genügsame Fichte, mit zwölf Prozent in der Reinbeker Försterei vertreten, habe ihren Zustand gehalten. Damit stimmt Alpens Beobachtung seines Forstes im Wesentlichen mit der Kieler Erhebung überein.

Der Förster schützt seinen Bestand auch vor Schädlingen wie dem Borkenkäfern: "Befallene Bäume werden schnell gefällt, damit sie nicht andere gefährden", sagt Alpen. Sehen Spaziergänger einen abgestorbenen Baum, so bestehe meist kein Grund zur Sorge.

Das mit einem weißen Dreieck markierte Totholz lassen die Förster mit Absicht stehen: "Das ist starkes, wertvolles Totholz, wenn Buchen und Eichen sterben. Hier kommt es zur Folgebesiedelung", erklärt Fachmann Alpen. Die Forstwirtschaft spricht dann von sogenannten Habitatbäumen, abgeleitet vom Lateinischen 'habitare' für 'wohnen'. Spechte, Insekten, Pflanzen und Pilzarten finden dort ein Zuhause.

Insgesamt steht es also gut um die Wälder in Stormarn. Alpen: "Aber weltweit gesehen wird es durch die Umweltbelastung der Schwellenländer insgesamt schlechter werden. Denn das Klima retten wir letztendlich nicht hier in Deutschland."