Nach monatelangen Querelen tritt der gescheiterte Bürgermeisterkandidat als Stadtverordneter zurück. Parteien hoffen auf einen Neuanfang im Parlament.

Ahrensburg. Der Ahrensburger CDU-Fraktionschef Jörn Schade hat die Konsequenzen aus dem monatelangen Streit in seiner Partei gezogen. Er ist von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Das hat Bürgervorsteher Werner Bandick, der auch CDU-Fraktionsmitglied ist, der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes bestätigt. "Ich habe am 31. Dezember Post von Herrn Schade bekommen", sagt Bandick, "in dem Brief stand nur ein Satz: Hiermit lege ich mein Mandat als Stadtverordneter nieder." Das bedeutet, dass Schade auch nicht mehr Fraktionschef ist.

"Ich habe die Verwaltung am Montag über das Schreiben unterrichtet", sagt Bandick. Seines Wissens nach habe Schade vorher kein anderes Fraktionsmitglied über seine Entscheidung informiert. Trotz mehrfacher Versuche war Jörn Schade am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

"Was die Fraktion betrifft, wird nun einer der drei Stellvertreter die Aufgaben von Herrn Schade übernehmen", sagt Bandick. Die stellvertretenden Vorsitzenden sind Carola Behr, Tobias Koch und Roland Wilde. Über die Nachfolge wurde gestern Abend bei der Fraktionssitzung gesprochen, die bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch andauerte.

Als heißer Kandidat wird der Landtagsabgeordnete Tobias Koch (35) gehandelt. "Ich könnte mir Herrn Koch gut als Vorsitzenden vorstellen", sagt Werner Bandick. Und auch andere Fraktionsmitglieder teilen diese Meinung. "Herr Koch wäre ein geeigneter Kandidat", sagt ein Stadtverordneter. Tobias Koch selbst wollte sich am Dienstag zu dem Thema noch nicht äußern: "Mit Rücksicht auf die Fraktionssitzung heute Abend bitte ich um Verständnis, dass ich keine weitergehende Stellungnahme abgebe", sagte er. "Das wichtigste für die CDU-Fraktion ist, zu alter Geschlossenheit zurückzukehren. Dazu will ich meinen Beitrag leisten." Der Riss innerhalb der CDU zeichnete sich spätestens nach der Bürgermeisterwahl deutlich ab, die Jörn Schade gegen den SPD-Mann Michael Sarach verloren hatte. Hinter den Kulissen entbrannte bei den Christdemokraten ein Streit um die Führung der Fraktion, und es wurde sogar die Abwahl des Vorsitzenden Jörn Schade beantragt. Unter anderem wurde dem 47-Jährigen Führungsschwäche vorgeworfen. Ein weiterer Kritikpunkt: Er bilde mit vier anderen Mitgliedern eine Fraktion in der Fraktion. Dennoch wurde Schade am 3. November in seinem Amt bestätigt. Damals sagte der Polizeibeamte: "Es gibt, wie in jeder großen Familie, unterschiedliche Auffassungen zu den Problemen unserer Stadt. Und die sind nicht auf einmal ausgeräumt. Aber wir werden Brücken bauen." Und weiter: "Jetzt ist von allen die Bereitschaft gefordert, aufeinander zuzugehen." Funktioniert hat das offensichtlich nicht.

"Von Teilen der Fraktion wird es begrüßt, dass Jörn Schade zurückgetreten ist", sagt ein Parteimitglied. Das sei der richtige Neuanfang. Bürgervorsteher Werner Bandick sagt: "Ich bedaure seinen Schritt, aber respektiere seine Entscheidung." Ähnlich äußert sich die Ortsvorsitzende Renate Tangermann. "Jörn Schade war ein guter Mann", sagt sie, "jetzt muss sich die Fraktion finden."

Dass Jörn Schade aus der Politik aussteigt - damit hatten die anderen Fraktionen zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet. "Dass bei der CDU nicht Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, war ja bekannt. Aber dass Herr Schade jetzt aufhört, ist für mich sehr überraschend", sagt Monja Löwer, Grünen-Fraktionsvorsitzende. In all den Jahren habe er viele gute Dinge in die Politik eingebracht und sich nicht gescheut, auch mal kritische Fragen zu stellen. Löwer: "Es ist ein Verlust für die Ahrensburger Politik."

Hinrich Schmick, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft, beschreibt die Zusammenarbeit mit Jörn Schade als "angenehm". "Es ist sehr bedauerlich, dass er geht. Nach der Bürgermeister-Tohuwabohu-Wahl ist das jedoch verständlich." In der CDU gebe es eine Spaltung. "Und die ist noch nicht gekittet", so Schmick.

Jörn Schade habe viel für die Stadt getan, sagt die SPD-Fraktionschefin Petra Wilmer. "Und ich konnte immer gut mit ihm zusammenarbeiten." Vermutlich seien es die Ereignisse der vergangenen Monate gewesen, die ihn zu diesem Schritt bewogen hätten. Wilmer: "Vielleicht bedeutet das auch einen Neuanfang für die CDU." Das sieht ihr Fraktionskollege Béla Randschau ähnlich: "Jetzt kehrt hoffentlich wieder Ruhe ein." Schades Entscheidung könne er gut verstehen. "Nach dem, was alles passiert ist, hätte ich genauso gehandelt."

Thomas Bellizzi, FDP-Fraktionsvorsitzender, sagt: "Ich hoffe, dass jetzt wieder eine vertrauensvolle und zuverlässige Zusammenarbeit mit der CDU möglich ist." Für die Zukunft der Stadt sei es enorm wichtig, dass Politik an einem Strang ziehe.