Jedes Jahr geben weitere Unternehmen auf. Wer überleben will, muss sich Alternativen wie Kurierdienste sichern.

Bad Oldesloe/ Reinfeld. Steigende Spritpreise, hohe Versicherungskosten, sinkende Fahrgastzahlen - die Lage wird für die Stormarner Taxibetriebe immer schwieriger. Viele geben auf. 2002 gab es kreisweit noch 56 Taxi-Unternehmen mit rund 170 Fahrzeugen. Nach den neuesten Zahlen sind es nur noch 39 Betriebe mit 127 Autos.

"Ich komme gerade so über die Runden", sagt Dorothe Schulze, "übrig bleibt nichts." Seit 14 Jahren leitet sie Taxi Schacht in Bad Oldesloe, davor war das Unternehmen 18 Jahre in der Hand ihres Mannes. Inzwischen ist Dorothe Schulze der Spaß am Geschäft allerdings gründlich vergangen - wie vielen ihrer Kollegen. Die Oldesloerin sagt: "Seit die Spritpreise im Sommer 2008 in die Höhe geschnellt sind, gurken wir von einem Monat zum nächsten." Denn die Preise für die Fahrten dürfen die Stormarner Unternehmer nicht frei wählen. Im Kreis gelten Festpreise, die genehmigt werden müssen. Sie werden von Zeit zu Zeit an die aktuellen Verhältnisse angepasst.

Das letzte Mal waren die Preise im August 2008 erhöht worden. Seitdem muss ein Kunde zehn Cent je 61 Meter zahlen, die er zurücklegt. Daraus ergibt sich ein Kilometerpreis von 1,64 Euro. Wenn sich mehr als vier Fahrgäste im Wagen befinden, erhöht sich der Kilometerpreis auf zwei Euro. Bei Wartezeiten müssen 50 Cent pro Minute gezahlt werden. Die Grundgebühr beträgt 2,60 Euro.

Aber nicht nur die hohen Spritpreise machen der Branche zu schaffen. "Ich zahle für meine vier Fahrzeuge allein an Versicherungsgebühren 2000 Euro im Vierteljahr", sagt Dorothe Schulze. Ein weiteres Problem sei, dass neue Mitarbeiter kaum noch zu finden seien: "Ich habe Anzeigen aufgegeben, weil ich Aushilfsfahrer gesucht habe, aber es hat sich niemand gemeldet."

Um arbeiten zu können, brauchen die Fahrer einen Taxiführerschein - und der kostet erst mal 300 bis 400 Euro. Schulzes Beobachtung: "Die Leute arbeiten lieber woanders."

Auch mit den Vorgaben vom Staat hätten die Firmen zu kämpfen. "Wir werden gezwungen, alles per Computer zu machen", sagt die Oldesloerin. "Jetzt brauche ich bei der Abwicklung mit den Versicherungen und dem Finanzamt Hilfe." Früher habe sie alles allein gemacht und dadurch Geld gespart. Nicht nachvollziehbar seien auch die Ausgaben für die Industrie- und Handelskammer sowie für den Arbeitsmedizinischen Dienst. "Ich weiß gar nicht, wofür ich das Geld bezahle", sagt Schulze, "wenn ich etwas ausgebe, muss ich doch auch eine Gegenleistung dafür bekommen." Vier Jahre läuft ihre Konzession noch. Bis dahin will die Oldesloerin noch durchhalten, bevor sie das Geschäft an den Nagel hängt.

"Das Taxigewerbe ist tot - toter geht's nicht", meint auch Heinrich Rahlfs vom gleichnamigen Reinfelder Taxiunternehmen. Der 59-Jährige sagt: "Früher kam auf zehn Wohnhäuser ein Auto. Heute ist es genau umgekehrt." Am Bahnhof stünden die Taxifahrer den ganzen Tag und könnten vielleicht zwei Fahrten verbuchen. Das Schlimmste sind in seinen Augen aber die Krankenkassen: "Die Ärzte sagen den Patienten und uns, dass die Krankenkasse die Fahrt bezahle. Aber vier Wochen später wird uns dann mitgeteilt, dass die Kosten doch nicht übernommen werden." Dann müsse er dem Kunden hinterherlaufen, um das Geld zu bekommen. Oft stelle sich dabei heraus, dass die Menschen gar kein Geld hätten, um die Rechnung zu begleichen. Um sich diesen Ärger in Zukunft zu sparen, will Rahlfs jetzt keine Kassenfahrten mehr machen.

Auch nachts sind seine Mitarbeiter seit langem nicht mehr unterwegs. "Wir machen um 20 Uhr Feierabend. Länger zu arbeiten, rechnet sich einfach nicht", so Rahlfs, der bereits seit mehr als 20 Jahren im Geschäft ist. 1988 machte er sich mit einem Taxi selbstständig. Aber schnell merkte er, dass er von den Touren allein nicht leben konnte.

Deshalb begann er, sich auf Kurierfahrten zu spezialisieren. Heute fährt sein Unternehmen für die Post, macht den Vertrieb für Hermes. Auch Linienersatzverkehr und Schülerbeförderung seien wichtige Standbeine. "Das hat Zukunft", meint der 59-Jährige, "das ist eine Nische, in die die Taxiunternehmer einsteigen können, um Geld zu verdienen." Das ganz normale Taxifahren ist für ihn heute nur noch ein Nebengewerbe, das etwa 20 Prozent seiner Tätigkeit ausmacht. "Sonst wäre ich längst raus", sagt Rahlfs, der zu Spitzenzeiten elf Taxis hatte. Inzwischen sind es nur noch fünf. Aber Rahlfs hat sich mit der Situation arrangiert. Er sagt: "Ich bin nicht am Jaulen oder Stöhnen, denn ich habe reagiert." So hat er vor einigen Jahren beispielsweise seine Fahrzeuge auf Autogas umgerüstet und dafür eine eigene Tankstelle auf dem Gelände errichtet. "Dadurch sparen wir 30 Prozent Treibstoffkosten", berichtet er. Bei 10 000 Litern, die seine rund 30 Fahrzeuge im Monat verbrauchen, komme so einiges zusammen.