Ahrensburgs CDU verspielt die Wahl, Bürger verhindern barocke Linden. Das reiche Bargteheide ist arm dran und Zwangsmitgliedschaft wird zum Unwort des Jahres.

Ahrensburg. Wer wissen will, wie gute Politik funktioniert, der muss nach Lübeck fahren. Nicht etwa, um von der notorisch zerstrittenen Bürgerschaft im wunderschönen Rathaus der Stadt zu lernen. Nein, er muss vorm Holstentor stoppen und einen Blick auf die Inschrift werfen: "Concordia domi foris pax". Eintracht im Inneren, Frieden draußen: knapper kann man die Grundbedingung für Wohlstand und Wachstum, für Identifikation mit seiner Stadt und bürgerschaftliches Engagement nicht beschreiben. Da für den Frieden im Äußeren - anders als im alten Lübeck - mittlerweile schon andere sorgen, bleibt der Kommunalpolitik eigentlich nur noch die an sich simple Aufgabe, Eintracht herzustellen.

In Ahrensburg hat das im Jahr 2009 eindeutig nicht geklappt - und bei der CDU Ahrensburg noch etwas weniger, falls das überhaupt möglich ist. Mit fünf eigenen Kandidaten für den Bürgermeisterposten jonglierten die Christdemokraten - und stürzten am Ende ab. Was für einen Moment lang wie ein schönes Beispiel innerparteilicher Demokratie und personeller Stärke wirkte, entpuppte sich rasch als Entschlusslosigkeit und fraktionelle Zwietracht. Am Ende gab es für Jörn Schade bei der Bürgermeisterwahl eine knappe Niederlage gegen den SPD-Kandidaten Michael Sarach - und hinterher eine turbulente CDU-Fraktionssitzung, bei der die Abwahl des Vorsitzenden Schade gefordert wurde. Kein Zweifel: Die größte Fraktion der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung steckt in der Krise. Und ebenfalls kein Zweifel: Das schadet der Stadt.

Dass es bei vielen Problemen nicht voran geht, hängt unmittelbar mit der zerstrittenen CDU zusammen. Erlenhof-Bebauung, Nordtangente, Kreisel auf der AOK-Kreuzung, Sportstättenverlagerung ins Gewerbegebiet: Bei der CDU gibt für jeden Punkt Widersacher und Befürworter.

Das allein würde schon genügen, um Entscheidungsprozesse zu verschleppen. Aber dann gibt es da eben auch noch eine Bürgermeisterin Ursula Pepper, von der man den Eindruck hat, sie habe es längst aufgegeben, Ziele zu formulieren und dafür Mehrheiten zu organisieren. Und es gibt eine Stadtverwaltung, die besonders im Baubereich ein bedenkliches Eigenleben entwickelt hat, die Gutachten über Gutachten in Auftrag gibt und tolle, aber nie zu verwirklichende Pläne zur Stadtentwicklung vorstellt, während zugleich ein altes Gebäude nach dem anderen aus eben jenem Stadtbild verschwindet.

In einem solchen Milieu kann dann auch ein Streit gedeihen, der anderswo nur Kopfschütteln auslöst. Wie die Kastenlinden an der Großen Straße beschnitten werden, hat tatsächlich zu einem Bürgerentscheid geführt. Sogar im Innenministerium und beim Verwaltungsgericht weiß man nun, dass in Ahrensburgs guter Stube Linden wachsen, die regelmäßig zum "Baumfriseur" müssen. Und der weiß nun, was er auf keinen Fall tun darf: die Linden in eine Kastenform zwängen. Übrigens: Auch die Bürgerinitiative, die das erzwungen hat, kam nicht ohne Zwist aus.

Bei alledem wundert es nicht, dass Ahrensburg bisweilen wirkt, als säße die ganze Stadt im Wartezimmer des neuen Bürgermeisters Michael Sarach. Wie kann er den Ort aus der Lethargie holen? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur: Wir müssen noch bis zum Mai warten. Dann beginnt Sarachs Amtszeit.

Gewartet wird auch in Reinbek - aber nicht auf den neuen Bürgermeister. Axel Bärendorf ist schon längst da, und er hat das erste Jahr seiner Amtszeit genutzt, um sich mit den Bürgern, dem Ort und den Politikern vertraut zu machen. Nun legt er los. Die Verwaltung will er umbauen, um in einzelnen Bereichen mit Nachbargemeinden zusammenarbeiten zu können. Geld sparen - darum geht's. Und in Reinbek geht es nicht nur dem Bürgermeister darum. In einer fraktionsübergreifenden Haushaltsgruppe arbeiten die Politiker seit Monaten daran, den Etat fürs kommende Jahr den sinkenden Steuereinnahmen anzupassen. Richtig viel war da noch nicht zu hören. Der Etat wird auch erst im kommenden Jahr beschlossen. Bis dahin heißt es warten. Wie geht es mit dem Freizeitbad weiter, das die Stadt jährlich 700 000 Euro kostet? Ein Abschied von der Schwimmhalle, das viele Menschen in den Ort zieht, wäre schmerzlich. Wie kommen Volkshochschule und Schloss mit den sinkenden Zuschüssen der Stadt zurecht? Wer baut die neue Sporthalle? Das Jahr 2010 dürfte in Reinbek politisch spannender werden als sein Vorgänger.

Geldsorgen gab es auch in Bargteheide. Ein ungewöhnlich hoher Einbruch bei der Gewerbesteuer machte dem Ort zu schaffen, der ansonsten zu den wohlhabendsten im Kreis zählt. Die Stadtverordneten müssen sich an die Probleme, die damit verbunden sind, offenbar erst noch gewöhnen. Jedenfalls schafften sie es nicht, einen von allen Fraktionen getragenen Haushalt hinzubekommen. Ergebnis: Die CDU setzte durch, dass die Gewerbesteuer nicht erhöht wird, die Grundsteuer aber schon. Das fehlende Geld wird aus der Rücklage genommen. Politik ist einfach, so lange noch Geld da ist.

Reinfeld ist in diesem Jahr einen großen Schritt vorangekommen. Bahnquerung via Brücke oder Tunnel - darum ging es in vielen Debatten. Und diese Frage hat jeden Wortwechsel verdient, denn die Bahnstrecke zerschneidet Reinfeld in zwei Teile und hindert den Ort massiv an seiner wirtschaftlichen Entwicklung.

Die Diskussion endete - vorerst - mit einem Beschluss, den man ohne weiteres historisch nennen kann: Am 8. Oktober votierten die Stadtvertreter mit großer Mehrheit für den Brückenschlag. Auf dem weiten Weg zum Bau ist der erste Schritt getan. Auch in Glinde sind im vergangenen Jahr wichtige Entscheidungen gefallen - ob zum Wohle der Stadt, wird sich noch herausstellen müssen. Der neue Bürgermeister ist gewählt. Rainhard Zug wird ab Mai beweisen müssen, dass er auf seinem ersten Posten als Bürgermeister etwas bewegen kann. Sein Vorgänger Uwe Rehders ist in Glinde nicht wirklich glücklich geworden. Das liege an seiner wenig kooperativen und auf die Menschen zugehenden Art, wird seitens der Politik kolportiert. Aber man kann es auch anders sehen: In der Glinder Stadtvertretung gibt es manche Grabenkämpfer, denen eine gelungene Attacke auf den politischen Gegner fast ebenso viel Wert ist wie ein gemeinsamer Beschluss zum Wohle der Stadt.

Dennoch hat Rainhard Zug einen der spannendsten Posten in Stormarn bekommen. Das Mühlencenter, das neue Einkaufszentrum, soll im Sommer fertig werden. Wie verkraften das die Geschäfte rund ums Rathaus? Wie können die Neubürger vom Depotgelände, immerhin Schleswig-Holsteins größtes innerstädtischen Siedlungsvorhaben, integriert werden? Vielleicht bringt Zug ja neuen Zug in die Stadt.

Bad Oldesloe hat die Bürgermeisterwahl noch vor sich. In der Kreisstadt stehen wichtige Entscheidungen an. Das Amtsgericht soll zu einem Bürgerhaus werden - wobei noch viele Fragen offen sind. Der sogenannte Stadtumbau spült Fördermittel in die Oldesloer Kassen, aber es ist noch weitgehend unklar, was im Einzelnen geschieht. Ein weites Feld für Gestaltungsmöglichkeiten. Beim Beispiel Amtsgericht hat die Politik bewiesen, dass sie Vereine und Verbände in die Planung einbinden kann. Warum sollte das 2010 nicht so weitergehen?

Einen richtig dicken Fisch haben die Oststeinbeker an der Angel. Aber können sie ihn auch an Land ziehen? Wenn der Versicherungsriese Allianz dort seine Verwaltungszentrale für Norddeutschland bauen sollte, könnte man im Theatersaal im Bürgerhaus jahrein, jahraus das Märchen vom "Hans im Glück" spielen. Spaß beiseite: Oststeinbek, die eigenwillige Gemeinde am Rande des Kreises, ist mit dem Bebauungsplan für das Allianzgelände zügig vorangekommen. Weitaus weniger zügig wird in der Allianz-Zentrale in München gearbeitet. Ein ums andere Mal wurde der Termin für eine Entscheidung nach hinten verlegt. Der St. Nimmerleinstag ist nicht mehr fern.

Dass nach einer langen Phase der Unklarheit dann doch alles ganz schnell gehen kann, hat Lidl in Siek bewiesen. Über Jahre hinweg lag das Gelände brach. Dann rollten im Juni endlich die Planierraupen an. Nun steht das Lager schon. Am 1. Februar soll es in Betrieb gehen. Ob die vier Ampelanlagen, mit denen die Sieker Landstraße auf kürzester Strecke gepflastert ist, den Lieferverkehr aufnehmen können, muss sich zeigen.

Ein Zauberwort gab es, dass 2009 alle Kommunen gleichermaßen in Atem gehalten hat: das Konjunkturpaket. In Windeseile wurden in den Rathäusern Förderanträge formuliert, um mit dem Geld vom Bund Schulen und Kindergärten sanieren zu können. Dann begann das lange Warten. Im Ministerium in Kiel werde zu umständlich geprüft, hieß es in den Rathäusern. Folge: Die Hoffnung, viele Arbeiten in den Sommerferien erledigen zu können, erfüllte sich nicht. Nun werden die nächsten Sommerferien angepeilt. Das ist dann auch fast schon die letzte Chance: Das Geld muss spätestens 2010 verbaut sein.

Was hat 2009 noch gebracht? Ärzte und Milchbauern protestierten in einer noch nie gesehenen Weise und mit noch nie erlebter Beteilung gegen sinkende Einkünfte. Besonders erstaunlich ist das bei den Medizinern, die nicht gerade als notorische Demonstrierer verschrien sind. Ein ganzer Berufsstand hat sich offenbar entschlossen, die zunehmende Reglementierung ihrer Arbeit nicht mehr länger hinzunehmen. Große Verbesserungen haben sie noch nicht erzielt - aber die Anliegen von Landwirten und Landärzten bleiben auf der Agenda. Auch wenn sie fast vom Sturm der Empörung über die Zwangsmitgliedschaft im Gewässerpflegeverband hinfort gefegt worden wären.

Letzte Meldung zu diesem Aufreger-Thema 2009: Die Grundstückseigentümer müssen nicht Zwangsmitglieder werden. Nun also doch "Concordia domi"?