Der Umweltschutzgedanke gewinnt in der Politik zum Glück an Bedeutung, wie die aktuelle Klimadebatte zeigt. Aber der Wald leidet weiter still vor sich hin.

Stormarns Wälder sind kostbar, vielseitig - und bedroht. Vor allem der Stickstoffeintrag aus der Hochtemperaturverbrennung der Dieselmotoren belaste die Vitalität der Pflanzen und inzwischen auch das Artenspektrum der Gehölzbiotope.

Eine neue Abgastechnik, bisher schon im Lkw-Bereich etabliert (AdBlue), würde auch bei Pkw-Dieseln das Problem der nitrosen Gase entschärfen. Sie sind die Vorläufer des Nitrats, dem Dauerstressfaktor für alle Gehölze. Der Dünger treibt das Wachstum der Bäume über das normale Maß an, die Bäume brauchen mehr Wasser. Gleichzeitig werden bis in den Spätsommer hinein neue Knospen angelegt. Diese jungen Knospen werden nicht ausreichend frosthart und sterben dann bei grimmer Kälte ab. Die mit Stickstoff gut gedüngten Bäume sind für Parasiten ein gefundenes Fressen. Entscheidende Entlastung brächten Elektrofahrzeuge oder Brennstoffzellenantriebe.

Stormarn ist mit 13 Prozent kaum stärker bewaldet als das waldarme Land Schleswig-Holstein mit nur gut zehn Prozent. Damit liegen wir erheblich unter dem Bundesdurchschnitt von circa 30 Prozent. Eine verstärkte Aufforstung wäre erforderlich. Aber dem steht ein Mangel an verfügbarem Land entgegen. So ist heutzutage für Landwirte der Anbau von Mais für die Biogasproduktion rentabler als kleine Einnahmen aus der Nutzungsentschädigung nach Aufforstung. Langfristig wird in der Metropolregion Hamburg der Boden knapp und teuer werden - zu teuer für Wälder.

Bisweilen gibt es leider auch von der Kreis-Naturschutzbehörde Widerstände gegen eine Aufforstung. Man sieht dort neue Wälder als Konkurrenz zu anderen Biotopen an, vor allem zur halboffenen Weidelandschaft, und blockiert deshalb die Neubewaldung. Immerhin bemühen sich Städte und Gemeinden, Wälder als Ersatzaufforstungen für Baugebiete und Straßen im Kreisgebiet zu pflanzen.

Die vor gut 20 Jahren plötzlich so stark ins Licht der Öffentlichkeit gerückten Waldschäden an Nadelbäumen sind derweil nicht geringer geworden, auch nicht in Stormarn. Der Klimawandel scheint vor allem der stets durstigen Fichte auf mittlere Sicht bei uns den Garaus zu machen. Eichen und Buchen leiden immer mehr, weil ihre symbiotischen Pilze durch den sauren Boden sterben. Diese Pilze sind als Steinpilze oder Maronen eine willkommene Delikatesse. Sie ermöglichen den Laubbäumen aber auch ein Leben auf kargen, trockenen Böden. Sterben die Pilze, verdursten und verhungern die Bäume.

Haben sich über das Fichtensterben manche Naturschützer noch gefreut, weil die hier nicht heimischen Bäume dadurch dezimiert werden, geht die Besorgnis über das Buchensterben tiefer. Die Buche zeigt ihr schweres Leiden durch die schon im Sommer lichten Kronen, die kurzen Triebe und im schlimmsten Fall durch die aufgetriebene graue Borke. Ganz neu ist bei uns das Eschensterben. Diese an viel Bodenfeuchte angepassten Bäume sterben rasch an einer bislang unbekannten Krankheit.

Holz der Wälder wird schon von alters her als Bau- und Brennstoff genutzt. Holz als Brennstoff ist ökologisch äußerst vorteilhaft, weil das bei der Nutzung freiwerdende Kohlendioxid kurz zuvor bei der natürlichen Photosynthese im Holz gebunden wurde. Deshalb ist die thermische Holznutzung "klimaneutral", also unschädlich. Eine neuere Entwicklung, die von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gefördert wird, ist die Kurzumtriebsplantage. Dort werden raschwüchsige Gehölze wie Pappeln schon nach 20 Jahren geerntet. In dieser Zeit haben die jungen Bäume ihr stärkstes Wachstum. Dass das Holz noch schwach ist, stört nicht, weil es nur als Brennstoff verwendet wird.

Holz hat als Energiespeicher bedeutende ökologische Vorteile im Vergleich zu Mais, Raps oder gar Palmöl. Holz wächst auf weitgehend ungedüngten Böden und benötigt keine Pflanzenschutzmittel. Während auf Feldern schwere Maschinen fahren müssen, bleibt der Wald davon weitgehend verschont. Unter Wald entsteht deshalb auch das beste Grundwasser.

Wälder sind bedeutende und gleichzeitig kostenlose Erholungsräume. Sie lassen die Menschen durchatmen und wieder ruhig werden. Viele Lieder besingen unsere Wälder. Die innige Liebe zum Wald scheint etwas spezifisch Deutsches zu sein, andere Nationen sehen das nüchterner. So war es gerade für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald schon immer ein Anliegen, der Jugend den Wald nahe zu bringen. In 15 Schulwäldern in Stormarn haben Tausende von Schülern Bäumen gepflanzt. Es gibt Waldkindergärten. In Grabau hat die Stiftung der Sparkasse Holstein ein Wald-Erlebniszentrum gefördert. Hier übernimmt die Stiftung Aufgaben im Bildungsbereich. Da die Landesregierung ökologische Erziehung für wichtig hält, wäre das eigentlich Landesaufgabe.

Der Bargteheider Friedrich Westerworth ist Kreisvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.