“Ich blickte durch die Fensterscheibe im Bus und sah, wie meterhohe Flammen aus dem Dach schlugen. Ich drehte den Kopf weg und sagte: Ich will hier weg, fahrt endlich los.“ Mit diesen Worten beschreibt Stefanie Westphal die wohl schrecklichsten Minuten in ihrem Leben.

Glinde. Den Tag, an dem sie und ihre Familie ihr Zuhause verloren. Ermittlungen der Kripo Reinbek haben ergeben, dass der Onkel (77) ihres Mannes das Feuer in dem Haus am Papendieker Redder in Glinde gelegt hatte. Er starb in den Flammen.

Rückblick. Es ist Montag, der 14. Dezember, 1 Uhr. Stefanie Westphal schläft. Plötzlich ein lauter Knall, ihr Mann wird wach, weckt sie. Im Türrahmen steht der zehnjährige Sohn Lennard. "Mama, bei mir im Zimmer knistert es", sagt er. Andreas Westphal läuft nach unten. Er schreit: "Kommt sofort runter, es brennt!" Auch Stefanie Westphals Schwiegermutter und ihr Schwager, der mit seiner Frau und den beiden Söhnen nebenan in dem Haus wohnt, schlafen, als das Feuer im Dach des Anbaus ausbricht. Nachbarn, die den Brand entdeckt haben, klopfen gegen Türen und Scheiben, schreien. Alle Familienmitglieder werden wach und retten sich ins Freie. Als die Feuerwehr am Einsatzort eintrifft, brennt das gesamte Dach.

Für die Familienmitglieder, die in Schlafanzügen und Morgenmänteln vor dem brennenden Haus stehen, wird ein Linienbus angefordert, damit sie nicht frieren müssen. Doch in dem Bus fehlt jemand. Der Onkel ist nicht da. Sein verbrannter Leichnam wird später aus dem Anbau geborgen.

"Die Ermittler der Kripo Reinbek haben einen geöffneten, leeren Kanister in der Wohnung des Verstorbenen gefunden", sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. "Weitere Ermittlungen haben ergeben, dass der Mann den Kraftstoff in seiner Wohnung verteilt und angezündet hatte."

Stefanie Westphal beschreibt den 77-Jährigen als einen Mann, der zurückgezogen gelebt hat. "Er sah immer nur das Böse im Leben", sagt sie. Wut empfindet Stefanie Westphal ihm gegenüber nicht. "Ich lasse mich nicht von einem einzigen Menschen unterkriegen." Die ganze Familie will ihr Haus wieder aufbauen. "Es muss komplett entkernt werden", sagt sie: "Nach dem Feuer war ich noch einmal kurz dort - es tat weh, aber ich will nicht mehr zurückgucken sondern nur nach vorn."

Derzeit lebt Stefanie Westphal mit ihrem Mann und dem Sohn in einer Wohnung in Hamburg-Barmbek. Ihr Schwager ist mit seiner Familie vorübergehend in einem Baucontainer in Barsbüttel gezogen. Die Schwiegermutter ist bei der der Mutter von Stefanie Westphal in Reinbek untergekommen.

Stefanie Westphal: "Weihnachten wollen wir gemeinsam feiern." Gerührt ist sie von der Hilfsbereitschaft der Menschen: "Wir haben viele Sachspenden bekommen." Auch die CDU Glinde spendete 300 Euro an die Familie. Und der Kinderschutzbund Stormarn unterstützt die Familie mit 150 Euro pro Kind. Die Sparkasse Holstein spendete 500 Euro. Auch Radio Hamburg sammelte 500 Euro für die Familie.