Nun müssen auch Tragebalken und Teile des Mauerwerks ersetzt werden. Pastorin: “Es kommt ein Schock nach dem anderen.“

Zarpen. Die Sanierungsarbeiten am Zarpener Kirchturm werden wesentlich teurer als erwartet. Ursprünglich sollten nur die etwa 60 Jahre alten Dachschindeln des Kirchturms erneuert werden. Dafür waren Kosten in Höhe von 250 000 Euro veranschlagt worden (wir berichteten). Inzwischen rechnet die Kirchengemeinde jedoch damit, dass sie rund 420 000 Euro für die Sanierung aufbringen muss. Grund: Die beauftragten Dachdecker Norbert Kumm und Rüdiger Clasen stellten bei ihren Arbeiten fest, dass nicht nur die Schindeln morsch sind. Pastorin Martina Ulrich: "Es kommt ein Schock nach dem anderen."

Zum einen seien die Tragebalken des Kirchturms durch Insektenbefall und Fäulnis zerstört worden, sagt der Kirchenvorstandsvorsitzende Jörg Hauke. "Dadurch ist die Tragfähigkeit nicht mehr gewährleistet." Ein Auslöser für den Schädlingsbefall seien die Nadelhölzer gewesen, die vor dem Zweiten Weltkrieg zu den 400 Jahre alten Eichenhölzern in die Konstruktion eingebaut wurden. "Dadurch ist der Schädling ins Holz gekommen", sagt Hauke. Nun soll der ursprüngliche Zustand des Turms wieder hergestellt werden: Die alten Tragebalken werden entfernt. Die neuen Hölzer, die jetzt per Kran in den 36 Meter hohen Glockenturm gehoben wurden, sind aus Eichenholz. Der Kirchenvorsitzende: "Wir rechnen bei den neuen Trägern mit einer Lebensdauer von mehr als 300 Jahren."

Aber die morschen Tragebalken waren nicht der einzige Schock, den die Kirchengemeinde nun verarbeiten musste. Norbert Kumm und sein Kollege Rüdiger Clasen bemerkten außerdem, dass auch Teile des Mauerwerks zerstört sind. "Die Bindefähigkeit ist nicht mehr gegeben", sagt Hauke.

Grund dafür ist Taubenkot, der sich über Jahrhunderte am Mauerwerk festgesetzt hat. Zusammen mit dem Kalkmörtel und dem Gips bildete der Kot eine Mischung, die das Mauerwerk zerstörte. Deshalb mussten an der Westseite des Turms, an der die meisten Vögel saßen, 70 bis 80 Zentimeter des Mauerwerks abgetragen werden. Architekt Jörg Hauke ist nun auf der Suche nach dem richtigen Mörtel - und das für möglichst wenig Geld. "Wir brauchen mehr als vier Tonnen", sagt Pastorin Ulrich. "Das wird sehr teuer." Und Hauke ergänzt: "Die Schwierigkeit dabei ist, einen Mörtel zu finden, der sich mit dem alten verträgt. Derzeit bin ich noch in den Verhandlungen, um den Mörtel so günstig wie möglich zu bekommen."

Aber wie will die Kirchengemeinde das zusätzlich benötigte Geld von rund 170 000 Euro aufbringen? "Wir haben viele verschiedene Stiftungen angeschrieben und hoffen außerdem auf Spenden von Privatpersonen", sagt Hauke. "Für uns ist jeder Hunderter etwas." Aufgrund der Kälte sind die Sanierungsarbeiten jetzt aber erst einmal bis zum 11. Januar 2010 unterbrochen. Dann wird mit den Mauerarbeiten begonnen.