Karl Heinz Mentzel spricht von klaren Signalen des Konzerns. Gemeindevertreter beschliessen erneute Auslegung des Bebauungsplans. Einige Bürger sehen die “Lebensqualität“ der Gemeinde in Gefahr.

Oststeinbek. Der Bebauungsplan für das künftige Allianz-Gelände zwischen Gewerbegebiet und Wohnbebauung im Norden der Gemeinde wird erneut ausgelegt. So lautet der einstimmige Beschluss der Gemeindevertreter. Die erneute Auslegung sei notwendig, weil zwei Änderungen eingearbeitet wurden. Eine 1,5 Meter hohe Lärmschutzwand im Süden und Osten des Baugebietes (siehe Zeichnung) und eine Verlängerung des Querweges samt größerem Wendekreis mit einem Radius von elf Metern. Groß genug für Müllabfuhr und Feuerwehr. "Wer zwischen Weihnachten und Neujahr Zeit hat, kann sich den Plan im Rathaus ansehen", sagte Bürgermeister Karl Heinz Mentzel.

Bis 15. Januar wird der Plan ausliegen, danach sollen Feststellungs- und Satzungsbeschluss gefasst werden. Laut Mentzel hatte die Allianz zwischenzeitlich zwar weitere Angebote aus Hamburg eingeholt. Man habe ihm aber signalisiert, dass es zu einem "Engagement in Oststeinbek" kommen werde.

Die Gemeinde will mit der Planung die Weichen zum Bau eines Bürokomplexes der Allianz stellen (wir berichteten). Das gut 13 Hektar große Plangebiet, das derzeit als Ackerfläche genutzt wird, dient mit einem Netz von Fuß- und Radwegen der Naherholung. Es ist umgeben von Wallhecken, die Lebens- und Jagdraum von Fledermäusen sind. Im Süden grenzen Wohngebiete an. Das Gewerbegebiet liegt im Norden, im Osten befinden sich Sporthallen, ein Golfplatz und Freizeitflächen. Das Büro- und Verwaltungszentrum würde auf einem etwa acht Hektar großen Areal entstehen. Rund 1100 Parkplätze und eine drei Hektar große Grünfläche sind geplant. In den Gebäuden lassen sich 45 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche realisieren. Die Bürogebäude dürfen mehr als 50 Meter lang werden. Die Höhen sind gestaffelt: Im nördlichen Bereich können bis zu vier Vollgeschosse errichtet werden, das entspricht einer Höhe von 21 Metern. Im zweiten Bereich sind zwei Geschosse möglich. Südlich und östlich der Sondergebiete sind Grünzüge als Verbindungslandschaft vorgesehen. Hier sollen Knicks und öffentliche Wege angelegt werden. Zur Sitzung des Bauausschusses hatten die Planer einen ganzen Katalog an Einwendungen und Anregungen abzuarbeiten. 23 Bürgerinnen und Bürger hatten Stellungnahmen abgegeben. Darin ging es auch um Verkehrsbelastung und Lärm und die Auswirkungen auf die Natur.

Eine nachhaltige Verschlechterung des Lebensumfeldes für Wohngebiete werde aus Sicht der Gemeinde nicht eintreten, heißt es jetzt. Die mit dem Großprojekt einhergehenden Beeinträchtigungen seien planungsrechtlich zu bewältigen. Bereits geregelt sei, dass Autos nur über den Willinghusener Weg in das Gebiet fahren dürften. Durch den Barsbütteler Weg kommen nur Fußgänger und Radfahrer dorthin. Eine Erschließung über den Querweg oder eine Verbindung des Querweges mit dem Hamburger Kamp sei ausgeschlossen. Wenn der Bauantrag vorliegt, werde man detailliert die Mitarbeiterströme planen und über die Sig-nalanlage oder zusätzliche Abbieger beraten können, sagte Dr. Rolf Hüttmann, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Masuch + Olbrisch, das ein Verkehrsgutachten erstellt hatte. Auch die Ergebnisse einer schalltechnischen Untersuchung sind in den Bebauungsplan eingeflossen. Daher auch die zusätzliche Lärmschutzwand in Richtung Wohnbebauung. Außerdem gibt es ein Konzept zur Ableitung und Versickerung des Regenwassers. Am Rande der Bebauung ist ein Grabensystem geplant, das das Regenwasser zur Versickerungsfläche führen soll. Die Gestaltung des öffentlich nutzbaren Grünzuges werde in einem städtebaulichen Vertrag zwischen Gemeinde und Grundeigentümer geregelt.

Nicht alle Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in die Natur können in Oststeinbek oder Havighorst durchgeführt werden. Ein Teil wird im Flächenpool Trenthorst umgesetzt. Er gehört zur Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Die Gemeinde will im B-Plan auch festschreiben, dass sie das Plangebiet drei bis fünf Jahre nach dem Bau begutachten will, um bei nachteiligen Entwicklungen gegensteuern zu können. Man sei nicht in der Lage, die genaue Höhe der Gewerbesteuereinnahmen zu beziffern. Aber die Wirtschaftskraft der Gemeinde werde sich erhöhen, sagte Bürgermeister Karl Heinz Mentzel. Man gehe davon aus, das es sich seitens der Allianz um eine nachhaltige und langfristige Standortentscheidung handele. Proteste gab es wenige. Zwei Bürger warfen den Politikern in der Fragestunde der Gemeindevertretung vor, die Lebensqualität in Oststeinbek "dem Mammon" zu opfern. Das Großprojekt passe nicht nach Oststeinbek, meinten sie. "Gehen Sie zum Willinghusener Weg und stellen sie sich die Gebäude vor, die auf dem Papier so unscheinbar aussehen", forderte Arnold Körner, Anwohner der Smaalkoppel, die an das Baugebiet angrenzt. "Wir wollten erst eine Bürgerinitiative gründen, sind jetzt zu dritt, weil wir so schneller agieren können." Dabei ist auch der ehemalige Bürgermeister Eckhard Bode. Körner sagt: "Dass wir in der Gemeindevertretung nicht weiterkommen, war klar. Wir versuchen es auf anderen Wegen, haben auch Kontakt zum Hamburger Bürgermeister."