Aus Angst vor Klagen hat die Verwaltung schon rund 7600 Euro für Expertisen ausgegeben. Ein Gutachter hat daran sogar doppelt verdient.

Ahrensburg. Dreimal ist nicht nur Bremer, sondern auch Ahrensburger Recht: Drei Lärmgutachten gibt es mittlerweile zum geplanten Sportpark im Gewerbegebiet Beimoor-Süd. Eines, dass sich gegen Lärmschutz ausspricht, ein zweites, das zu anderen Ergebnisses kommt, und ein drittes, das sich der Meinung des ersten Gutachtens anschließt. Das ist nicht verwunderlich. Erst- und Drittgutachter sind identisch. Im Rathaus hält man das für einen ganz normalen Vorgang, in der Politik nicht. "Das hat ein Geschmäckle", findet Dieter Heidenreich (WAB), der Vorsitzende des Umweltausschusses. Und Jörg Hansen (Grüne), der Vorsitzende des Bauausschusses, sagt: "Ich finde, dass der Wert der dritten Begutachtung nicht sehr hoch ist."

Mit der Gutachterschlacht schreibt Ahrensburg ein weiteres Kapitel in der scheinbar endlosen Geschichte des Bebauungsplans 82 (Beimoor-Süd). Dessen zweite Auslegung soll jetzt erfolgen - gut fünfeinhalb Jahre nach der ersten. Für das Gelände zwischen Ostring und Beimoorweg, das schon längst in Teilen bebaut ist, gibt es immer noch keinen gültigen Bebauungsplan.

Rund 7600 Euro hat die Stadtverwaltung für die drei Gutachten ausgegeben. Das erste stammt von der Firma Masuch und Olbrisch, verfasst hat es der Physiker Karsten Hochfeldt. Im Oktober 2008 war es fertig. Fazit: "Der Schutz der Nachbarschaft vor Sport- und Freizeitlärm wird sichergestellt. Entsprechende Regelungen oder Festsetzungen im Rahmen des B-Plans sind deshalb nicht erforderlich." Im Klartext: Lärmschutzbauten sind nicht notwendig.

Im Februar wird das Thema im Bauausschuss besprochen. Aber die Mitglieder sind sich unsicher. Stimmen die Ergebnisse? Im Protokoll heißt es: "Angesichts der Erfahrungen mit dem Jugendzentrum 42, bei dem die Ergebnisse der lärmtechnischen Untersuchung mit der Realität und der Art der Nutzung nicht übereinstimmten, kommt man überein, einen weiteren Gutachter einzuschalten." Außerdem soll geklärt werden, wie man den Lärm reduzieren kann - auch wenn man rein rechtlich dazu nicht gezwungen ist.

Im Rathaus wird dies als Versuch dargestellt, besonders korrekt zu arbeiten, um etwaigen Klagen gegen den B-Plan vorzubeugen. Denn es gibt Gegner, vor denen man im Betonturm an der Manfred-Samusch-Straße großen Respekt hat: die Anliegergemeinschaft Parkviertel. Sie verfolgt die Planungen von Beginn an mit Argusaugen.

Also bekommt die Hammoorer Firma "Lairm Consult" den Auftrag, das Erstgutachten zu überprüfen. Das Ergebnis liegt am 13. Mai vor - und ist nicht sonderlich erfreulich für Karsten Hochfeldt. "Bei den Eingangsdaten wurde teilweise von zu niedrigen oder nicht nachvollziehbaren Ansätzen ausgegangen. Einige schalltechnische relevante Quellen wurden nicht berücksichtigt." "Gegebenenfalls" bestehe "keine Rechtssicherheit".

Was nun? Die Verantwortlichen im Ahrensburger Bauamt wenden sich in ihrer Not ans Staatliche Umweltamt Itzehoe. Das antwortet am 3. August per Mail: Das Gutachten von Masuch und Olbrisch sei in Ordnung. "Eine fehlerhafte Prognose kann von hier nicht abgeleitet werden."

Damit sollte eigentlich alles klar sein. Dennoch gibt die Verwaltung am 11. September ein weiteres Gutachten in Auftrag. Es habe der Klärung zusätzlicher Lärmschutz-Fragen gedient, heißt es dazu im Rathaus, so habe es der Bauausschuss ja im Februar beschlossen. Der Auftrag geht an Karsten Hochfeldt, der diesmal nicht als Masuch-und-Olbrisch-Mitarbeiter tätig wird, sondern unter eigenem Namen abrechnet. In der Verwaltung wird die Vergabe an den Erstgutachter unter anderem damit erklärt, dass der eben in der Materie drinstecke und sich nicht erst einarbeiten müsse. Das sei preisgünstiger gewesen. Dennoch ist das Hochfeldt-Gutachten nun das teuerste der drei Expertisen. Es kostet 3570 Euro, kommt zum selben Ergebnis wie das erste Hochfeldt-Gutachten (2975 Euro) und bringt ein paar Zusatzinformationen zur Frage, warum sich Lärmschutz in diesem Fall nicht lohnt.

Der Bauausschuss weiß von alldem nichts. Erst vor der Sitzung am vergangenen Mittwoch, bei der es erneut ums Gewerbegebiet Beimoor-Süd ging, erfährt der Vorsitzende Jörg Hansen überhaupt, dass das "Lairm-Consult"-Gutachten vorliegt. Rund sechs Monate sind da schon seit Eingang des Prüfberichts verstrichen.

Zugleich legt die Verwaltung auch das dritte Gutachten vor, das am 22. Oktober fertig war. Jörg Hansen: "Es ist ja logisch, dass ein Gutachter sein Gutachten für richtig hält. Wir sind keinen Schritt weiter als im Februar." Seit anderthalb Jahren leite er den Ausschuss, seit dieser Zeit kämpfe er um bessere Vorlagen und schnellere Information. "Es ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel", sagt er.

Und Manfred Hilla, Sprecher der Anliegergemeinschaft Parkviertel, meint: "Dieses sich seit Jahren hinziehende Verfahren ist von Anfang an eine planerische Bankrotterklärung der Stadtverwaltung."