Mit dem neuartigen Material sind nun auch Untersuchungen im Kernspintomografen möglich. Das ist besonders für Schlaganfallpatienten wichtig.

Bad Oldesloe. Er gibt den Takt an und rettet 500 000 Menschen in Deutschland täglich das Leben - der Herzschrittmacher. Doch das streichholzgroße Wunderwerk der Medizin hat auch seine Nachteile. Weil es überwiegend aus Metall besteht, bleibt den Patienten eine Untersuchung im Kernspintomografen verwehrt. Die starken Magnetfelder würden die Arbeit des Herzschrittmachers stören oder ihn gänzlich außer Betrieb setzen.

Seit einem Jahr ist ein neuartiges Gerät auf dem Markt, das kein magnetisierendes Material enthält. In der Asklepios Klinik in Bad Oldesloe ist dieser neue Schrittmacher jetzt erstmalig implantiert worden. Das Herz des Sülfelders Johann Hinrichs schlägt nun mit Hilfe des nahezu metallfreien Herzschrittmachers. "Der Patient hat bereits einen Schlaganfall erlitten, und es besteht die Gefahr, dass es erneut dazu kommen könnte", sagt Kurt Schwabe, leitender Oberarzt der Kardiologie. Mit Hilfe einer Kernspintomografie, auch Magnetresonanztomografie (MRT) genannt, können die Mediziner von den Haarwurzeln bis zu den Zehen sämtliche Organe, Muskeln, Sehnen und Knochen durchleuchten und gestochen scharfe Bilder davon machen. Bandscheibenvorfälle, Tumore oder Metastasen werden so erkannt.

"Bei Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, kann mit Hilfe des MRT beispielsweise abgestorbenes Gewebe im Gehirn festgestellt und lokalisiert werden", sagt Schwabe. Patienten mit einem konventionellen Herzschrittmacher werden in solchen Fällen im Computertomografen (CT) untersucht. "Diese Bilder sind nicht so scharf wie die eines MRT", sagt Schwabe. Ein weiterer Vorteil des MRT ist, dass es mit Radiowellen und Magneten arbeitet. Bei einer Untersuchung mit dem CT wird der Patient Röntgenstrahlen ausgesetzt.

Trotz der Vorteile des neuartigen Gerätes bekommen ihn die Patienten nur in Ausnahmefällen implantiert. "Das Material muss sich erst noch bewähren", sagt Kurt Schwabe. "Die Schrittmacher sind permanent in Bewegung und müssen somit robust sein."

Ein weiterer Grund ist wohl auch der Preis. Die neuen Geräte sind teurer als die herkömmlichen. Die Krankenkassen zahlen an die Krankenhäuser sogenannte Fallpauschalen. "Die Behandlung, die Operation sowie der Herzschrittmacher sind in diesem Preis enthalten", sagt Volker Clasen von der Techniker Krankenkasse. Wie viel die Herzschrittmacher kosten, konnte Clasen nicht sagen: "Die Krankenhäuser kaufen diese Geräte beim Hersteller ein."

Auch Kurt Schwabe wollte den genauen Preisunterschied beider Geräten nicht nennen. "Bei dem Patienten, der als erstes das neuartige Gerät implantiert bekommen hat, haben wir als Klinik draufgezahlt", sagt Schwabe, "wenn wir in Zukunft erneut einen Patienten haben, bei dem das neue Gerät sinnvoll ist, werden wir es auch implantieren." Der Patient werde aber nicht zur Kasse gebeten.

Eine Alternative zum Herzschrittmacher gibt es nicht. "Wenn das Herz zu langsam schlägt, muss das eingesetzt werden. Eine Behandlung mit Medikamenten gibt es nicht", sagt der Kardiologe. Nicht nur Patienten, die eine permanent niedrige Herzfrequenz haben, bekommen einen Herzschrittmacher eingesetzt. Er hilft auch Patienten, bei denen nur gelegentlich das Herz langsamer schlägt. "Das Gerät erkennt eine niedrige Herzfrequenz und schaltet sich dann ein. Sobald das Herz wieder von selbst im richtigen Tempo arbeitet, schaltet es sich aus", sagt Schwabe. Der Minicomputer in der Brust der Patienten führt sogar Protokoll, das der Arzt per Funk auslesen kann.