Beim zweiten Verhandlungstag gegen Messerstecher Andreas P., der am 1. Juni dieses Jahres in Ahrensburg einen Radfahrer mit einem Messer niedergestochen hatte (wir berichteten), kam gestern der Psychiater Dr. Thomas Bachmann zu Wort.

Ahrensburg/Lübeck. In seinem Gutachten kommt er zu dem Schluss, dass der 37-Jährige "gefährlich und rückfallgefährdet" sei. Außerdem diagnostizierte Bachmann, dass der Angeklagte unter einer Persönlichkeitsstörung leide. Seine Verantwortungslosigkeit, seine niedrige Hemmschwelle für aggressives Verhalten sowie seine andauernde Reizbarkeit sprächen für eine "dissoziale Persönlichkeitsstörung". Sie sei auch schon in Österreich diagnostiziert worden.

"Aber das ist noch nicht alles", sagt der Gutachter. Die Persönlichkeitsstörung müsse um einen narzisstischen Anteil ergänzt werden. Sie zeichnet sich durch eine innere Ablehnung der eigenen Person aus. Nach außen strahlten betroffene Menschen ein übertriebenes Selbstbewusstsein aus. Bei P. äußere sich die Krankheit beispielsweise darin, dass er in Gesprächen immer wieder hervorhebe, wie gut er seine Ausbildungen gemacht habe.

Auch P.s mangelndes Einfühlungsvermögen sei Ausdruck seiner Persönlichkeitsstörung. "Seine Opfer-Empathie ist nur aufgesetzt", sagt Bachmann. P. habe seine Verbrechen immer wieder als Reflexhandlungen verharmlost. Außerdem sei er wenig authentisch. "Seine Außendarstellung entspricht nicht seinem Innenleben."

Insgesamt zehn Stunden lang hatte sich der Gutachter mit der Psyche von Andreas P. beschäftigt. Bei den Gesprächen sei der Angeklagte vielen Fragen ausgewichen, so Bachmann. Er habe Dinge angedeutet, sie dann aber nicht zu Ende geführt. Auch sei er oft zwischen verschiedenen Themen hin und her gesprungen. "Es gefällt ihm, die Menschen zu verwirren", sagt der Gutachter, der den Angeklagten das erste Mal bei einem Haftprüfungstermin Ende Juli traf: "Bereits damals hatte ich den Eindruck, dass P. die Anhörung als Bühne benutzt, als eine Machtprobe zwischen ihm und dem Richter." Außerdem hätten die Gespräche gezeigt, dass es P. sehr wichtig sei, was andere über ihnen denken. Auch empfinde er großen Neid gegenüber anderen Menschen.

Prinzipiell sei so eine Persönlichkeitsstörung heilbar. Allerdings spreche die Entwicklung des Angeklagten dagegen. Er sei uneinsichtig und erkenne seine Krankheit nicht an. "Stattdessen spielt er mit seiner Gefährlichkeit", so Bachmann. Der Prozess wird fortgesetzt