In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Der Mann, der für den 7,5 Hektar großen Park mit seinen 6500 Gräbern verantwortlich ist.

Bargteheide. Wolkenverhangener Himmel, Regen, Dunkelheit. Die Zeit zwischen Volkstrauertag und Totensonntag erscheint vielen besonders düster. "Ich kann das verstehen. Und wenn niemand da ist, mit dem man reden kann, kommt einem das wie eine Ewigkeit vor", sagt Kai Passow. Er selbst hat jetzt keine Zeit für trübe Gedanken. Seit sechs Wochen herrscht auf dem Bargteheider Friedhof Hochkonjunktur. Damit die Menschen in Würde trauern können, sind hier alle im Dauereinsatz.

"Der Totensonntag ist neben Ostern für uns der wichtigste Tag", sagt der Friedhofsverwalter, der zurzeit zehn Leute im Einsatz hat. Allein 15 Tonnen Grün galt es zu schneiden und auf die 6500 Gräber und die Beete zu verteilen. "Das war eine Lkw-Ladung", sagt Kai Passow. Dann noch Laub harken, Tannenschmuck stecken, Wege säubern - und das auf 7,5 Hektar Fläche. Ohne die fünf Saisonkräfte wäre es nicht gegangen.

Hat er selbst auch mit angepackt? "Nein. Ich hätte nur alles durcheinander gebracht. Ich bin zu ungeduldig", sagt der Bargteheider, der als Gärtnermeister aber genau weiß, wie Schnitt und Pflege auszusehen haben. "Ich gucke, wenn alles fertig ist. Eben typisch Chef", sagt der Friedhofsverwalter und schmunzelt.

Der eigentliche Grund ist ein anderer. Die Verwaltung lässt für die Arbeit mit Harke und Heckenschere keine Zeit. "Wir müssen wie jede Firma eine Kostenanalyse und eine Kalkulation erstellen. Unser Haushalt umfasst eine halbe Million Euro", sagt Kai Passow und stellt klar: "Da steckt nicht ein Cent Kirchensteuer drin. Das erwirtschaften wir alles selbst." Eine Grabstelle für 30 Jahre kostet 2100 Euro, plus 250 Euro für die jährliche Pflege. Ein Familiengrab für bis zu vier Urnen für 20 Jahre ist mit 1500 Euro und 100 Euro Pflege günstiger.

Der Unterschied zu einer anonymen Urnen-Bestattung ist nicht mehr so groß: 1000 Euro, inklusive einer Mindestpflege. "Das machen wir ganz bewusst so, um den Trend zu stoppen", sagt der Friedhofsverwalter und wird plötzlich ganz ernst: "Mir liegt es am Herzen, dass sich die Menschen nicht so schnell für eine anonyme Bestattung entscheiden." Oft kommen ältere Menschen, die ihre Kinder nicht mit Kosten für Grab und Pflege belasten wollen. Kai Passow: "Das ist schon der falsche Ansatz. Jeder Mensch hat verdient, dass sein Andenken gewahrt bleibt." Seine Berufserfahrung gibt ihm Recht. "In vielen Fällen kommen die Verwandten später und wollen doch einen Stein. Auch für Nachbarn und Freunde, die wissen möchten, wo sie eine Blume hinbringen können. Bei uns auf dem Friedhof ist was los. Die Ersten kommen um 6.30 Uhr, um Blumen zu gießen, die Letzten nachts um halb zwölf, um noch einmal Zwiesprache zu halten."

So ist das Gelände am Glindfelder Weg 24 Stunden geöffnet. "Ich gehe vom Positiven aus. Warum sollen Menschen etwas Schlechtes im Sinn haben?", fragt der Friedhofschef. Dass vor Jahren in der Kapelle eine Satansmesse abgehalten wurde, hat er allerdings nicht vergessen. "Wenn mir jemand verdächtig vorkommt, gehe ich hinterher."

Es gab Phasen, in denen es Kai Passow nicht mehr aushielt, immer mit dem Tod konfrontiert zu sein. "Das ist vorbei", sagt er, "aber wenn es mich wieder einholt, drehe ich eine Runde über den Friedhof und sehe die Hasen hoppeln und höre die Vögel zwitschern." Die Natur tröstet ihn.

Der Fußball macht ihm Freude. 13 Jahre hat er Jugendmannschaften vom TSV Bargteheide trainiert. Von Anfang mit dabei: Sohn Kevin. "Der hat schon mit drei Jahren gekickt. Jetzt ist er im Tor", sagt der Vater, der als Betreuer am Spielfeldrand steht, wenn seine Jungs in der B-Jugend mitmischen. Und dann ist da noch Rauhaardackel Louis. Er liebt es, mit Herrchen loszuziehen. Da sind alle trüben Gedanken weggeblasen.