In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist der Anteil der Feuerbestattungen von 25 auf 60 Prozent gestiegen.

Ahrensburg. Es ist ein Raum, von dem ein Leuchten ausgeht. Der freundlich wirkt. Glänzende, champagnerfarbene Fliesen zieren den Boden der Eingangshalle. Weiße Säulen und ein romanischer Bogen schmücken die hohen Wände. Dezente Beleuchtung erzeugt eine warme Atmosphäre. Mit dem Tod hat das auf den ersten Blick nichts zu tun. Obwohl er hier im Ahrensburger Krematorium allgegenwärtig ist.

Dietmar Schmidt ist Besitzer und Betreiber des 700 Quadratmeter großen Einäscherungsbetriebs, der seit gut einem Jahr Feuerbestattungen anbietet. Große alte Laubbäume stehen schützend um das rot geklinkerte Gebäude auf dem Ahrensburger Friedhof. "Es ist eines der modernsten Krematorien in Norddeutschland", sagt er. "Der Einzugsbereich umfasst den Kreis Stormarn, den Südosten des Kreises Segebergs, den Westen des Kreises Herzogtum Lauenburg und Teile Hamburgs."

Rund 1200 Einäscherungen hat es im Ahrensburger Krematorium bisher gegeben. Tendenz steigend. Die Gründe seien vielfältig. "Unsere Bevölkerung wird immer älter. Und der Familienbegriff hat sich gewandelt." Häufig lebten die Kinder in der ganzen Welt verstreut und wollten somit nichts mit der Grabpflege ihrer Verwandten zu tun haben.

Oder sie können es sich nicht leisten. Denn auch Geld spielt bei der Frage der Bestattungsform eine wichtige Rolle. "Immer häufiger werden Feuerbestattungen den Erdbestattungen aus Kostengründen vorgezogen", sagt Joachim Gersch, Friedhofsverwalter in Ahrensburg. Ein Urnengemeinschaftsgrab ist günstiger als ein Einzelgrab. "Vor 20 Jahren waren etwa 25 Prozent der Bestattungen in Ahrensburg Einäscherungen. Heute sind es rund 60 Prozent." Er gehe davon aus, dass diese Zahl weiter steigt: "Feuerbestattungen haben eine gewachsene Akzeptanz erfahren." Das kann Dietmar Schmidt bestätigen: "Die Haltung zu Krematorien hat sich stark verändert. Viele haben ihre Scheu ablegt und beschäftigen sich intensiver mit dem Thema Tod." Das habe auch der Tag der offenen Tür im Vorjahr gezeigt. "Wir hatten mit rund 600 Besuchern eine Riesen-Resonanz."

Einige Leute hätten immer noch skurrile Vorstellungen von Krematorien. "Sie erwarten finstere Gänge, dunkle Katakomben und verschlossene Kammern", so Schmidt. Doch im Krematorium Ahrensburg treffen die Gäste auf helle Räume und modernste Technik. "Sie sind befreit von ihrem Albtraum, wenn sie uns besucht haben." Schöne Bilder zu schaffen, das sei ihm wichtig. "Der Schrecken des Todes ist geblieben. Aber ein schön gestaltetes Krematorium hilft den Angehörigen bei ihrer Trauerbewältigung", sagt Schmidt. Dazu zählt auch der Raum, in dem von dem Verstorbenen Abschied genommen werden kann. Zwischen zwei Säulen, auf denen prächtige Blumen stehen. Durch eine große Glasscheibe können die Angehörigen zusehen, wie der Sarg mit einer sogenannten Sargeinfahrmaschine in den Ofen gebracht wird.

In der Leitwarte steuert und überwacht ein Mitarbeiter alle Vorgänge per Computer. In dem Ofen herrschen Temperaturen zwischen 800 und 1100 Grad Celsius. 60 bis 90 Minuten dauert der Einäscherungsvorgang. Mit in den Ofen kommt ein Schamottstein - ein Identifikationsstein -, auf dem die Einäscherungsnummer eingeprägt ist. "So kann die zweifelsfreie Zuordnung der Asche garantiert werden", sagt der Betreiber des Krematoriums. Der Stein kommt zusammen mit der Asche in die Urne. Die Menge der Asche ist unterschiedlich - je nach Größe und Knochenbeschaffenheit des Verstorbenen.

Dietmar Schmidt öffnet die Tür, hinter der sich die moderne Filteranlage und der Ofen befinden. Sauber ist es hier. Nahezu steril. "Die Firma, von der die Anlage stammt, ist Marktführer in diesem Segment." Auch in Bangkok habe das Unternehmen zwei Krematorien errichtet. "Eins für die Bevölkerung und eins fürs Königshaus", sagt er.

Die moderne Technik sorge dafür, dass die heißen Abgase in einem Abgaswärmetauscher auf etwa 100 Grad Celsius abgekühlt werden. Anschließend werde der Grobstaub vom Abgas getrennt, Schadstoffe werden gefiltert. "Sollte sich über dem Schornstein doch mal eine weiße Wolke zeigen, so ist das lediglich kondensierender Wasserdampf, wie ihn auch jede Hausheizung produziert."

Schmidt deutet auf einen Metallkasten am Ofen: "Hier fällt die Asche rein." Bevor sie in die Urne kommt, gibt es jedoch noch einiges zu tun. Zunächst werde die Asche in einer Metallschale zum Abkühlen auf einen Sortiertisch gestellt. Mit einem Handmagnet werden die Sargnägel und andere magnetische Teile aussortiert. Die nichtmagnetischen Gegenstände, wie zum Beispiel künstliche Hüftgelenke, werden per Hand entnommen. "Sie werden von Fachbetrieben entsorgt und recycelt", sagt er. Der Erlös der zurückgewonnen Edelmetalle werde an eine gemeinnützige Einrichtung weitergegeben.

Der Weg zurück zur Eingangshalle führt am Kühlraum vorbei, in dem bis zu 50 Särge eingestellt werden können. Hier werden sie aufbewahrt bis zur Einäscherung. Für Dietmar Schmidt gehört der Anblick von Särgen zu seinem täglichen Geschäft. So wie der Tod. "Unser höchstes Ziel ist ein würdevoller Umgang mit Menschen über den Tod hinaus", sagt er. Den Schmerz der Trauernden, die einen geliebten Menschen verloren haben, kann Dietmar Schmidt sicher nicht lindern. Aber er kann den Angehörigen in seinem Krematorium einen würdevollen Abschied ermöglichen. An einem Ort, der Ruhe und Zuversicht ausstrahlt.